Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise von Cap nach dem Bocklande.
ter einen Busch beyseit gegangen, von einem Tiger ange-
fallen und so schlimm verwundet worden, daß er durch
Verblutung in Ohnmacht gefallen war, wobey er aber
zugleich den Tiger bey der Kehle gefaßt und völlig erwürgt
hatte, so daß der Tiger todt und der Sklave neben ihm
ohnmächtig angetroffen worden. Der Capsche Tiger ist
klein, ungefähr so groß als ein Hund.

Elefanten trifft man in diesen Bezirken, wo sie
ehemahls sehr häufig waren, gar nicht mehr an, sondern
sie sind alle ausgerottet. Die sicherste Art, diesen unge-
heuren Thieren, deren Höhe bis achtzehn Fuß steigt, zu
entgehen, soll seyn, daß man entweder zu Wasser, oder
zu einer engen Kluft eines Berges seine Zuflucht nimmt.

In der Gegend des Piketberges schossen wir zuerst
rothe Turteltauben (Roode Turtelduyv) oder die Se-
negalsche Taube (Columba Senegalensis). Man findet
sie sonst nur in den entlegenern Gegenden dieses Landes,
und nur erst seit ungefähr sieben Jahren haben sie sich in
der Nachbarschaft des Cap sehen lassen.

Die fleischfarbige Stapelie (Stapelia incarnata),
ein dickzweigiges Gewächs ohne Blätter, steht in einiger
Anzahl in der Nähe der hiesigen Berge. Die Hotten-
totten schälen das Aeußere nebst den Stacheln ab, und
essen das Inwendige.

Neben dem Piketberge nordwärts liegen der Capi-
tainthalberg
(Capten-Kloofs-Berg), weiterhin der
Dreyquellenberg (Drie-Fountain-Berg), und hinter
diesen der Pavianberg (Babians-Berg), der mit seinen
verschiednen Enden bis an den Strand geht. Unter-
halb der Berge, Paerl gegen über, ist der große Vogel-
sumpf
(Vogel-Valley), der von Seevögeln und Schne-
pfen häufig besucht wird.


Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
ter einen Buſch beyſeit gegangen, von einem Tiger ange-
fallen und ſo ſchlimm verwundet worden, daß er durch
Verblutung in Ohnmacht gefallen war, wobey er aber
zugleich den Tiger bey der Kehle gefaßt und voͤllig erwuͤrgt
hatte, ſo daß der Tiger todt und der Sklave neben ihm
ohnmaͤchtig angetroffen worden. Der Capſche Tiger iſt
klein, ungefaͤhr ſo groß als ein Hund.

Elefanten trifft man in dieſen Bezirken, wo ſie
ehemahls ſehr haͤufig waren, gar nicht mehr an, ſondern
ſie ſind alle ausgerottet. Die ſicherſte Art, dieſen unge-
heuren Thieren, deren Hoͤhe bis achtzehn Fuß ſteigt, zu
entgehen, ſoll ſeyn, daß man entweder zu Waſſer, oder
zu einer engen Kluft eines Berges ſeine Zuflucht nimmt.

In der Gegend des Piketberges ſchoſſen wir zuerſt
rothe Turteltauben (Roode Turtelduyv) oder die Se-
negalſche Taube (Columba Senegalenſis). Man findet
ſie ſonſt nur in den entlegenern Gegenden dieſes Landes,
und nur erſt ſeit ungefaͤhr ſieben Jahren haben ſie ſich in
der Nachbarſchaft des Cap ſehen laſſen.

Die fleiſchfarbige Stapelie (Stapelia incarnata),
ein dickzweigiges Gewaͤchs ohne Blaͤtter, ſteht in einiger
Anzahl in der Naͤhe der hieſigen Berge. Die Hotten-
totten ſchaͤlen das Aeußere nebſt den Stacheln ab, und
eſſen das Inwendige.

