Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Rückreise aus dem Rockenlande nach Cap.
der Capstadt reisen wollte, und versprochen hatte, uns
mit seinen Zugochsen durch das vor uns liegende äußerst
dürre Karro zu helfen. Da er aber ausblieb, und dieser
Lagerplatz von der Beschaffenheit war, daß wir so wohl
als unsre Thiere Gefahr liefen, nicht nur zu verhungern,
sondern auch vor Durst umzukommen, sahen wir uns
in der Nothwendigkeit uns anzugreifen, und von eilf
Uhr des Nachts bis den andern Morgen zu reisen, da
wir zu einem kleinen Bache kamen, in dessen Nähe ein
kleiner einzelner Berg liegt, welcher den Nahmen Pfer-
deberg
(Paerde-Berg) führt.

Die jetzt von uns zurückgelegte Strecke Landes ist
mit kleinen Bergen und in die Länge fortgehenden Anhö-
hen angefüllt, die zum Theil von einander abgesondert
sind, zum Theil zusammenhangen, und in west-nord-
westlicher Richtung gegen die Berge im Rockenlande und
Bocklande hinlaufen. Das wenige Wasser, welches
sich hier an einigen wenigen Stellen und in kleinen Löchern
findet, ist nicht nur salzig, sondern auch von Lehmerde
und andrer Unreinlichkeit so dick und trübe, daß wir ein
Schnupftuch darüber legen, und dadurch ein wenig mit
dem Munde einsaugen mußten. Es giebt zwar noch ei-
nen andern Weg, etwas weiter unterwärts, der weniger
Berge hat, auch ebener, zugleich aber noch ärmer an
Wasser ist.

Nun kamen wir zum Dornflusse (Doorn-Rivier).
Fast ganz bis hieher senkt das Karroland sich allmählig
von den Bergen im Rockenlande nach denen im Bocklan-
de
, und ist beynahe ganz ohne Büsche.

Weiter ging die Reise durch ein, von den zwischen
dem Karro und dem Bocklande liegenden Bergen gebilde-
tes Thal zu einem der Wittwe van der Merwel gehöri-
gen Hofe, wo wir uns zwey Tage aufhielten.


Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande nach Cap.
der Capſtadt reiſen wollte, und verſprochen hatte, uns
mit ſeinen Zugochſen durch das vor uns liegende aͤußerſt
duͤrre Karro zu helfen. Da er aber ausblieb, und dieſer
Lagerplatz von der Beſchaffenheit war, daß wir ſo wohl
als unſre Thiere Gefahr liefen, nicht nur zu verhungern,
ſondern auch vor Durſt umzukommen, ſahen wir uns
in der Nothwendigkeit uns anzugreifen, und von eilf
Uhr des Nachts bis den andern Morgen zu reiſen, da
wir zu einem kleinen Bache kamen, in deſſen Naͤhe ein
kleiner einzelner Berg liegt, welcher den Nahmen Pfer-
deberg
(Paerde-Berg) fuͤhrt.

Die jetzt von uns zuruͤckgelegte Strecke Landes iſt
mit kleinen Bergen und in die Laͤnge fortgehenden Anhoͤ-
hen angefuͤllt, die zum Theil von einander abgeſondert
ſind, zum Theil zuſammenhangen, und in weſt-nord-
weſtlicher Richtung gegen die Berge im Rockenlande und
Bocklande hinlaufen. Das wenige Waſſer, welches
ſich hier an einigen wenigen Stellen und in kleinen Loͤchern
findet, iſt nicht nur ſalzig, ſondern auch von Lehmerde
und andrer Unreinlichkeit ſo dick und truͤbe, daß wir ein
Schnupftuch daruͤber legen, und dadurch ein wenig mit
dem Munde einſaugen mußten. Es giebt zwar noch ei-
nen andern Weg, etwas weiter unterwaͤrts, der weniger
Berge hat, auch ebener, zugleich aber noch aͤrmer an
Waſſer iſt.

Nun kamen wir zum Dornfluſſe (Doorn-Rivier).
Faſt ganz bis hieher ſenkt das Karroland ſich allmaͤhlig
von den Bergen im Rockenlande nach denen im Bocklan-
de
, und iſt beynahe ganz ohne Buͤſche.

