Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt. ganz oben an den Rand gelegt, daß es ganz voll wird.Darauf steigen drey bis vier Sklaven, nachdem sie sich vorher, besonders Beine und Füße, in einem dabey ste- henden Wasserküben so rein als möglich gewaschen haben, oben auf die Trauben im Küben, treten auf denselben so lange herum, bis sie ganz zerquetscht sind und der Saft so rein, als es sich nur immer thun läßt, herausgepreßt ist, und halten sich dabey an einem oben unter der Decke befestig- ten Stricke. Der herauslaufende Saft wird sogleich ab- gezapft, und in große hohe Zuber oder Stannen gegossen, worin er gähren muß. Wenn Trauben oder Stiele sich vor die Oeffnung des innern Küben setzen, und den Saft am Auslaufen hindern, so werden sie mit einem Stocke weggestoßen, an dessen Ende eine Art Bürste in die Que- re angebracht ist. Ist man mit dem Auspressen fertig, so legt man, ehe das Küben wieder voll geschüttet und von neuem der Anfang mit Pressen gemacht wird, die Haut oder Schlau von den ausgepreßten Trauben nebst den Stielen auf eine von dünnem Rohr geflochtne Hürde, und reibt beydes auf derselben mit den Händen so lange hin und her, bis die Haut durchgeht. Die Stiele blei- ben alsdann auf der Hürde zurück, werden abgelöset und weggeworfen, weil man glaubt, sie würden den Wein barsch und streng machen. Die Haut wird darauf in die Gährtonne geworfen, welche am folgenden Morgen schon in vollem Gähren ist, da denn das Dicke zu Boden sinkt, und der Most klar wird. Diesen zapfet man hernach auf Tonnen, so daß man in das Spundloch ei- nen geflochtnen Korb setzt, um den Wein zugleich zu sei- gen. Das in der Gährtonne zurückbleibende Dicke wird in ein viereckiges hölzernes Gefäß, wie ein Kasten, gelegt, das an den Seiten und im Boden ganz durchlöchert, und in ein anderes ähnliches größeres, an der Seite mit einem
Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. ganz oben an den Rand gelegt, daß es ganz voll wird.Darauf ſteigen drey bis vier Sklaven, nachdem ſie ſich vorher, beſonders Beine und Fuͤße, in einem dabey ſte- henden Waſſerkuͤben ſo rein als moͤglich gewaſchen haben, oben auf die Trauben im Kuͤben, treten auf denſelben ſo lange herum, bis ſie ganz zerquetſcht ſind und der Saft ſo rein, als es ſich nur immer thun laͤßt, herausgepreßt iſt, und halten ſich dabey an einem oben unter der Decke befeſtig- ten Stricke. Der herauslaufende Saft wird ſogleich ab- gezapft, und in große hohe Zuber oder Stannen gegoſſen, worin er gaͤhren muß. Wenn Trauben oder Stiele ſich vor die Oeffnung des innern Kuͤben ſetzen, und den Saft am Auslaufen hindern, ſo werden ſie mit einem Stocke weggeſtoßen, an deſſen Ende eine Art Buͤrſte in die Que- re angebracht iſt. Iſt man mit dem Auspreſſen fertig, ſo legt man, ehe das Kuͤben wieder voll geſchuͤttet und von neuem der Anfang mit Preſſen gemacht wird, die Haut oder Schlau von den ausgepreßten Trauben nebſt den Stielen auf eine von duͤnnem Rohr geflochtne Huͤrde, und reibt beydes auf derſelben mit den Haͤnden ſo lange hin und her, bis die Haut durchgeht. Die Stiele blei- ben alsdann auf der Huͤrde zuruͤck, werden abgeloͤſet und weggeworfen, weil man glaubt, ſie wuͤrden den Wein barſch und ſtreng machen. Die Haut wird darauf in die Gaͤhrtonne geworfen, welche am folgenden Morgen ſchon in vollem Gaͤhren iſt, da denn das Dicke zu Boden ſinkt, und der Moſt klar wird. Dieſen zapfet man hernach auf Tonnen, ſo daß man in das Spundloch ei- nen geflochtnen Korb ſetzt, um den Wein zugleich zu ſei- gen. Das in der Gaͤhrtonne zuruͤckbleibende Dicke wird in ein viereckiges hoͤlzernes Gefaͤß, wie ein Kaſten, gelegt, das an den Seiten und im Boden ganz durchloͤchert, und in ein anderes aͤhnliches groͤßeres, an der Seite mit einem
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Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
ganz oben an den Rand gelegt, daß es ganz voll wird.
Darauf ſteigen drey bis vier Sklaven, nachdem ſie ſich
vorher, beſonders Beine und Fuͤße, in einem dabey ſte-
henden Waſſerkuͤben ſo rein als moͤglich gewaſchen haben,
oben auf die Trauben im Kuͤben, treten auf denſelben ſo
lange herum, bis ſie ganz zerquetſcht ſind und der Saft ſo
rein, als es ſich nur immer thun laͤßt, herausgepreßt iſt,
und halten ſich dabey an einem oben unter der Decke befeſtig-
ten Stricke. Der herauslaufende Saft wird ſogleich ab-
gezapft, und in große hohe Zuber oder Stannen gegoſſen,
worin er gaͤhren muß. Wenn Trauben oder Stiele ſich
vor die Oeffnung des innern Kuͤben ſetzen, und den Saft
am Auslaufen hindern, ſo werden ſie mit einem Stocke
weggeſtoßen, an deſſen Ende eine Art Buͤrſte in die Que-
re angebracht iſt. Iſt man mit dem Auspreſſen fertig,
ſo legt man, ehe das Kuͤben wieder voll geſchuͤttet und
von neuem der Anfang mit Preſſen gemacht wird, die
Haut oder Schlau von den ausgepreßten Trauben nebſt
den Stielen auf eine von duͤnnem Rohr geflochtne Huͤrde,
und reibt beydes auf derſelben mit den Haͤnden ſo lange
hin und her, bis die Haut durchgeht. Die Stiele blei-
ben alsdann auf der Huͤrde zuruͤck, werden abgeloͤſet und
weggeworfen, weil man glaubt, ſie wuͤrden den Wein
barſch und ſtreng machen. Die Haut wird darauf in
die Gaͤhrtonne geworfen, welche am folgenden Morgen
ſchon in vollem Gaͤhren iſt, da denn das Dicke zu Boden
ſinkt, und der Moſt klar wird. Dieſen zapfet man
hernach auf Tonnen, ſo daß man in das Spundloch ei-
nen geflochtnen Korb ſetzt, um den Wein zugleich zu ſei-
gen. Das in der Gaͤhrtonne zuruͤckbleibende Dicke wird
in ein viereckiges hoͤlzernes Gefaͤß, wie ein Kaſten, gelegt,
das an den Seiten und im Boden ganz durchloͤchert,
und in ein anderes aͤhnliches groͤßeres, an der Seite mit
einem
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