Vorgebirge, von Zeit zu Zeit Reisen, bald weite, bald kurze, zum Theil auf Kosten und Veranstaltung der Com- pagnie, zum Theil von Privat-Personen, einige in großer, andere in kleiner Gesellschaft, auch in diese nördlichen Länder (von Reisen in die süd-östlichen Gegenden habe ich vorhin erzählt) zu diesem Ende angestellt. Die, welche zu meiner Kenntniß gekommen sind, will ich kürz- lich beschreiben.
Im Jahr 1669 geschah eine solche Reise nach der Saldanhabay, welche bey dieser Gelegenheit von der Holländischen Compagnie zuerst in Besitz genommen wur- de. Im Jahr 1670 wurden zwey Sergeanten, Nah- mens Kruydhof und Kruse, nach der Muschelbay und Helenenbay geschickt; von beyden nahm man damahls ebenfalls Besitz. Im Jahr 1683 machte der Fähnrich Olof Berg eine Reise nach dem Namaquaslande. Einige Jahre hernach, 1685, machte der Gouverneur Simon van der Stell selbst eine sehr lange und weite Reise ins Land der Namaquas bis an den Wendezirkel. Er hatte sechs und funfzig Europäer, zwey Makassaren, drey Sklaven, sechs Bürger, zwey Feldstücke, acht Karren, sieben Wagen, ohne der Bürger eigne Wagen, ein Bot, eine Menge Zugochsen, Pferde, Proviant, Pulver, Gewehr und mancherley Waaren zum Tauschhandel mit sich. Der Hauptgegenstand dieser Reise waren die Kup- ferberge; man wollte untersuchen, ob das Erz die Ko- sten des Ausgrabens, Schmelzens und Bearbeitens be- zahlen, ob man dazu hinreichend Holz und Wasser haben, oder ob in der Nähe ein Hafen, wo das Erz zu Schiffe abgehohlt werden könnte, seyn würde. Die Reise währte funfzehn Wochen.
Während der Zeit, da im Anfange des jetzigen Jahrhunderts den Kolonisten der Tauschhandel mit den
Hotten-
Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
Vorgebirge, von Zeit zu Zeit Reiſen, bald weite, bald kurze, zum Theil auf Koſten und Veranſtaltung der Com- pagnie, zum Theil von Privat-Perſonen, einige in großer, andere in kleiner Geſellſchaft, auch in dieſe noͤrdlichen Laͤnder (von Reiſen in die ſuͤd-oͤſtlichen Gegenden habe ich vorhin erzaͤhlt) zu dieſem Ende angeſtellt. Die, welche zu meiner Kenntniß gekommen ſind, will ich kuͤrz- lich beſchreiben.
Im Jahr 1669 geſchah eine ſolche Reiſe nach der Saldanhabay, welche bey dieſer Gelegenheit von der Hollaͤndiſchen Compagnie zuerſt in Beſitz genommen wur- de. Im Jahr 1670 wurden zwey Sergeanten, Nah- mens Kruydhof und Kruſe, nach der Muſchelbay und Helenenbay geſchickt; von beyden nahm man damahls ebenfalls Beſitz. Im Jahr 1683 machte der Faͤhnrich Olof Berg eine Reiſe nach dem Namaquaslande. Einige Jahre hernach, 1685, machte der Gouverneur Simon van der Stell ſelbſt eine ſehr lange und weite Reiſe ins Land der Namaquas bis an den Wendezirkel. Er hatte ſechs und funfzig Europaͤer, zwey Makaſſaren, drey Sklaven, ſechs Buͤrger, zwey Feldſtuͤcke, acht Karren, ſieben Wagen, ohne der Buͤrger eigne Wagen, ein Bot, eine Menge Zugochſen, Pferde, Proviant, Pulver, Gewehr und mancherley Waaren zum Tauſchhandel mit ſich. Der Hauptgegenſtand dieſer Reiſe waren die Kup- ferberge; man wollte unterſuchen, ob das Erz die Ko- ſten des Ausgrabens, Schmelzens und Bearbeitens be- zahlen, ob man dazu hinreichend Holz und Waſſer haben, oder ob in der Naͤhe ein Hafen, wo das Erz zu Schiffe abgehohlt werden koͤnnte, ſeyn wuͤrde. Die Reiſe waͤhrte funfzehn Wochen.
