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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheil. Vierter Abschn. u. s. w.
sche Thurm heißt. Mit den übrigen Gebirgen hangen
diese beyden Bergstrecken nicht zusammen, sondern sie las-
sen beym Butterflusse eine Oeffnung.

In dieser Gegend schoß ich ein schwarz geflecktes
Frett (Viverra). Das Fell roch so stark nach Muscus,
daß ich des unleidlichen Gestanks wegen nicht aushalten
konnte, als ich es auf meinen Karren aufgehängt hatte,
um es zu trocknen. Dieser Geruch macht indessen, daß
die Hunde nicht gern darauf losgehen. Hier nennt man
diese Thiere Katzen.

Weiter ging der Weg über den großen Holzberg
und durch den Palmitfluß (Palmit-Rivier), und den
Steinbrachsenfluß (Steenbraasen-Rivier) nach den
Hottentottisch-Holländischen Bergen, auf welchen ver-
schiedne Höfe liegen.

Auf diesem Gebirge fanden wir Paviane, große und
bösartige Thiere. Der Schwanz reicht bey ihnen nicht
weiter, als die Lenden selbst. Sie wachsen lange, wer-
den alt und beynahe so groß als Bluthunde. Alsdann
ist es schwer sie angeschlossen zu behalten, weil sie außer
eisernen Ketten alles entzwey beißen. Mehrere Hunde
zusammen können wohl einen Pavian fangen, einer oder
zwey aber sind dazu machmahl nicht im Stande. Denn
wenn der Pavian, welcher unbeschreiblich behende und
geschwind ist, den Hund bey den Hinterbeinen packt,
schleudert er ihn so lange rund herum, bis er ganz irre
und wüst im Kopfe wird, als wenn er betrunken wäre.
Er beißt mit seinen großen Zähnen recht grimmig, und
wehrt sich hartnäckig.

Am Ende des Januars trafen wir nach einer fünf-
monathlichen Reise in der Capstadt wieder ein.



Erſte Abtheil. Vierter Abſchn. u. ſ. w.
ſche Thurm heißt. Mit den uͤbrigen Gebirgen hangen
dieſe beyden Bergſtrecken nicht zuſammen, ſondern ſie laſ-
ſen beym Butterfluſſe eine Oeffnung.

In dieſer Gegend ſchoß ich ein ſchwarz geflecktes
Frett (Viverra). Das Fell roch ſo ſtark nach Muſcus,
daß ich des unleidlichen Geſtanks wegen nicht aushalten
konnte, als ich es auf meinen Karren aufgehaͤngt hatte,
um es zu trocknen. Dieſer Geruch macht indeſſen, daß
die Hunde nicht gern darauf losgehen. Hier nennt man
dieſe Thiere Katzen.

Weiter ging der Weg uͤber den großen Holzberg
und durch den Palmitfluß (Palmit-Rivier), und den
Steinbrachſenfluß (Steenbraaſen-Rivier) nach den
Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Bergen, auf welchen ver-
ſchiedne Hoͤfe liegen.

Auf dieſem Gebirge fanden wir Paviane, große und
boͤsartige Thiere. Der Schwanz reicht bey ihnen nicht
weiter, als die Lenden ſelbſt. Sie wachſen lange, wer-
den alt und beynahe ſo groß als Bluthunde. Alsdann
iſt es ſchwer ſie angeſchloſſen zu behalten, weil ſie außer
eiſernen Ketten alles entzwey beißen. Mehrere Hunde
zuſammen koͤnnen wohl einen Pavian fangen, einer oder
zwey aber ſind dazu machmahl nicht im Stande. Denn
wenn der Pavian, welcher unbeſchreiblich behende und
geſchwind iſt, den Hund bey den Hinterbeinen packt,
ſchleudert er ihn ſo lange rund herum, bis er ganz irre
und wuͤſt im Kopfe wird, als wenn er betrunken waͤre.
Er beißt mit ſeinen großen Zaͤhnen recht grimmig, und
wehrt ſich hartnaͤckig.

Am Ende des Januars trafen wir nach einer fuͤnf-
monathlichen Reiſe in der Capſtadt wieder ein.



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[100/0438] Erſte Abtheil. Vierter Abſchn. u. ſ. w. ſche Thurm heißt. Mit den uͤbrigen Gebirgen hangen dieſe beyden Bergſtrecken nicht zuſammen, ſondern ſie laſ- ſen beym Butterfluſſe eine Oeffnung. In dieſer Gegend ſchoß ich ein ſchwarz geflecktes Frett (Viverra). Das Fell roch ſo ſtark nach Muſcus, daß ich des unleidlichen Geſtanks wegen nicht aushalten konnte, als ich es auf meinen Karren aufgehaͤngt hatte, um es zu trocknen. Dieſer Geruch macht indeſſen, daß die Hunde nicht gern darauf losgehen. Hier nennt man dieſe Thiere Katzen. Weiter ging der Weg uͤber den großen Holzberg und durch den Palmitfluß (Palmit-Rivier), und den Steinbrachſenfluß (Steenbraaſen-Rivier) nach den Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Bergen, auf welchen ver- ſchiedne Hoͤfe liegen. Auf dieſem Gebirge fanden wir Paviane, große und boͤsartige Thiere. Der Schwanz reicht bey ihnen nicht weiter, als die Lenden ſelbſt. Sie wachſen lange, wer- den alt und beynahe ſo groß als Bluthunde. Alsdann iſt es ſchwer ſie angeſchloſſen zu behalten, weil ſie außer eiſernen Ketten alles entzwey beißen. Mehrere Hunde zuſammen koͤnnen wohl einen Pavian fangen, einer oder zwey aber ſind dazu machmahl nicht im Stande. Denn wenn der Pavian, welcher unbeſchreiblich behende und geſchwind iſt, den Hund bey den Hinterbeinen packt, ſchleudert er ihn ſo lange rund herum, bis er ganz irre und wuͤſt im Kopfe wird, als wenn er betrunken waͤre. Er beißt mit ſeinen großen Zaͤhnen recht grimmig, und wehrt ſich hartnaͤckig. Am Ende des Januars trafen wir nach einer fuͤnf- monathlichen Reiſe in der Capſtadt wieder ein.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/438>, abgerufen am 22.12.2024.