Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Dritte Abtheilung. Zweyter Abschnitt. Eisen beschlagen, das an einem Knochen fest gebundenist, der einen Finger lang, und an dessen Ende ein Rohr befestiget ist. Dies Eisen so wohl, als die Schnur oder das Strick, womit es an den Knochen gebunden ist, bestreichen sie hernach mit zubereitetem Schlangen- gifte. Die Buschmänner sind die geübtesten Schützen unter allen Hottentotten, und man sagt, daß sie ihre Pfeile zweyhundert und achtzig Schritt weit schießen können. Eben so gut wissen sie auch, wie die Paviane, wenn man mit Steinen nach ihnen wirft, mit der größ- ten Geschwindigkeit und Behendigkeit den auf sie ge- schoßnen Pfeilen auszuweichen; und wenn sie die Flin- tenkugeln der Europäer nur sehen könnten, würden sie es sich zutrauen, auch diesen auszuweichen. Im Laufen haben sie solche Fertigkeit, daß sie von niemand darin übertroffen werden, sondern es beynahe länger als ein Pferd aushalten können. Auf ebenem Felde kann man sie zu Pferde wohl einhohlen; kaum aber, wenn der Weg steinig ist, und niemahls an bergigen Orten. Hunger können die Buschhottentotten ebenfalls sehr Wenn ein Buschmann eine Schlange gefangen Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Eiſen beſchlagen, das an einem Knochen feſt gebundeniſt, der einen Finger lang, und an deſſen Ende ein Rohr befeſtiget iſt. Dies Eiſen ſo wohl, als die Schnur oder das Strick, womit es an den Knochen gebunden iſt, beſtreichen ſie hernach mit zubereitetem Schlangen- gifte. Die Buſchmaͤnner ſind die geuͤbteſten Schuͤtzen unter allen Hottentotten, und man ſagt, daß ſie ihre Pfeile zweyhundert und achtzig Schritt weit ſchießen koͤnnen. Eben ſo gut wiſſen ſie auch, wie die Paviane, wenn man mit Steinen nach ihnen wirft, mit der groͤß- ten Geſchwindigkeit und Behendigkeit den auf ſie ge- ſchoßnen Pfeilen auszuweichen; und wenn ſie die Flin- tenkugeln der Europaͤer nur ſehen koͤnnten, wuͤrden ſie es ſich zutrauen, auch dieſen auszuweichen. Im Laufen haben ſie ſolche Fertigkeit, daß ſie von niemand darin uͤbertroffen werden, ſondern es beynahe laͤnger als ein Pferd aushalten koͤnnen. Auf ebenem Felde kann man ſie zu Pferde wohl einhohlen; kaum aber, wenn der Weg ſteinig iſt, und niemahls an bergigen Orten. Hunger koͤnnen die Buſchhottentotten ebenfalls ſehr Wenn ein Buſchmann eine Schlange gefangen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0476" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Eiſen beſchlagen, das an einem Knochen feſt gebunden<lb/> iſt, der einen Finger lang, und an deſſen Ende ein<lb/> Rohr befeſtiget iſt. Dies Eiſen ſo wohl, als die Schnur<lb/> oder das Strick, womit es an den Knochen gebunden<lb/> iſt, beſtreichen ſie hernach mit zubereitetem Schlangen-<lb/> gifte. Die Buſchmaͤnner ſind die geuͤbteſten Schuͤtzen<lb/> unter allen Hottentotten, und man ſagt, daß ſie ihre<lb/> Pfeile zweyhundert und achtzig Schritt weit ſchießen<lb/> koͤnnen. Eben ſo gut wiſſen ſie auch, wie die Paviane,<lb/> wenn man mit Steinen nach ihnen wirft, mit der groͤß-<lb/> ten Geſchwindigkeit und Behendigkeit den auf ſie ge-<lb/> ſchoßnen Pfeilen auszuweichen; und wenn ſie die Flin-<lb/> tenkugeln der Europaͤer nur ſehen koͤnnten, wuͤrden<lb/> ſie es ſich zutrauen, auch dieſen auszuweichen. Im<lb/> Laufen haben ſie ſolche Fertigkeit, daß ſie von niemand<lb/> darin uͤbertroffen werden, ſondern es beynahe laͤnger als<lb/> ein Pferd aushalten koͤnnen. Auf ebenem Felde kann<lb/> man ſie zu Pferde wohl einhohlen; kaum aber, wenn<lb/> der Weg ſteinig iſt, und niemahls an bergigen Orten.