schaft gebraucht, und Zugochsen kaufen die Landeigen- thümer manchmahl in andern Distrikten.
In den hiesigen Gärten hält sich eine Art sehr klei- ner Tauben, vermuthlich die kleinste aus dem ganzen Tau- bengeschlechte, die Capsche Taube (Columba Capensis), hier Maquastaube (Maquas-Duyf) genannt, in großer Anzahl auf. Sie fressen allerley Gesäme.
Unter den Gewächsen traf ich hier die knollentra- gende Ixie (Ixia bulbifera), ein Zwiebelgewächs mit rother Blume, in größter Menge an. In der Nähe sieht man freylich wohl, daß sie ziemlich dünn steht; in einiger Entfernung aber sieht die Flur aus, als wenn sie mit einem Stücke Scharlachlaken bedeckt wäre. Eben so fand ich hier, und zwar sonst nirgends, an den Bä- chen die grüne Varietät der gefleckten Ixie, (Ixia ma- culata): ein anderes Zwiebelgewächs, das eine ziemliche Höhe hat, schön aussieht, und seiner langen, aus grü- nen Blumen, die überall so selten sind, bestehenden Aeh- ren wegen merkwürdig ist. -- Gli nennen die Hotten- totten ein Doldengewächs, dessen Wurzeln sie sammeln, dörren, zu Pulver stoßen, und mit kaltem Wasser und Honig in einem hölzernen Gefäße zusammen gerührt eine Nacht gähren lassen, um eine Art Meth davon zu be- kommen, das sie trinken, um sich zu berauschen. Eini- ge wenige Gläser dieses Getränks sollen hinreichen, einen Rausch zu verursachen, und auf einen solchen Rausch folgt kein Kopfweh. Von der pulverisirten Wurzel wer- den nur ein Paar gute Hände voll genommen.
Noch eine Merkwürdigkeit aus Rothesand. Ich sah da eine Bauerfrau, die bey bequemen Leben und gu- ten Tagen so groß, dick und fett geworden war, daß ich außer ihr in meinem ganzen Leben nur noch eine ihr gleiche und zwar auch in den hiesigen Holländischen Kolonien, ge-
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſchaft gebraucht, und Zugochſen kaufen die Landeigen- thuͤmer manchmahl in andern Diſtrikten.
In den hieſigen Gaͤrten haͤlt ſich eine Art ſehr klei- ner Tauben, vermuthlich die kleinſte aus dem ganzen Tau- bengeſchlechte, die Capſche Taube (Columba Capenſis), hier Maquastaube (Maquas-Duyf) genannt, in großer Anzahl auf. Sie freſſen allerley Geſaͤme.
Unter den Gewaͤchſen traf ich hier die knollentra- gende Ixie (Ixia bulbifera), ein Zwiebelgewaͤchs mit rother Blume, in groͤßter Menge an. In der Naͤhe ſieht man freylich wohl, daß ſie ziemlich duͤnn ſteht; in einiger Entfernung aber ſieht die Flur aus, als wenn ſie mit einem Stuͤcke Scharlachlaken bedeckt waͤre. Eben ſo fand ich hier, und zwar ſonſt nirgends, an den Baͤ- chen die gruͤne Varietaͤt der gefleckten Ixie, (Ixia ma- culata): ein anderes Zwiebelgewaͤchs, das eine ziemliche Hoͤhe hat, ſchoͤn ausſieht, und ſeiner langen, aus gruͤ- nen Blumen, die uͤberall ſo ſelten ſind, beſtehenden Aeh- ren wegen merkwuͤrdig iſt. — Gli nennen die Hotten- totten ein Doldengewaͤchs, deſſen Wurzeln ſie ſammeln, doͤrren, zu Pulver ſtoßen, und mit kaltem Waſſer und Honig in einem hoͤlzernen Gefaͤße zuſammen geruͤhrt eine Nacht gaͤhren laſſen, um eine Art Meth davon zu be- kommen, das ſie trinken, um ſich zu berauſchen. Eini- ge wenige Glaͤſer dieſes Getraͤnks ſollen hinreichen, einen Rauſch zu verurſachen, und auf einen ſolchen Rauſch folgt kein Kopfweh. Von der pulveriſirten Wurzel wer- den nur ein Paar gute Haͤnde voll genommen.
Noch eine Merkwuͤrdigkeit aus Rotheſand. Ich ſah da eine Bauerfrau, die bey bequemen Leben und gu- ten Tagen ſo groß, dick und fett geworden war, daß ich außer ihr in meinem ganzen Leben nur noch eine ihr gleiche und zwar auch in den hieſigen Hollaͤndiſchen Kolonien, ge-
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſchaft gebraucht, und Zugochſen kaufen die Landeigen-
thuͤmer manchmahl in andern Diſtrikten.
In den hieſigen Gaͤrten haͤlt ſich eine Art ſehr klei-
ner Tauben, vermuthlich die kleinſte aus dem ganzen Tau-
bengeſchlechte, die Capſche Taube (Columba Capenſis),
hier Maquastaube (Maquas-Duyf) genannt, in großer
Anzahl auf. Sie freſſen allerley Geſaͤme.
Unter den Gewaͤchſen traf ich hier die knollentra-
gende Ixie (Ixia bulbifera), ein Zwiebelgewaͤchs mit
rother Blume, in groͤßter Menge an. In der Naͤhe
ſieht man freylich wohl, daß ſie ziemlich duͤnn ſteht;
in einiger Entfernung aber ſieht die Flur aus, als wenn
ſie mit einem Stuͤcke Scharlachlaken bedeckt waͤre. Eben
ſo fand ich hier, und zwar ſonſt nirgends, an den Baͤ-
chen die gruͤne Varietaͤt der gefleckten Ixie, (Ixia ma-
culata): ein anderes Zwiebelgewaͤchs, das eine ziemliche
Hoͤhe hat, ſchoͤn ausſieht, und ſeiner langen, aus gruͤ-
nen Blumen, die uͤberall ſo ſelten ſind, beſtehenden Aeh-
ren wegen merkwuͤrdig iſt. — Gli nennen die Hotten-
totten ein Doldengewaͤchs, deſſen Wurzeln ſie ſammeln,
doͤrren, zu Pulver ſtoßen, und mit kaltem Waſſer und
Honig in einem hoͤlzernen Gefaͤße zuſammen geruͤhrt eine
Nacht gaͤhren laſſen, um eine Art Meth davon zu be-
kommen, das ſie trinken, um ſich zu berauſchen. Eini-
ge wenige Glaͤſer dieſes Getraͤnks ſollen hinreichen, einen
Rauſch zu verurſachen, und auf einen ſolchen Rauſch
folgt kein Kopfweh. Von der pulveriſirten Wurzel wer-
den nur ein Paar gute Haͤnde voll genommen.
Noch eine Merkwuͤrdigkeit aus Rotheſand. Ich
ſah da eine Bauerfrau, die bey bequemen Leben und gu-
ten Tagen ſo groß, dick und fett geworden war, daß ich
außer ihr in meinem ganzen Leben nur noch eine ihr gleiche
und zwar auch in den hieſigen Hollaͤndiſchen Kolonien, ge-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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