Neben dem Piketberge nordwaͤrts liegen der Capi-
tainthalberg
(Capten-Kloofs-Berg), weiterhin der
Dreyquellenberg (Drie-Fountain-Berg), und hinter
dieſen der Pavianberg (Babians-Berg), der mit ſeinen
verſchiednen Enden bis an den Strand geht. Unter-
halb der Berge, Paerl gegen uͤber, iſt der große Vogel-
ſumpf
(Vogel-Valley), der von Seevoͤgeln und Schne-
pfen haͤufig beſucht wird.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0459" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e von <placeName>Cap</placeName> nach dem <placeName>Bocklande</placeName>.</hi></fw><lb/>
ter einen Bu&#x017F;ch bey&#x017F;eit gegangen, von einem Tiger ange-<lb/>
fallen und &#x017F;o &#x017F;chlimm verwundet worden, daß er durch<lb/>
Verblutung in Ohnmacht gefallen war, wobey er aber<lb/>
zugleich den Tiger bey der Kehle gefaßt und vo&#x0364;llig erwu&#x0364;rgt<lb/>
hatte, &#x017F;o daß der Tiger todt und der Sklave neben ihm<lb/>
ohnma&#x0364;chtig angetroffen worden. Der Cap&#x017F;che Tiger i&#x017F;t<lb/>
klein, ungefa&#x0364;hr &#x017F;o groß als ein Hund.</p><lb/>
          <p>Elefanten trifft man in die&#x017F;en Bezirken, wo &#x017F;ie<lb/>
ehemahls &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig waren, gar nicht mehr an, &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind alle ausgerottet. Die &#x017F;icher&#x017F;te Art, die&#x017F;en unge-<lb/>
heuren Thieren, deren Ho&#x0364;he bis achtzehn Fuß &#x017F;teigt, zu<lb/>
entgehen, &#x017F;oll &#x017F;eyn, daß man entweder zu Wa&#x017F;&#x017F;er, oder<lb/>
zu einer engen Kluft eines Berges &#x017F;eine Zuflucht nimmt.</p><lb/>
          <p>In der Gegend des <placeName>Piketberges</placeName> &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en wir zuer&#x017F;t<lb/>
rothe Turteltauben (<hi rendition="#aq">Roode Turtelduyv</hi>) oder die Se-<lb/>
negal&#x017F;che Taube (<hi rendition="#aq">Columba Senegalen&#x017F;is</hi>). Man findet<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nur in den entlegenern Gegenden die&#x017F;es Landes,<lb/>
und nur er&#x017F;t &#x017F;eit ungefa&#x0364;hr &#x017F;ieben Jahren haben &#x017F;ie &#x017F;ich in<lb/>
der Nachbar&#x017F;chaft des <placeName>Cap</placeName> &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die flei&#x017F;chfarbige Stapelie (<hi rendition="#aq">Stapelia incarnata</hi>),<lb/>
ein dickzweigiges Gewa&#x0364;chs ohne Bla&#x0364;tter, &#x017F;teht in einiger<lb/>
Anzahl in der Na&#x0364;he der hie&#x017F;igen Berge. Die Hotten-<lb/>
totten &#x017F;cha&#x0364;len das Aeußere neb&#x017F;t den Stacheln ab, und<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en das Inwendige.</p><lb/>
          <p>Neben dem <placeName>Piketberge</placeName> nordwa&#x0364;rts liegen der <placeName>Capi-<lb/>
tainthalberg</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Capten-Kloofs-Berg</placeName></hi>), weiterhin der<lb/><placeName>Dreyquellenberg</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Drie-Fountain-Berg</placeName></hi>), und hinter<lb/>
die&#x017F;en der <placeName>Pavianberg</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Babians-Berg</placeName></hi>), der mit &#x017F;einen<lb/>
ver&#x017F;chiednen Enden bis an den Strand geht. Unter-<lb/>
halb der Berge, <placeName>Paerl</placeName> gegen u&#x0364;ber, i&#x017F;t der große <placeName>Vogel-<lb/>
&#x017F;umpf</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Vogel-Valley</placeName></hi>), der von Seevo&#x0364;geln und Schne-<lb/>
pfen ha&#x0364;ufig be&#x017F;ucht wird.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0459] Reiſe von Cap nach dem Bocklande. ter einen Buſch beyſeit gegangen, von einem Tiger ange- fallen und ſo ſchlimm verwundet worden, daß er durch Verblutung in Ohnmacht gefallen war, wobey er aber zugleich den Tiger bey der Kehle gefaßt und voͤllig erwuͤrgt hatte, ſo daß der Tiger todt und der Sklave neben ihm ohnmaͤchtig angetroffen worden. Der Capſche Tiger iſt klein, ungefaͤhr ſo groß als ein Hund. Elefanten trifft man in dieſen Bezirken, wo ſie ehemahls ſehr haͤufig waren, gar nicht mehr an, ſondern ſie ſind alle ausgerottet. Die ſicherſte Art, dieſen unge- heuren Thieren, deren Hoͤhe bis achtzehn Fuß ſteigt, zu entgehen, ſoll ſeyn, daß man entweder zu Waſſer, oder zu einer engen Kluft eines Berges ſeine Zuflucht nimmt. In der Gegend des Piketberges ſchoſſen wir zuerſt rothe Turteltauben (Roode Turtelduyv) oder die Se- negalſche Taube (Columba Senegalenſis). Man findet ſie ſonſt nur in den entlegenern Gegenden dieſes Landes, und nur erſt ſeit ungefaͤhr ſieben Jahren haben ſie ſich in der Nachbarſchaft des Cap ſehen laſſen. Die fleiſchfarbige Stapelie (Stapelia incarnata), ein dickzweigiges Gewaͤchs ohne Blaͤtter, ſteht in einiger Anzahl in der Naͤhe der hieſigen Berge. Die Hotten- totten ſchaͤlen das Aeußere nebſt den Stacheln ab, und eſſen das Inwendige. Neben dem Piketberge nordwaͤrts liegen der Capi- tainthalberg (Capten-Kloofs-Berg), weiterhin der Dreyquellenberg (Drie-Fountain-Berg), und hinter dieſen der Pavianberg (Babians-Berg), der mit ſeinen verſchiednen Enden bis an den Strand geht. Unter- halb der Berge, Paerl gegen uͤber, iſt der große Vogel- ſumpf (Vogel-Valley), der von Seevoͤgeln und Schne- pfen haͤufig beſucht wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/459
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/459>, abgerufen am 22.11.2024.