war, und auf der Reise nicht weiter gebraucht werden konnte.
Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen sehr hoch angeschwollen, und es war unmöglich, an der gewöhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer- muys-Drift) mit dem Wagen durchzufahren. Wir mußten uns also mit der Fähre nach Piter Jubers Hofe übersetzen lassen. Der Bewohner dieses Hofes muß die Fähre beständig im Stande erhalten, auch das Ueber- setzen besorgen. Dafür bekommt er jährlich eine ansehn- liche Summe Geldes, nämlich acht Gulden von jedem jenseits liegenden Hofe, und außerdem noch besondre Bezahlung von allen andern, die überfahren. Auch nehmen die sämmtlichen hier herum liegenden Bauerhöfe an der Unterhaltung der Fähre Theil, sie mögen groß oder klein, arm oder reich seyn, die Fähre oft, oder sel- ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen einige Bauern sie niemahls, sondern reisen mir ihren Waaren des Sommers alsdann, wenn das Wasser in diesem Flusse niedrig steht, und sie mit dem Wagen leicht durch die Furth kommen können, zur Stadt.
Von hier ging unser Cours zu Johannes Liebenberg. Jetzt bekamen wir Weinberge und Gärten mit Citronen- und Apfelsinbäumen zu sehen. Der Weg ist hier völlig dicht und hart, und besteht aus röthlichen Steinbergen. Das Feld ist ziemlich grasreich.
Ferner ritten wir nach Christian Liebenbergs Hofe, nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Dassen-Klip) Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, über den beschwerli- chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am Abend naß und erschrocken ankamen. Naß waren wir vom Regen, der während der ganzen Passage über den
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
war, und auf der Reiſe nicht weiter gebraucht werden konnte.
Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen ſehr hoch angeſchwollen, und es war unmoͤglich, an der gewoͤhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer- muys-Drift) mit dem Wagen durchzufahren. Wir mußten uns alſo mit der Faͤhre nach Piter Jubers Hofe uͤberſetzen laſſen. Der Bewohner dieſes Hofes muß die Faͤhre beſtaͤndig im Stande erhalten, auch das Ueber- ſetzen beſorgen. Dafuͤr bekommt er jaͤhrlich eine anſehn- liche Summe Geldes, naͤmlich acht Gulden von jedem jenſeits liegenden Hofe, und außerdem noch beſondre Bezahlung von allen andern, die uͤberfahren. Auch nehmen die ſaͤmmtlichen hier herum liegenden Bauerhoͤfe an der Unterhaltung der Faͤhre Theil, ſie moͤgen groß oder klein, arm oder reich ſeyn, die Faͤhre oft, oder ſel- ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen einige Bauern ſie niemahls, ſondern reiſen mir ihren Waaren des Sommers alsdann, wenn das Waſſer in dieſem Fluſſe niedrig ſteht, und ſie mit dem Wagen leicht durch die Furth kommen koͤnnen, zur Stadt.
Von hier ging unſer Cours zu Johannes Liebenberg. Jetzt bekamen wir Weinberge und Gaͤrten mit Citronen- und Apfelſinbaͤumen zu ſehen. Der Weg iſt hier voͤllig dicht und hart, und beſteht aus roͤthlichen Steinbergen. Das Feld iſt ziemlich grasreich.
Ferner ritten wir nach Chriſtian Liebenbergs Hofe, nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Daſſen-Klip) Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, uͤber den beſchwerli- chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am Abend naß und erſchrocken ankamen. Naß waren wir vom Regen, der waͤhrend der ganzen Paſſage uͤber den
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
war, und auf der Reiſe nicht weiter gebraucht werden
konnte.
Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den
wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen
ſehr hoch angeſchwollen, und es war unmoͤglich, an der
gewoͤhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer-
muys-Drift) mit dem Wagen durchzufahren. Wir
mußten uns alſo mit der Faͤhre nach Piter Jubers Hofe
uͤberſetzen laſſen. Der Bewohner dieſes Hofes muß die
Faͤhre beſtaͤndig im Stande erhalten, auch das Ueber-
ſetzen beſorgen. Dafuͤr bekommt er jaͤhrlich eine anſehn-
liche Summe Geldes, naͤmlich acht Gulden von jedem
jenſeits liegenden Hofe, und außerdem noch beſondre
Bezahlung von allen andern, die uͤberfahren. Auch
nehmen die ſaͤmmtlichen hier herum liegenden Bauerhoͤfe
an der Unterhaltung der Faͤhre Theil, ſie moͤgen groß
oder klein, arm oder reich ſeyn, die Faͤhre oft, oder ſel-
ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen
einige Bauern ſie niemahls, ſondern reiſen mir ihren
Waaren des Sommers alsdann, wenn das Waſſer in
dieſem Fluſſe niedrig ſteht, und ſie mit dem Wagen
leicht durch die Furth kommen koͤnnen, zur Stadt.
Von hier ging unſer Cours zu Johannes Liebenberg.
Jetzt bekamen wir Weinberge und Gaͤrten mit Citronen-
und Apfelſinbaͤumen zu ſehen. Der Weg iſt hier voͤllig
dicht und hart, und beſteht aus roͤthlichen Steinbergen.
Das Feld iſt ziemlich grasreich.
Ferner ritten wir nach Chriſtian Liebenbergs Hofe,
nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Daſſen-Klip)
Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, uͤber den beſchwerli-
chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am
Abend naß und erſchrocken ankamen. Naß waren wir
vom Regen, der waͤhrend der ganzen Paſſage uͤber den
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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