Bey dieser Frau, die uns eine sehr gute Haushäl- terin zu seyn schien, sah ich eine artige Methode, Lin- sen von darunter befindlichem Weitzen zu reinigen. Sie schüttete die Linsen, wie sie waren, ihren Hühnern hin, welche die Weitzenkörner ganz sauber herauslasen, daß auch nicht eins darunter blieb, die Linsen aber nicht an- rührten.
In dieser Gegend kocht man die Blätter des baum- artigen Indigo (Indigofera arborea), und hält das De- coct davon für ein gutes Mittel gegen den Stein.
Die Gebirgslagen neigen sich hier sehr, und sind dabey auch ungemein unregelmäßig. Die Bergstrecken krümmen sich hier auch ansehnlich nach Osten.
Nachdem wir hier einen Hammel gekauft, ge- schlachtet und in seinem eignen Felle eingesalzen hatten, reiseten wir weiter, bis wir zu dem so genannten verkehr- ten Thale (Verkeerde Valley) kamen. Dies ist eine der schönsten Stellen, die ich im ganzen Lande gesehen habe. Das Thal ist auf beyden Seiten mit Bergen um- geben, ist sehr grasreich, und hat einen Morast, der so viel Wasser enthält, daß man ihn mit einem kleinen Landsee vergleichen könnte. Uns reitzte dieser angenehme Ort, ob er gleich unbewohnt war, da einige Tage aus- zuruhen, unser eingepökeltes Hammelfleisch in stiller Ein- samkeit zu verzehren, und unsre seit einiger Zeit zusam- mengebrachten Sammlungen durchzusehen, und in Ord- nung zu bringen. Auch hatten unsre Pferde und Ochsen nöthig, einmahl auszuruhen und sich zu erhohlen.
Den 14. December kamen wir durch ein im Ge- birge belegenes Thal, das man die Straße (S[t]raet) nennt, zu dem Kolonisten de Voß am Hexenflusse (Hex- Rivier). Nun langten wir also, um so zu sagen, wie- der in der Christenheit an, das nenne ich in solchen Ge-
Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Bey dieſer Frau, die uns eine ſehr gute Haushaͤl- terin zu ſeyn ſchien, ſah ich eine artige Methode, Lin- ſen von darunter befindlichem Weitzen zu reinigen. Sie ſchuͤttete die Linſen, wie ſie waren, ihren Huͤhnern hin, welche die Weitzenkoͤrner ganz ſauber herauslaſen, daß auch nicht eins darunter blieb, die Linſen aber nicht an- ruͤhrten.
In dieſer Gegend kocht man die Blaͤtter des baum- artigen Indigo (Indigofera arborea), und haͤlt das De- coct davon fuͤr ein gutes Mittel gegen den Stein.
Die Gebirgslagen neigen ſich hier ſehr, und ſind dabey auch ungemein unregelmaͤßig. Die Bergſtrecken kruͤmmen ſich hier auch anſehnlich nach Oſten.
Nachdem wir hier einen Hammel gekauft, ge- ſchlachtet und in ſeinem eignen Felle eingeſalzen hatten, reiſeten wir weiter, bis wir zu dem ſo genannten verkehr- ten Thale (Verkeerde Valley) kamen. Dies iſt eine der ſchoͤnſten Stellen, die ich im ganzen Lande geſehen habe. Das Thal iſt auf beyden Seiten mit Bergen um- geben, iſt ſehr grasreich, und hat einen Moraſt, der ſo viel Waſſer enthaͤlt, daß man ihn mit einem kleinen Landſee vergleichen koͤnnte. Uns reitzte dieſer angenehme Ort, ob er gleich unbewohnt war, da einige Tage aus- zuruhen, unſer eingepoͤkeltes Hammelfleiſch in ſtiller Ein- ſamkeit zu verzehren, und unſre ſeit einiger Zeit zuſam- mengebrachten Sammlungen durchzuſehen, und in Ord- nung zu bringen. Auch hatten unſre Pferde und Ochſen noͤthig, einmahl auszuruhen und ſich zu erhohlen.
Den 14. December kamen wir durch ein im Ge- birge belegenes Thal, das man die Straße (S[t]raet) nennt, zu dem Koloniſten de Voß am Hexenfluſſe (Hex- Rivier). Nun langten wir alſo, um ſo zu ſagen, wie- der in der Chriſtenheit an, das nenne ich in ſolchen Ge-
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Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Bey dieſer Frau, die uns eine ſehr gute Haushaͤl-
terin zu ſeyn ſchien, ſah ich eine artige Methode, Lin-
ſen von darunter befindlichem Weitzen zu reinigen. Sie
ſchuͤttete die Linſen, wie ſie waren, ihren Huͤhnern hin,
welche die Weitzenkoͤrner ganz ſauber herauslaſen, daß
auch nicht eins darunter blieb, die Linſen aber nicht an-
ruͤhrten.
In dieſer Gegend kocht man die Blaͤtter des baum-
artigen Indigo (Indigofera arborea), und haͤlt das De-
coct davon fuͤr ein gutes Mittel gegen den Stein.
Die Gebirgslagen neigen ſich hier ſehr, und ſind
dabey auch ungemein unregelmaͤßig. Die Bergſtrecken
kruͤmmen ſich hier auch anſehnlich nach Oſten.
Nachdem wir hier einen Hammel gekauft, ge-
ſchlachtet und in ſeinem eignen Felle eingeſalzen hatten,
reiſeten wir weiter, bis wir zu dem ſo genannten verkehr-
ten Thale (Verkeerde Valley) kamen. Dies iſt eine
der ſchoͤnſten Stellen, die ich im ganzen Lande geſehen
habe. Das Thal iſt auf beyden Seiten mit Bergen um-
geben, iſt ſehr grasreich, und hat einen Moraſt, der
ſo viel Waſſer enthaͤlt, daß man ihn mit einem kleinen
Landſee vergleichen koͤnnte. Uns reitzte dieſer angenehme
Ort, ob er gleich unbewohnt war, da einige Tage aus-
zuruhen, unſer eingepoͤkeltes Hammelfleiſch in ſtiller Ein-
ſamkeit zu verzehren, und unſre ſeit einiger Zeit zuſam-
mengebrachten Sammlungen durchzuſehen, und in Ord-
nung zu bringen. Auch hatten unſre Pferde und Ochſen
noͤthig, einmahl auszuruhen und ſich zu erhohlen.
Den 14. December kamen wir durch ein im Ge-
birge belegenes Thal, das man die Straße (Straet)
nennt, zu dem Koloniſten de Voß am Hexenfluſſe (Hex-
Rivier). Nun langten wir alſo, um ſo zu ſagen, wie-
der in der Chriſtenheit an, das nenne ich in ſolchen Ge-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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