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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Nachricht. v. d. Landwirthsch. in d. Kolonie.
einem Zapfen versehenes, Gefäß oder Kasten auf ein höl-
zernes Kreutz gesetzt ist. Oben ist eine hölzerne oder me-
tallne Schraube über einem Brete, welche so fest zuge-
schroben wird, bis aller Saft auf den letzten Tropfen
herausgepreßt ist. Aus der nach diesem Pressen übrig-
bleibenden Schale oder dem Hefen destillirt man Brannt-
wein. Gäst gebraucht man gar nicht, um den Most
in Gährung zu bringen. Die weißen und grünen Trau-
ben geben weißen, und die rothen rothen Wein. Die
Muskatellertrauben, sowohl die rothen als weißen, geben
den Constantia, und die blutrothen geben Pontac. Die
verschiednen Nahmen giebt man den Weinen, je nach-
dem sie diesen oder jenen Europäischen Weinen ähnlich sind,
wenn auch gleich weniger Unterschied dazwischen ist. Ver-
schiedne Weine, besonders die weißen, werden geschwefelt,
um zu verhüten, daß sie nicht in weitere Gährung kommen,
und hernach auf den Fässern, worauf sie gefaßt werden,
sauer werden. Das Schwefeln macht man auf folgen-
de Art. Man tunkt Streifen Leinwand in Schwefel,
legt sie doppelt und befestigt sie so an einem eisernen Ha-
ken, der oben vermittelst einer Oese an einem kegelförmi-
ge Holze fest sitzt. Darauf zündet man die Schwefel-
Leinwand an, läßt sie an dem Haken in das Faß hinab, und
hängt den Haken darin an. Die Oeffnung des Fasses
wird durch das Stück Holz, worin der Haken fest ge-
macht ist, und das man mit einem Lappen umwunden
hat, zugestopft. Wenn der Schwefel ausgebrannt ist,
wird dieses Holz herausgenommen, und die Oeffnung
förmlich mit einem Zapfen zugemacht, damit der Schwe-
feldampf in die Stäbe des Fasses eindringen möge. Auf
dergleichen geschwefelte Fässer wird hernach der Wein
gefaßt, und der Schwefel hindert, daß er nicht wieder
in Arbeit oder Gährung kommen kann.


Thunbergs Reise. Erster Theil. Q

Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.
einem Zapfen verſehenes, Gefaͤß oder Kaſten auf ein hoͤl-
zernes Kreutz geſetzt iſt. Oben iſt eine hoͤlzerne oder me-
tallne Schraube uͤber einem Brete, welche ſo feſt zuge-
ſchroben wird, bis aller Saft auf den letzten Tropfen
herausgepreßt iſt. Aus der nach dieſem Preſſen uͤbrig-
bleibenden Schale oder dem Hefen deſtillirt man Brannt-
wein. Gaͤſt gebraucht man gar nicht, um den Moſt
in Gaͤhrung zu bringen. Die weißen und gruͤnen Trau-
ben geben weißen, und die rothen rothen Wein. Die
Muſkatellertrauben, ſowohl die rothen als weißen, geben
den Conſtantia, und die blutrothen geben Pontac. Die
verſchiednen Nahmen giebt man den Weinen, je nach-
dem ſie dieſen oder jenen Europaͤiſchen Weinen aͤhnlich ſind,
wenn auch gleich weniger Unterſchied dazwiſchen iſt. Ver-
ſchiedne Weine, beſonders die weißen, werden geſchwefelt,
um zu verhuͤten, daß ſie nicht in weitere Gaͤhrung kommen,
und hernach auf den Faͤſſern, worauf ſie gefaßt werden,
ſauer werden. Das Schwefeln macht man auf folgen-
de Art. Man tunkt Streifen Leinwand in Schwefel,
legt ſie doppelt und befeſtigt ſie ſo an einem eiſernen Ha-
ken, der oben vermittelſt einer Oeſe an einem kegelfoͤrmi-
ge Holze feſt ſitzt. Darauf zuͤndet man die Schwefel-
Leinwand an, laͤßt ſie an dem Haken in das Faß hinab, und
haͤngt den Haken darin an. Die Oeffnung des Faſſes
wird durch das Stuͤck Holz, worin der Haken feſt ge-
macht iſt, und das man mit einem Lappen umwunden
hat, zugeſtopft. Wenn der Schwefel ausgebrannt iſt,
wird dieſes Holz herausgenommen, und die Oeffnung
foͤrmlich mit einem Zapfen zugemacht, damit der Schwe-
feldampf in die Staͤbe des Faſſes eindringen moͤge. Auf
dergleichen geſchwefelte Faͤſſer wird hernach der Wein
gefaßt, und der Schwefel hindert, daß er nicht wieder
in Arbeit oder Gaͤhrung kommen kann.


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[241/0269] Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie. einem Zapfen verſehenes, Gefaͤß oder Kaſten auf ein hoͤl- zernes Kreutz geſetzt iſt. Oben iſt eine hoͤlzerne oder me- tallne Schraube uͤber einem Brete, welche ſo feſt zuge- ſchroben wird, bis aller Saft auf den letzten Tropfen herausgepreßt iſt. Aus der nach dieſem Preſſen uͤbrig- bleibenden Schale oder dem Hefen deſtillirt man Brannt- wein. Gaͤſt gebraucht man gar nicht, um den Moſt in Gaͤhrung zu bringen. Die weißen und gruͤnen Trau- ben geben weißen, und die rothen rothen Wein. Die Muſkatellertrauben, ſowohl die rothen als weißen, geben den Conſtantia, und die blutrothen geben Pontac. Die verſchiednen Nahmen giebt man den Weinen, je nach- dem ſie dieſen oder jenen Europaͤiſchen Weinen aͤhnlich ſind, wenn auch gleich weniger Unterſchied dazwiſchen iſt. Ver- ſchiedne Weine, beſonders die weißen, werden geſchwefelt, um zu verhuͤten, daß ſie nicht in weitere Gaͤhrung kommen, und hernach auf den Faͤſſern, worauf ſie gefaßt werden, ſauer werden. Das Schwefeln macht man auf folgen- de Art. Man tunkt Streifen Leinwand in Schwefel, legt ſie doppelt und befeſtigt ſie ſo an einem eiſernen Ha- ken, der oben vermittelſt einer Oeſe an einem kegelfoͤrmi- ge Holze feſt ſitzt. Darauf zuͤndet man die Schwefel- Leinwand an, laͤßt ſie an dem Haken in das Faß hinab, und haͤngt den Haken darin an. Die Oeffnung des Faſſes wird durch das Stuͤck Holz, worin der Haken feſt ge- macht iſt, und das man mit einem Lappen umwunden hat, zugeſtopft. Wenn der Schwefel ausgebrannt iſt, wird dieſes Holz herausgenommen, und die Oeffnung foͤrmlich mit einem Zapfen zugemacht, damit der Schwe- feldampf in die Staͤbe des Faſſes eindringen moͤge. Auf dergleichen geſchwefelte Faͤſſer wird hernach der Wein gefaßt, und der Schwefel hindert, daß er nicht wieder in Arbeit oder Gaͤhrung kommen kann. Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. Q

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/269>, abgerufen am 27.11.2024.