Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Reise v. Zwellendam bis zum Camtousflusse. Sowohl um den Kopf als an den Füßen, und um denLeib hatten sie sich mit Borsten, die aus den Schwanz- haaren verschiedner Thiere gemacht waren, geschmückt. Einige hatten Riemen von Thierhäuten, andre Schnüre Glaskorallen verschiedenemahl um den Leib gewunden. Kein Zierrath aber war bey ihnen von größerm Werth, als kleine glänzende Platten von Kupfer oder Messing, die theils länglich, theils rund, theils viereckig waren. Diese wissen sie recht blank zu scheuern, und hängen sie an einer Schnur entweder in die Haare, oder vor die Stirn, vor die Brust, hinten in den Nacken, oder auch sogar vor das Gesäß; und wenn sie ihrer mehrere haben, behängen sie den ganzen Kopf rund herum damit. Mein Reisegefährte, der Englische Gärtner, hatte einen von den großen kupfernen, vergoldeten, Schaupfennigen bey sich, die man in England geprägt und den beyden jetzt nach dem Südpole segelnden Schiffen mitgegeben hatte, um sie unter den wilden Völkern, die sie antreffen wür- den, auszutheilen. Diese Münze schenkte er einem von- denjenigen unter diesen Kaffern, die sich besonders ver- traulich gegen uns bezeigten, welches ihm solche Freude machte, daß er, dies glänzende Stück vor der Stirne tragend, uns auf der ganzen Hin- und Rückreise Ge- sellschaft leistete. Ueberhaupt machten wir den vornehm- sten unter ihnen Geschenke mit kleinen Spiegeln, deren wir, so wie kleine Messer, Zunderbüchsen und derglei- chen von Cap mitgebracht hatten, womit wir entweder die Freundschaft dieser Leute auf unsrer Reise zu gewin- nen suchen, oder sie für geleistete Dienste belohnen wollten. Die Spiegel machten uns beynahe eben so viel Vergnügen, als ihnen; denn es war eine Lust zu sehen, was sie alles damit vornahmen. Abwechselnd besahen sich einer oder mehrere in einem Spiegel; darauf sahen sie Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe. Sowohl um den Kopf als an den Fuͤßen, und um denLeib hatten ſie ſich mit Borſten, die aus den Schwanz- haaren verſchiedner Thiere gemacht waren, geſchmuͤckt. Einige hatten Riemen von Thierhaͤuten, andre Schnuͤre Glaskorallen verſchiedenemahl um den Leib gewunden. Kein Zierrath aber war bey ihnen von groͤßerm Werth, als kleine glaͤnzende Platten von Kupfer oder Meſſing, die theils laͤnglich, theils rund, theils viereckig waren. Dieſe wiſſen ſie recht blank zu ſcheuern, und haͤngen ſie an einer Schnur entweder in die Haare, oder vor die Stirn, vor die Bruſt, hinten in den Nacken, oder auch ſogar vor das Geſaͤß; und wenn ſie ihrer mehrere haben, behaͤngen ſie den ganzen Kopf rund herum damit. Mein Reiſegefaͤhrte, der Engliſche Gaͤrtner, hatte einen von den großen kupfernen, vergoldeten, Schaupfennigen bey ſich, die man in England gepraͤgt und den beyden jetzt nach dem Suͤdpole ſegelnden Schiffen mitgegeben hatte, um ſie unter den wilden Voͤlkern, die ſie antreffen wuͤr- den, auszutheilen. Dieſe Muͤnze ſchenkte er einem von- denjenigen unter dieſen Kaffern, die ſich beſonders ver- traulich gegen uns bezeigten, welches ihm ſolche Freude machte, daß er, dies glaͤnzende Stuͤck vor der Stirne tragend, uns auf der ganzen Hin- und Ruͤckreiſe Ge- ſellſchaft leiſtete. Ueberhaupt machten wir den vornehm- ſten unter ihnen Geſchenke mit kleinen Spiegeln, deren wir, ſo wie kleine Meſſer, Zunderbuͤchſen und derglei- chen von Cap mitgebracht hatten, womit wir entweder die Freundſchaft dieſer Leute auf unſrer Reiſe zu gewin- nen ſuchen, oder ſie fuͤr geleiſtete Dienſte belohnen wollten. Die Spiegel machten uns beynahe eben ſo viel Vergnuͤgen, als ihnen; denn es war eine Luſt zu ſehen, was ſie alles damit vornahmen. Abwechſelnd beſahen ſich einer oder mehrere in einem Spiegel; darauf ſahen ſie <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0409" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe v. <placeName>Zwellendam</placeName> bis zum <placeName>Camtousfluſſe</placeName>.