Weiter ging die Reiſe durch ein, von den zwiſchen
dem Karro und dem Bocklande liegenden Bergen gebilde-
tes Thal zu einem der Wittwe van der Merwel gehoͤri-
gen Hofe, wo wir uns zwey Tage aufhielten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0493" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e aus dem <placeName>Rockenlande</placeName> nach <placeName>Cap</placeName>.</hi></fw><lb/>
der <placeName>Cap&#x017F;tadt</placeName> rei&#x017F;en wollte, und ver&#x017F;prochen hatte, uns<lb/>
mit &#x017F;einen Zugoch&#x017F;en durch das vor uns liegende a&#x0364;ußer&#x017F;t<lb/>
du&#x0364;rre Karro zu helfen. Da er aber ausblieb, und die&#x017F;er<lb/>
Lagerplatz von der Be&#x017F;chaffenheit war, daß wir &#x017F;o wohl<lb/>
als un&#x017F;re Thiere Gefahr liefen, nicht nur zu verhungern,<lb/>
&#x017F;ondern auch vor Dur&#x017F;t umzukommen, &#x017F;ahen wir uns<lb/>
in der Nothwendigkeit uns anzugreifen, und von eilf<lb/>
Uhr des Nachts bis den andern Morgen zu rei&#x017F;en, da<lb/>
wir zu einem kleinen Bache kamen, in de&#x017F;&#x017F;en Na&#x0364;he ein<lb/>
kleiner einzelner Berg liegt, welcher den Nahmen <placeName>Pfer-<lb/>
deberg</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Paerde-Berg</placeName></hi>) fu&#x0364;hrt.</p><lb/>
          <p>Die jetzt von uns zuru&#x0364;ckgelegte Strecke Landes i&#x017F;t<lb/>
mit kleinen Bergen und in die La&#x0364;nge fortgehenden Anho&#x0364;-<lb/>
hen angefu&#x0364;llt, die zum Theil von einander abge&#x017F;ondert<lb/>
&#x017F;ind, zum Theil zu&#x017F;ammenhangen, und in we&#x017F;t-nord-<lb/>
we&#x017F;tlicher Richtung gegen die Berge im <placeName>Rockenlande</placeName> und<lb/><placeName>Bocklande</placeName> hinlaufen. Das wenige Wa&#x017F;&#x017F;er, welches<lb/>
&#x017F;ich hier an einigen wenigen Stellen und in kleinen Lo&#x0364;chern<lb/>
findet, i&#x017F;t nicht nur &#x017F;alzig, &#x017F;ondern auch von Lehmerde<lb/>
und andrer Unreinlichkeit &#x017F;o dick und tru&#x0364;be, daß wir ein<lb/>
Schnupftuch daru&#x0364;ber legen, und dadurch ein wenig mit<lb/>
dem Munde ein&#x017F;augen mußten. Es giebt zwar noch ei-<lb/>
nen andern Weg, etwas weiter unterwa&#x0364;rts, der weniger<lb/>
Berge hat, auch ebener, zugleich aber noch a&#x0364;rmer an<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Nun kamen wir zum <placeName>Dornflu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Doorn-Rivier</placeName></hi>).<lb/>
Fa&#x017F;t ganz bis hieher &#x017F;enkt das <placeName>Karroland</placeName> &#x017F;ich allma&#x0364;hlig<lb/>
von den Bergen im <placeName>Rockenlande</placeName> nach denen im <placeName>Bocklan-<lb/>
de</placeName>, und i&#x017F;t beynahe ganz ohne Bu&#x0364;&#x017F;che.</p><lb/>
          <p>Weiter ging die Rei&#x017F;e durch ein, von den zwi&#x017F;chen<lb/>
dem <placeName>Karro</placeName> und dem <placeName>Bocklande</placeName> liegenden Bergen gebilde-<lb/>
tes Thal zu einem der Wittwe <persName>van der Merwel</persName> geho&#x0364;ri-<lb/>
gen Hofe, wo wir uns zwey Tage aufhielten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0493] Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande nach Cap. der Capſtadt reiſen wollte, und verſprochen hatte, uns mit ſeinen Zugochſen durch das vor uns liegende aͤußerſt duͤrre Karro zu helfen. Da er aber ausblieb, und dieſer Lagerplatz von der Beſchaffenheit war, daß wir ſo wohl als unſre Thiere Gefahr liefen, nicht nur zu verhungern, ſondern auch vor Durſt umzukommen, ſahen wir uns in der Nothwendigkeit uns anzugreifen, und von eilf Uhr des Nachts bis den andern Morgen zu reiſen, da wir zu einem kleinen Bache kamen, in deſſen Naͤhe ein kleiner einzelner Berg liegt, welcher den Nahmen Pfer- deberg (Paerde-Berg) fuͤhrt. Die jetzt von uns zuruͤckgelegte Strecke Landes iſt mit kleinen Bergen und in die Laͤnge fortgehenden Anhoͤ- hen angefuͤllt, die zum Theil von einander abgeſondert ſind, zum Theil zuſammenhangen, und in weſt-nord- weſtlicher Richtung gegen die Berge im Rockenlande und Bocklande hinlaufen. Das wenige Waſſer, welches ſich hier an einigen wenigen Stellen und in kleinen Loͤchern findet, iſt nicht nur ſalzig, ſondern auch von Lehmerde und andrer Unreinlichkeit ſo dick und truͤbe, daß wir ein Schnupftuch daruͤber legen, und dadurch ein wenig mit dem Munde einſaugen mußten. Es giebt zwar noch ei- nen andern Weg, etwas weiter unterwaͤrts, der weniger Berge hat, auch ebener, zugleich aber noch aͤrmer an Waſſer iſt. Nun kamen wir zum Dornfluſſe (Doorn-Rivier). Faſt ganz bis hieher ſenkt das Karroland ſich allmaͤhlig von den Bergen im Rockenlande nach denen im Bocklan- de, und iſt beynahe ganz ohne Buͤſche. Weiter ging die Reiſe durch ein, von den zwiſchen dem Karro und dem Bocklande liegenden Bergen gebilde- tes Thal zu einem der Wittwe van der Merwel gehoͤri- gen Hofe, wo wir uns zwey Tage aufhielten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/493
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/493>, abgerufen am 10.06.2024.