Waͤhrend der Zeit, da im Anfange des jetzigen Jahrhunderts den Koloniſten der Tauſchhandel mit den
Hotten-
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0514"n="176"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu <placeName>Cap</placeName></hi></fw><lb/>
Vorgebirge, von Zeit zu Zeit Reiſen, bald weite, bald<lb/>
kurze, zum Theil auf Koſten und Veranſtaltung der Com-<lb/>
pagnie, zum Theil von Privat-Perſonen, einige in großer,<lb/>
andere in kleiner Geſellſchaft, auch in dieſe noͤrdlichen<lb/>
Laͤnder (von Reiſen in die ſuͤd-oͤſtlichen Gegenden habe<lb/>
ich vorhin erzaͤhlt) zu dieſem Ende angeſtellt. Die,<lb/>
welche zu meiner Kenntniß gekommen ſind, will ich kuͤrz-<lb/>
lich beſchreiben.</p><lb/><p>Im Jahr 1669 geſchah eine ſolche Reiſe nach der<lb/><placeName>Saldanhabay</placeName>, welche bey dieſer Gelegenheit von der<lb/>
Hollaͤndiſchen Compagnie zuerſt in Beſitz genommen wur-<lb/>
de. Im Jahr 1670 wurden zwey Sergeanten, Nah-<lb/>
mens <persName>Kruydhof</persName> und <persName>Kruſe</persName>, nach der <placeName>Muſchelbay</placeName> und<lb/><placeName>Helenenbay</placeName> geſchickt; von beyden nahm man damahls<lb/>
ebenfalls Beſitz. Im Jahr 1683 machte der Faͤhnrich<lb/><persName>Olof Berg</persName> eine Reiſe nach dem <placeName>Namaquaslande</placeName>. Einige<lb/>
Jahre hernach, 1685, machte der Gouverneur <persName>Simon<lb/>
van der Stell</persName>ſelbſt eine ſehr lange und weite Reiſe ins<lb/>
Land der Namaquas bis an den Wendezirkel. Er hatte<lb/>ſechs und funfzig Europaͤer, zwey Makaſſaren, drey<lb/>
Sklaven, ſechs Buͤrger, zwey Feldſtuͤcke, acht Karren,<lb/>ſieben Wagen, ohne der Buͤrger eigne Wagen, ein Bot,<lb/>
eine Menge Zugochſen, Pferde, Proviant, Pulver,<lb/>
Gewehr und mancherley Waaren zum Tauſchhandel mit<lb/>ſich. Der Hauptgegenſtand dieſer Reiſe waren die <placeName>Kup-<lb/>
ferberge</placeName>; man wollte unterſuchen, ob das Erz die Ko-<lb/>ſten des Ausgrabens, Schmelzens und Bearbeitens be-<lb/>
zahlen, ob man dazu hinreichend Holz und Waſſer haben,<lb/>
oder ob in der Naͤhe ein Hafen, wo das Erz zu Schiffe<lb/>
abgehohlt werden koͤnnte, ſeyn wuͤrde. Die Reiſe<lb/>
waͤhrte funfzehn Wochen.</p><lb/><p>Waͤhrend der Zeit, da im Anfange des jetzigen<lb/>
Jahrhunderts den Koloniſten der Tauſchhandel mit den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hotten-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[176/0514]
Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
Vorgebirge, von Zeit zu Zeit Reiſen, bald weite, bald
kurze, zum Theil auf Koſten und Veranſtaltung der Com-
pagnie, zum Theil von Privat-Perſonen, einige in großer,
andere in kleiner Geſellſchaft, auch in dieſe noͤrdlichen
Laͤnder (von Reiſen in die ſuͤd-oͤſtlichen Gegenden habe
ich vorhin erzaͤhlt) zu dieſem Ende angeſtellt. Die,
welche zu meiner Kenntniß gekommen ſind, will ich kuͤrz-
lich beſchreiben.
Im Jahr 1669 geſchah eine ſolche Reiſe nach der
Saldanhabay, welche bey dieſer Gelegenheit von der
Hollaͤndiſchen Compagnie zuerſt in Beſitz genommen wur-
de. Im Jahr 1670 wurden zwey Sergeanten, Nah-
mens Kruydhof und Kruſe, nach der Muſchelbay und
Helenenbay geſchickt; von beyden nahm man damahls
ebenfalls Beſitz. Im Jahr 1683 machte der Faͤhnrich
Olof Berg eine Reiſe nach dem Namaquaslande. Einige
Jahre hernach, 1685, machte der Gouverneur Simon
van der Stell ſelbſt eine ſehr lange und weite Reiſe ins
Land der Namaquas bis an den Wendezirkel. Er hatte
ſechs und funfzig Europaͤer, zwey Makaſſaren, drey
Sklaven, ſechs Buͤrger, zwey Feldſtuͤcke, acht Karren,
ſieben Wagen, ohne der Buͤrger eigne Wagen, ein Bot,
eine Menge Zugochſen, Pferde, Proviant, Pulver,
Gewehr und mancherley Waaren zum Tauſchhandel mit
ſich. Der Hauptgegenſtand dieſer Reiſe waren die Kup-
ferberge; man wollte unterſuchen, ob das Erz die Ko-
ſten des Ausgrabens, Schmelzens und Bearbeitens be-
zahlen, ob man dazu hinreichend Holz und Waſſer haben,
oder ob in der Naͤhe ein Hafen, wo das Erz zu Schiffe
abgehohlt werden koͤnnte, ſeyn wuͤrde. Die Reiſe
waͤhrte funfzehn Wochen.
Waͤhrend der Zeit, da im Anfange des jetzigen
Jahrhunderts den Koloniſten der Tauſchhandel mit den
Hotten-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/514>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.