bald wieder in Freyheit, rettete sich heimlich auf ein Englisches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam glücklich seiner Sklaverey.
Aus meiner dritten Afrikanischen Reise wäre bey- nahe nichts geworden. Die hiesige Regierung hatte be- schlossen, in diesem Jahre einen Huker nach Madagas- kar zu schicken, um Sklaven einzutauschen. Der Gou- verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er- sten Wundarzts auf diesem Schiffe an, wenn ich Lust hätte mitzugehen. Gern hätte ich zwar diese große und merkwürdige Insel besucht; weit stärker aber war und blieb doch bey mir der Wunsch, eine Reise in die nördlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen. Ich lehnte daher den Antrag ab, und schlug einen mei- ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je- ner Stelle vor, der in meiner Gesellschaft zwey Jahre hindurch botanische Excursionen gemacht hatte. Dieser bekam sie auch, langte zwar glücklich auf Madagaskar an, sammelte da auch viele dortige Kräuter, kam aber nicht wieder zurück, sondern büßte unter dem ungesun- den und brennend heißen Himmelsstriche dieser Insel sein Leben ein.
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bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.
bald wieder in Freyheit, rettete ſich heimlich auf ein Engliſches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam gluͤcklich ſeiner Sklaverey.
Aus meiner dritten Afrikaniſchen Reiſe waͤre bey- nahe nichts geworden. Die hieſige Regierung hatte be- ſchloſſen, in dieſem Jahre einen Huker nach Madagas- kar zu ſchicken, um Sklaven einzutauſchen. Der Gou- verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er- ſten Wundarzts auf dieſem Schiffe an, wenn ich Luſt haͤtte mitzugehen. Gern haͤtte ich zwar dieſe große und merkwuͤrdige Inſel beſucht; weit ſtaͤrker aber war und blieb doch bey mir der Wunſch, eine Reiſe in die noͤrdlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen. Ich lehnte daher den Antrag ab, und ſchlug einen mei- ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je- ner Stelle vor, der in meiner Geſellſchaft zwey Jahre hindurch botaniſche Excurſionen gemacht hatte. Dieſer bekam ſie auch, langte zwar gluͤcklich auf Madagaskar an, ſammelte da auch viele dortige Kraͤuter, kam aber nicht wieder zuruͤck, ſondern buͤßte unter dem ungeſun- den und brennend heißen Himmelsſtriche dieſer Inſel ſein Leben ein.
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bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.
bald wieder in Freyheit, rettete ſich heimlich auf ein
Engliſches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam
gluͤcklich ſeiner Sklaverey.
Aus meiner dritten Afrikaniſchen Reiſe waͤre bey-
nahe nichts geworden. Die hieſige Regierung hatte be-
ſchloſſen, in dieſem Jahre einen Huker nach Madagas-
kar zu ſchicken, um Sklaven einzutauſchen. Der Gou-
verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er-
ſten Wundarzts auf dieſem Schiffe an, wenn ich Luſt
haͤtte mitzugehen. Gern haͤtte ich zwar dieſe große
und merkwuͤrdige Inſel beſucht; weit ſtaͤrker aber war
und blieb doch bey mir der Wunſch, eine Reiſe in die
noͤrdlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen.
Ich lehnte daher den Antrag ab, und ſchlug einen mei-
ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je-
ner Stelle vor, der in meiner Geſellſchaft zwey Jahre
hindurch botaniſche Excurſionen gemacht hatte. Dieſer
bekam ſie auch, langte zwar gluͤcklich auf Madagaskar
an, ſammelte da auch viele dortige Kraͤuter, kam aber
nicht wieder zuruͤck, ſondern buͤßte unter dem ungeſun-
den und brennend heißen Himmelsſtriche dieſer Inſel ſein
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/453>, abgerufen am 23.11.2024.
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