durch das Steuerruder hindert man alsdann, daß das Boot nicht ans Ufer stoßt. So viel Gepäcke als man mit sich tragen kann, darf man ohne besondre Bezah- lung mitnehmen. Sobald das Boot in vollem Gange ist, bezahlt man die Fracht. Diese ist sehr mäßig, und die Reise selbst ungemein bequem und gemächlich.
Zu Leiden ließ ich mein erstes Geschäfft seyn, Herrn Professor van Royen zu besuchen. Er zeigte mir seine Capsche Kräutersammlung, wie auch eine andre, die er neulich von Ceylon bekommen hatte. Ferner besah ich das hiesige Naturalien-Cabinett, dessen Aufseher Pro- fessor Allemand ist. Im botanischen Garten sammelte ich viele seltene Gewächse für mein Herbarium, nebst mancherley Saamen, Zwiebeln und Wurzeln für den upsalaischen Garten. Jener stößt auf drey Seiten ans akademische Gebäude, die Wohnungen des Professors der Botanik und des Gärtners, an das Naturalien-Ca- binett und einige andre dahin gehörige Häuser; der übrige Theil ist von einer Mauer eingeschlossen. Groß ist er eben nicht, aber schön und nett, an raren Gewächsen reich, und in vier Abtheilungen eingetheilt. Unter an- dern sah ich ein Herbarium, das zum Gebrauch bey den Vorlesungen bestimmt war, und aus allen denjenigen Kräutern bestand, die im Garten aufgezogen waren und geblühet hatten. Dergleichen ist immer ein Zeichen des Eifers des Lehrers für seine Wissenschaft, und des Nutzens, den die Studierenden haben können. Der Gärtner, Namens Meetburg, zeigte mir auch ver- schiedene ihm gehörende recht gute Sammlungen, nicht nur von Gewächsen, sondern auch von Thieren in Wein- geist und von Insekten. Ich bekam von ihm theils durch Tausch, theils für Geld einige Amerikanische und Ostin- dische Schmetterlinge.
Das
Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
durch das Steuerruder hindert man alsdann, daß das Boot nicht ans Ufer ſtoßt. So viel Gepaͤcke als man mit ſich tragen kann, darf man ohne beſondre Bezah- lung mitnehmen. Sobald das Boot in vollem Gange iſt, bezahlt man die Fracht. Dieſe iſt ſehr maͤßig, und die Reiſe ſelbſt ungemein bequem und gemaͤchlich.
Zu Leiden ließ ich mein erſtes Geſchaͤfft ſeyn, Herrn Profeſſor van Royen zu beſuchen. Er zeigte mir ſeine Capſche Kraͤuterſammlung, wie auch eine andre, die er neulich von Ceylon bekommen hatte. Ferner beſah ich das hieſige Naturalien-Cabinett, deſſen Aufſeher Pro- feſſor Allemand iſt. Im botaniſchen Garten ſammelte ich viele ſeltene Gewaͤchſe fuͤr mein Herbarium, nebſt mancherley Saamen, Zwiebeln und Wurzeln fuͤr den upſalaiſchen Garten. Jener ſtoͤßt auf drey Seiten ans akademiſche Gebaͤude, die Wohnungen des Profeſſors der Botanik und des Gaͤrtners, an das Naturalien-Ca- binett und einige andre dahin gehoͤrige Haͤuſer; der uͤbrige Theil iſt von einer Mauer eingeſchloſſen. Groß iſt er eben nicht, aber ſchoͤn und nett, an raren Gewaͤchſen reich, und in vier Abtheilungen eingetheilt. Unter an- dern ſah ich ein Herbarium, das zum Gebrauch bey den Vorleſungen beſtimmt war, und aus allen denjenigen Kraͤutern beſtand, die im Garten aufgezogen waren und gebluͤhet hatten. Dergleichen iſt immer ein Zeichen des Eifers des Lehrers fuͤr ſeine Wiſſenſchaft, und des Nutzens, den die Studierenden haben koͤnnen. Der Gaͤrtner, Namens Meetburg, zeigte mir auch ver- ſchiedene ihm gehoͤrende recht gute Sammlungen, nicht nur von Gewaͤchſen, ſondern auch von Thieren in Wein- geiſt und von Inſekten. Ich bekam von ihm theils durch Tauſch, theils fuͤr Geld einige Amerikaniſche und Oſtin- diſche Schmetterlinge.
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Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
durch das Steuerruder hindert man alsdann, daß das
Boot nicht ans Ufer ſtoßt. So viel Gepaͤcke als man
mit ſich tragen kann, darf man ohne beſondre Bezah-
lung mitnehmen. Sobald das Boot in vollem Gange
iſt, bezahlt man die Fracht. Dieſe iſt ſehr maͤßig, und
die Reiſe ſelbſt ungemein bequem und gemaͤchlich.
Zu Leiden ließ ich mein erſtes Geſchaͤfft ſeyn, Herrn
Profeſſor van Royen zu beſuchen. Er zeigte mir ſeine
Capſche Kraͤuterſammlung, wie auch eine andre, die
er neulich von Ceylon bekommen hatte. Ferner beſah
ich das hieſige Naturalien-Cabinett, deſſen Aufſeher Pro-
feſſor Allemand iſt. Im botaniſchen Garten ſammelte
ich viele ſeltene Gewaͤchſe fuͤr mein Herbarium, nebſt
mancherley Saamen, Zwiebeln und Wurzeln fuͤr den
upſalaiſchen Garten. Jener ſtoͤßt auf drey Seiten ans
akademiſche Gebaͤude, die Wohnungen des Profeſſors
der Botanik und des Gaͤrtners, an das Naturalien-Ca-
binett und einige andre dahin gehoͤrige Haͤuſer; der uͤbrige
Theil iſt von einer Mauer eingeſchloſſen. Groß iſt er
eben nicht, aber ſchoͤn und nett, an raren Gewaͤchſen
reich, und in vier Abtheilungen eingetheilt. Unter an-
dern ſah ich ein Herbarium, das zum Gebrauch bey den
Vorleſungen beſtimmt war, und aus allen denjenigen
Kraͤutern beſtand, die im Garten aufgezogen waren
und gebluͤhet hatten. Dergleichen iſt immer ein Zeichen
des Eifers des Lehrers fuͤr ſeine Wiſſenſchaft, und des
Nutzens, den die Studierenden haben koͤnnen. Der
Gaͤrtner, Namens Meetburg, zeigte mir auch ver-
ſchiedene ihm gehoͤrende recht gute Sammlungen, nicht
nur von Gewaͤchſen, ſondern auch von Thieren in Wein-
geiſt und von Inſekten. Ich bekam von ihm theils durch
Tauſch, theils fuͤr Geld einige Amerikaniſche und Oſtin-
diſche Schmetterlinge.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/44>, abgerufen am 27.11.2024.
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