</p><lb/> <p>Hunger koͤnnen die Buſchhottentotten ebenfalls ſehr<lb/> lange aushalten. Dagegen ſind ſie aber auch im Stande,<lb/> wenn ſo viel da iſt, unglaublich viel zu eſſen, und eben<lb/> dadurch wird ihnen der Unterleib ſo erſtaunlich ausge-<lb/> dehnt. Wenn ſie Hunger leiden muͤſſen, binden ſie einen<lb/> Riemen um den Leib, und ſchnuͤren ſich denſelben nach<lb/> und nach ſo zu, daß der Nabel endlich gegen den Ruͤck-<lb/> grad zu ſitzen kommt.</p><lb/> <p>Wenn ein Buſchmann eine Schlange gefangen<lb/> und getoͤdtet hat, ſchneidet er ihr den Kopf nicht ab, ſon-<lb/> dern beißt ihn mit den Zaͤhnen ab, ſchneidet darauf die<lb/> Giftblaſe heraus, und trocknet das Gift ein wenig an<lb/> der Sonne, bis es zaͤhe wird. Hernach thut er den<lb/> Saft irgend eines giftigen Baums, gewoͤhnlich vom gif-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0476]
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Eiſen beſchlagen, das an einem Knochen feſt gebunden
iſt, der einen Finger lang, und an deſſen Ende ein
Rohr befeſtiget iſt. Dies Eiſen ſo wohl, als die Schnur
oder das Strick, womit es an den Knochen gebunden
iſt, beſtreichen ſie hernach mit zubereitetem Schlangen-
gifte. Die Buſchmaͤnner ſind die geuͤbteſten Schuͤtzen
unter allen Hottentotten, und man ſagt, daß ſie ihre
Pfeile zweyhundert und achtzig Schritt weit ſchießen
koͤnnen. Eben ſo gut wiſſen ſie auch, wie die Paviane,
wenn man mit Steinen nach ihnen wirft, mit der groͤß-
ten Geſchwindigkeit und Behendigkeit den auf ſie ge-
ſchoßnen Pfeilen auszuweichen; und wenn ſie die Flin-
tenkugeln der Europaͤer nur ſehen koͤnnten, wuͤrden
ſie es ſich zutrauen, auch dieſen auszuweichen. Im
Laufen haben ſie ſolche Fertigkeit, daß ſie von niemand
darin uͤbertroffen werden, ſondern es beynahe laͤnger als
ein Pferd aushalten koͤnnen. Auf ebenem Felde kann
man ſie zu Pferde wohl einhohlen; kaum aber, wenn
der Weg ſteinig iſt, und niemahls an bergigen Orten.
Hunger koͤnnen die Buſchhottentotten ebenfalls ſehr
lange aushalten. Dagegen ſind ſie aber auch im Stande,
wenn ſo viel da iſt, unglaublich viel zu eſſen, und eben
dadurch wird ihnen der Unterleib ſo erſtaunlich ausge-
dehnt. Wenn ſie Hunger leiden muͤſſen, binden ſie einen
Riemen um den Leib, und ſchnuͤren ſich denſelben nach
und nach ſo zu, daß der Nabel endlich gegen den Ruͤck-
grad zu ſitzen kommt.
Wenn ein Buſchmann eine Schlange gefangen
und getoͤdtet hat, ſchneidet er ihr den Kopf nicht ab, ſon-
dern beißt ihn mit den Zaͤhnen ab, ſchneidet darauf die
Giftblaſe heraus, und trocknet das Gift ein wenig an
der Sonne, bis es zaͤhe wird. Hernach thut er den
Saft irgend eines giftigen Baums, gewoͤhnlich vom gif-
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