</hi></fw><lb/> Sowohl um den Kopf als an den Fuͤßen, und um den<lb/> Leib hatten ſie ſich mit Borſten, die aus den Schwanz-<lb/> haaren verſchiedner Thiere gemacht waren, geſchmuͤckt.<lb/> Einige hatten Riemen von Thierhaͤuten, andre Schnuͤre<lb/> Glaskorallen verſchiedenemahl um den Leib gewunden.<lb/> Kein Zierrath aber war bey ihnen von groͤßerm Werth,<lb/> als kleine glaͤnzende Platten von Kupfer oder Meſſing,<lb/> die theils laͤnglich, theils rund, theils viereckig waren.<lb/> Dieſe wiſſen ſie recht blank zu ſcheuern, und haͤngen ſie<lb/> an einer Schnur entweder in die Haare, oder vor die<lb/> Stirn, vor die Bruſt, hinten in den Nacken, oder auch<lb/> ſogar vor das Geſaͤß; und wenn ſie ihrer mehrere haben,<lb/> behaͤngen ſie den ganzen Kopf rund herum damit. Mein<lb/> Reiſegefaͤhrte, der Engliſche Gaͤrtner, hatte einen von<lb/> den großen kupfernen, vergoldeten, Schaupfennigen bey<lb/> ſich, die man in <placeName>England</placeName> gepraͤgt und den beyden jetzt<lb/> nach dem <placeName>Suͤdpole</placeName> ſegelnden Schiffen mitgegeben hatte,<lb/> um ſie unter den wilden Voͤlkern, die ſie antreffen wuͤr-<lb/> den, auszutheilen. Dieſe Muͤnze ſchenkte er einem von-<lb/> denjenigen unter dieſen Kaffern, die ſich beſonders ver-<lb/> traulich gegen uns bezeigten, welches ihm ſolche Freude<lb/> machte, daß er, dies glaͤnzende Stuͤck vor der Stirne<lb/> tragend, uns auf der ganzen Hin- und Ruͤckreiſe Ge-<lb/> ſellſchaft leiſtete. Ueberhaupt machten wir den vornehm-<lb/> ſten unter ihnen Geſchenke mit kleinen Spiegeln, deren<lb/> wir, ſo wie kleine Meſſer, Zunderbuͤchſen und derglei-<lb/> chen von <placeName>Cap</placeName> mitgebracht hatten, womit wir entweder<lb/> die Freundſchaft dieſer Leute auf unſrer Reiſe zu gewin-<lb/> nen ſuchen, oder ſie fuͤr geleiſtete Dienſte belohnen<lb/> wollten. Die Spiegel machten uns beynahe eben ſo viel<lb/> Vergnuͤgen, als ihnen; denn es war eine Luſt zu ſehen,<lb/> was ſie alles damit vornahmen. Abwechſelnd beſahen ſich<lb/> einer oder mehrere in einem Spiegel; darauf ſahen ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0409]
Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe.
Sowohl um den Kopf als an den Fuͤßen, und um den
Leib hatten ſie ſich mit Borſten, die aus den Schwanz-
haaren verſchiedner Thiere gemacht waren, geſchmuͤckt.
Einige hatten Riemen von Thierhaͤuten, andre Schnuͤre
Glaskorallen verſchiedenemahl um den Leib gewunden.
Kein Zierrath aber war bey ihnen von groͤßerm Werth,
als kleine glaͤnzende Platten von Kupfer oder Meſſing,
die theils laͤnglich, theils rund, theils viereckig waren.
Dieſe wiſſen ſie recht blank zu ſcheuern, und haͤngen ſie
an einer Schnur entweder in die Haare, oder vor die
Stirn, vor die Bruſt, hinten in den Nacken, oder auch
ſogar vor das Geſaͤß; und wenn ſie ihrer mehrere haben,
behaͤngen ſie den ganzen Kopf rund herum damit. Mein
Reiſegefaͤhrte, der Engliſche Gaͤrtner, hatte einen von
den großen kupfernen, vergoldeten, Schaupfennigen bey
ſich, die man in England gepraͤgt und den beyden jetzt
nach dem Suͤdpole ſegelnden Schiffen mitgegeben hatte,
um ſie unter den wilden Voͤlkern, die ſie antreffen wuͤr-
den, auszutheilen. Dieſe Muͤnze ſchenkte er einem von-
denjenigen unter dieſen Kaffern, die ſich beſonders ver-
traulich gegen uns bezeigten, welches ihm ſolche Freude
machte, daß er, dies glaͤnzende Stuͤck vor der Stirne
tragend, uns auf der ganzen Hin- und Ruͤckreiſe Ge-
ſellſchaft leiſtete. Ueberhaupt machten wir den vornehm-
ſten unter ihnen Geſchenke mit kleinen Spiegeln, deren
wir, ſo wie kleine Meſſer, Zunderbuͤchſen und derglei-
chen von Cap mitgebracht hatten, womit wir entweder
die Freundſchaft dieſer Leute auf unſrer Reiſe zu gewin-
nen ſuchen, oder ſie fuͤr geleiſtete Dienſte belohnen
wollten. Die Spiegel machten uns beynahe eben ſo viel
Vergnuͤgen, als ihnen; denn es war eine Luſt zu ſehen,
was ſie alles damit vornahmen. Abwechſelnd beſahen ſich
einer oder mehrere in einem Spiegel; darauf ſahen ſie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |