Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und
bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedörret,
und beynahe ganz öde und unzugänglich ist.

Uebrigens füge ich noch folgende geographische
Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu.
Stellenbosch liegt in einem Grunde zwischen hohen Ber-
gen, der nach Süd-West gegen die Bay Falso zu offen
ist. Es ist eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig
Häuser, nebst einer Kirche, und zwey förmliche mit Ei-
chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Flusse
durchströmt wird. Auch ist es der Sitz eines Land-Dro-
sten. -- Nicht weit von Stellenbosch liegt die soge-
nannte Französische Ecke (Fransche Hoek), unterhalb
der Berge in einer von den dazwischen befindlichen Ver-
tiefungen. Dieser Ort ist deswegen merkwürdig, weil
er sogleich nach Anlegung der Stadt zuerst bewohnt wur-
de, und zwar von den Französischen Flüchtlingen, die sich
in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega-
ben und die ersten waren, welche hier im Lande Weinber-
ge anlegten. -- Drakenstein ist ebenfalls eine in der
Nähe des Caps, unterhalb eben derselben Bergstrecken,
belegene Kolonie.

Auf der südlichen Spitze von Afrika herrschen haupt-
sächlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und fast
täglich des Sommers; und diese Jahrszeit nennt man
hier die gute Jahrszeit (Goede Moussoon). Der andre
wehet im Winter; und diese Jahrszeit heißt die schlimme,
(Quaade-Moussoon). Der Süd-Ost-Wind ist stark,
und wird gewöhnlich vom schönsten, heitersten Wetter
ohne Regen begleitet. Der Nord-West-Wind ist stür-
misch, und hat gemeiniglich Regenschauer zu seinen Ge-
fährten. Jener besteht oft in kurzen, heftigen und ge-
schwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht

Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und
bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedoͤrret,
und beynahe ganz oͤde und unzugaͤnglich iſt.

Uebrigens fuͤge ich noch folgende geographiſche
Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu.
Stellenboſch liegt in einem Grunde zwiſchen hohen Ber-
gen, der nach Suͤd-Weſt gegen die Bay Falſo zu offen
iſt. Es iſt eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig
Haͤuſer, nebſt einer Kirche, und zwey foͤrmliche mit Ei-
chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Fluſſe
durchſtroͤmt wird. Auch iſt es der Sitz eines Land-Dro-
ſten. — Nicht weit von Stellenboſch liegt die ſoge-
nannte Franzoͤſiſche Ecke (Franſche Hoek), unterhalb
der Berge in einer von den dazwiſchen befindlichen Ver-
tiefungen. Dieſer Ort iſt deswegen merkwuͤrdig, weil
er ſogleich nach Anlegung der Stadt zuerſt bewohnt wur-
de, und zwar von den Franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, die ſich
in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega-
ben und die erſten waren, welche hier im Lande Weinber-
ge anlegten. — Drakenſtein iſt ebenfalls eine in der
Naͤhe des Caps, unterhalb eben derſelben Bergſtrecken,
belegene Kolonie.

