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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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nach der dritten Afrikanischen Reise.

Die Trägheit, Unthätigkeit und Unempfindlichkeit
der meisten Hottentotten ist in der That so übertrieben
groß, daß sie bey dem Viehe fast nicht ärger seyn kann.
Viele schlafen ihre ganze Lebenszeit, und lassen sich bloß
durch unüberwindlichen Hunger aufwecken, der sie end-
lich zwingt aufzustehen, um Speise zu suchen und zu
essen. Wenn sie ein Wildpret erjagt haben, lagern sie
sich um ein gemeinschaftliches Feuer, und wechseln mit
Braten, Essen und Schlafen so lange ab, als noch das
Geringste zu verzehren übrig ist, und bis sie der Hunger
wieder wegtreibt.

Bey so in Faulheit versunkenen und von Unflath
überzognen Leuten sollte man wohl nicht erwarten, die
mindeste Spur von Hoffart oder Eitelkeit anzutreffen.
Und doch zeigen sich diese Eigenschaften auch bey diesen
elendesten unter den Menschen. Denn sie schmücken
sich nicht nur, wie ich schon verschiedentlich bemerkt habe,
am ganzen Leibe mit allerhand, ihrer Meinung nach,
putzenden Sachen, sondern bemahlen sich auch, wenn
sie Besuch von Fremden bekommen, das Gesicht mit
mancherley Figuren in brauner oder schwarzer Farbe.

Die erstaunliche Trägheit der Hottentotten ist auch
die Ursache, daß man wenig oder gar keine Religion bey
ihnen antrifft. Es scheint zwar, als wenn sie nicht ganz
ohne Begriff von einem mächtigen höhern Wesen wären,
auch das Leben der Seele nach der Trennung vom Kör-
per erkennten. Aber sie beweisen gar keinem göttlich
seyn sollenden Wesen irgend eine Art der Verehrung, ha-
ben gar keine gottesdienstliche Plätze oder Handlungen,
und nehmen weder auf Belohnung noch Bestrafung nach
dem Tode Rücksicht. Viel deutlichere Vorstellung ha-
ben sie von einem bösen Geiste, den sie glauben, vor
dem sie sich fürchten, und den sie als die Ursache der

nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.

Die Traͤgheit, Unthaͤtigkeit und Unempfindlichkeit
der meiſten Hottentotten iſt in der That ſo uͤbertrieben
groß, daß ſie bey dem Viehe faſt nicht aͤrger ſeyn kann.
Viele ſchlafen ihre ganze Lebenszeit, und laſſen ſich bloß
durch unuͤberwindlichen Hunger aufwecken, der ſie end-
lich zwingt aufzuſtehen, um Speiſe zu ſuchen und zu
eſſen. Wenn ſie ein Wildpret erjagt haben, lagern ſie
ſich um ein gemeinſchaftliches Feuer, und wechſeln mit
Braten, Eſſen und Schlafen ſo lange ab, als noch das
Geringſte zu verzehren uͤbrig iſt, und bis ſie der Hunger
wieder wegtreibt.

Bey ſo in Faulheit verſunkenen und von Unflath
uͤberzognen Leuten ſollte man wohl nicht erwarten, die
mindeſte Spur von Hoffart oder Eitelkeit anzutreffen.
Und doch zeigen ſich dieſe Eigenſchaften auch bey dieſen
elendeſten unter den Menſchen. Denn ſie ſchmuͤcken
ſich nicht nur, wie ich ſchon verſchiedentlich bemerkt habe,
am ganzen Leibe mit allerhand, ihrer Meinung nach,
putzenden Sachen, ſondern bemahlen ſich auch, wenn
ſie Beſuch von Fremden bekommen, das Geſicht mit
mancherley Figuren in brauner oder ſchwarzer Farbe.

Die erſtaunliche Traͤgheit der Hottentotten iſt auch
die Urſache, daß man wenig oder gar keine Religion bey
ihnen antrifft. Es ſcheint zwar, als wenn ſie nicht ganz
ohne Begriff von einem maͤchtigen hoͤhern Weſen waͤren,
auch das Leben der Seele nach der Trennung vom Koͤr-
per erkennten. Aber ſie beweiſen gar keinem goͤttlich
ſeyn ſollenden Weſen irgend eine Art der Verehrung, ha-
ben gar keine gottesdienſtliche Plaͤtze oder Handlungen,
und nehmen weder auf Belohnung noch Beſtrafung nach
dem Tode Ruͤckſicht. Viel deutlichere Vorſtellung ha-
ben ſie von einem boͤſen Geiſte, den ſie glauben, vor
dem ſie ſich fuͤrchten, und den ſie als die Urſache der

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[169/0507] nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe. Die Traͤgheit, Unthaͤtigkeit und Unempfindlichkeit der meiſten Hottentotten iſt in der That ſo uͤbertrieben groß, daß ſie bey dem Viehe faſt nicht aͤrger ſeyn kann. Viele ſchlafen ihre ganze Lebenszeit, und laſſen ſich bloß durch unuͤberwindlichen Hunger aufwecken, der ſie end- lich zwingt aufzuſtehen, um Speiſe zu ſuchen und zu eſſen. Wenn ſie ein Wildpret erjagt haben, lagern ſie ſich um ein gemeinſchaftliches Feuer, und wechſeln mit Braten, Eſſen und Schlafen ſo lange ab, als noch das Geringſte zu verzehren uͤbrig iſt, und bis ſie der Hunger wieder wegtreibt. Bey ſo in Faulheit verſunkenen und von Unflath uͤberzognen Leuten ſollte man wohl nicht erwarten, die mindeſte Spur von Hoffart oder Eitelkeit anzutreffen. Und doch zeigen ſich dieſe Eigenſchaften auch bey dieſen elendeſten unter den Menſchen. Denn ſie ſchmuͤcken ſich nicht nur, wie ich ſchon verſchiedentlich bemerkt habe, am ganzen Leibe mit allerhand, ihrer Meinung nach, putzenden Sachen, ſondern bemahlen ſich auch, wenn ſie Beſuch von Fremden bekommen, das Geſicht mit mancherley Figuren in brauner oder ſchwarzer Farbe. Die erſtaunliche Traͤgheit der Hottentotten iſt auch die Urſache, daß man wenig oder gar keine Religion bey ihnen antrifft. Es ſcheint zwar, als wenn ſie nicht ganz ohne Begriff von einem maͤchtigen hoͤhern Weſen waͤren, auch das Leben der Seele nach der Trennung vom Koͤr- per erkennten. Aber ſie beweiſen gar keinem goͤttlich ſeyn ſollenden Weſen irgend eine Art der Verehrung, ha- ben gar keine gottesdienſtliche Plaͤtze oder Handlungen, und nehmen weder auf Belohnung noch Beſtrafung nach dem Tode Ruͤckſicht. Viel deutlichere Vorſtellung ha- ben ſie von einem boͤſen Geiſte, den ſie glauben, vor dem ſie ſich fuͤrchten, und den ſie als die Urſache der

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/507>, abgerufen am 22.11.2024.