Auf der ſuͤdlichen Spitze von Afrika herrſchen haupt-
ſaͤchlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und faſt
taͤglich des Sommers; und dieſe Jahrszeit nennt man
hier die gute Jahrszeit (Goede Mouſſoon). Der andre
wehet im Winter; und dieſe Jahrszeit heißt die ſchlimme,
(Quaade-Mouſſoon). Der Suͤd-Oſt-Wind iſt ſtark,
und wird gewoͤhnlich vom ſchoͤnſten, heiterſten Wetter
ohne Regen begleitet. Der Nord-Weſt-Wind iſt ſtuͤr-
miſch, und hat gemeiniglich Regenſchauer zu ſeinen Ge-
faͤhrten. Jener beſteht oft in kurzen, heftigen und ge-
ſchwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0244" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierte Abtheilung. Zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und<lb/>
bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedo&#x0364;rret,<lb/>
und beynahe ganz o&#x0364;de und unzuga&#x0364;nglich i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Uebrigens fu&#x0364;ge ich noch folgende geographi&#x017F;che<lb/>
Nachrichten, die Gegend um das <placeName>Cap</placeName> betreffend, hinzu.<lb/><placeName>Stellenbo&#x017F;ch</placeName> liegt in einem Grunde zwi&#x017F;chen hohen Ber-<lb/>
gen, der nach Su&#x0364;d-We&#x017F;t gegen die <placeName>Bay Fal&#x017F;o</placeName> zu offen<lb/>
i&#x017F;t. Es i&#x017F;t eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er, neb&#x017F;t einer Kirche, und zwey fo&#x0364;rmliche mit Ei-<lb/>
chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
durch&#x017F;tro&#x0364;mt wird. Auch i&#x017F;t es der Sitz eines Land-Dro-<lb/>
&#x017F;ten. &#x2014; Nicht weit von <placeName>Stellenbo&#x017F;ch</placeName> liegt die &#x017F;oge-<lb/>
nannte <placeName>Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ecke</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Fran&#x017F;che Hoek</placeName></hi>), unterhalb<lb/>
der Berge in einer von den dazwi&#x017F;chen befindlichen Ver-<lb/>
tiefungen. Die&#x017F;er Ort i&#x017F;t deswegen merkwu&#x0364;rdig, weil<lb/>
er &#x017F;ogleich nach Anlegung der Stadt zuer&#x017F;t bewohnt wur-<lb/>
de, und zwar von den Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Flu&#x0364;chtlingen, die &#x017F;ich<lb/>
in den Jahren 1680 bis 1690 aus <placeName>Holland</placeName> hieher bega-<lb/>
ben und die er&#x017F;ten waren, welche hier im Lande Weinber-<lb/>
ge anlegten. &#x2014; <placeName>Draken&#x017F;tein</placeName> i&#x017F;t ebenfalls eine in der<lb/>
Na&#x0364;he des Caps, unterhalb eben der&#x017F;elben Berg&#x017F;trecken,<lb/>
belegene Kolonie.</p><lb/>
          <p>Auf der &#x017F;u&#x0364;dlichen Spitze von <placeName>Afrika</placeName> herr&#x017F;chen haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und fa&#x017F;t<lb/>
ta&#x0364;glich des Sommers; und die&#x017F;e Jahrszeit nennt man<lb/>
hier die gute Jahrszeit (<hi rendition="#aq">Goede Mou&#x017F;&#x017F;oon</hi>). Der andre<lb/>
wehet im Winter; und die&#x017F;e Jahrszeit heißt die &#x017F;chlimme,<lb/>
(<hi rendition="#aq">Quaade-Mou&#x017F;&#x017F;oon</hi>). Der Su&#x0364;d-O&#x017F;t-Wind i&#x017F;t &#x017F;tark,<lb/>
und wird gewo&#x0364;hnlich vom &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten, heiter&#x017F;ten Wetter<lb/>
ohne Regen begleitet. Der Nord-We&#x017F;t-Wind i&#x017F;t &#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
mi&#x017F;ch, und hat gemeiniglich Regen&#x017F;chauer zu &#x017F;einen Ge-<lb/>
fa&#x0364;hrten. Jener be&#x017F;teht oft in kurzen, heftigen und ge-<lb/>
&#x017F;chwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0244] Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedoͤrret, und beynahe ganz oͤde und unzugaͤnglich iſt. Uebrigens fuͤge ich noch folgende geographiſche Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu. Stellenboſch liegt in einem Grunde zwiſchen hohen Ber- gen, der nach Suͤd-Weſt gegen die Bay Falſo zu offen iſt. Es iſt eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig Haͤuſer, nebſt einer Kirche, und zwey foͤrmliche mit Ei- chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Fluſſe durchſtroͤmt wird. Auch iſt es der Sitz eines Land-Dro- ſten. — Nicht weit von Stellenboſch liegt die ſoge- nannte Franzoͤſiſche Ecke (Franſche Hoek), unterhalb der Berge in einer von den dazwiſchen befindlichen Ver- tiefungen. Dieſer Ort iſt deswegen merkwuͤrdig, weil er ſogleich nach Anlegung der Stadt zuerſt bewohnt wur- de, und zwar von den Franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, die ſich in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega- ben und die erſten waren, welche hier im Lande Weinber- ge anlegten. — Drakenſtein iſt ebenfalls eine in der Naͤhe des Caps, unterhalb eben derſelben Bergſtrecken, belegene Kolonie. Auf der ſuͤdlichen Spitze von Afrika herrſchen haupt- ſaͤchlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und faſt taͤglich des Sommers; und dieſe Jahrszeit nennt man hier die gute Jahrszeit (Goede Mouſſoon). Der andre wehet im Winter; und dieſe Jahrszeit heißt die ſchlimme, (Quaade-Mouſſoon). Der Suͤd-Oſt-Wind iſt ſtark, und wird gewoͤhnlich vom ſchoͤnſten, heiterſten Wetter ohne Regen begleitet. Der Nord-Weſt-Wind iſt ſtuͤr- miſch, und hat gemeiniglich Regenſchauer zu ſeinen Ge- faͤhrten. Jener beſteht oft in kurzen, heftigen und ge- ſchwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/244
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/244>, abgerufen am 22.11.2024.