liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedörret, und beynahe ganz öde und unzugänglich ist.
Uebrigens füge ich noch folgende geographische Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu. Stellenbosch liegt in einem Grunde zwischen hohen Ber- gen, der nach Süd-West gegen die Bay Falso zu offen ist. Es ist eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig Häuser, nebst einer Kirche, und zwey förmliche mit Ei- chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Flusse durchströmt wird. Auch ist es der Sitz eines Land-Dro- sten. -- Nicht weit von Stellenbosch liegt die soge- nannte Französische Ecke (Fransche Hoek), unterhalb der Berge in einer von den dazwischen befindlichen Ver- tiefungen. Dieser Ort ist deswegen merkwürdig, weil er sogleich nach Anlegung der Stadt zuerst bewohnt wur- de, und zwar von den Französischen Flüchtlingen, die sich in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega- ben und die ersten waren, welche hier im Lande Weinber- ge anlegten. -- Drakenstein ist ebenfalls eine in der Nähe des Caps, unterhalb eben derselben Bergstrecken, belegene Kolonie.
Auf der südlichen Spitze von Afrika herrschen haupt- sächlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und fast täglich des Sommers; und diese Jahrszeit nennt man hier die gute Jahrszeit (Goede Moussoon). Der andre wehet im Winter; und diese Jahrszeit heißt die schlimme, (Quaade-Moussoon). Der Süd-Ost-Wind ist stark, und wird gewöhnlich vom schönsten, heitersten Wetter ohne Regen begleitet. Der Nord-West-Wind ist stür- misch, und hat gemeiniglich Regenschauer zu seinen Ge- fährten. Jener besteht oft in kurzen, heftigen und ge- schwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht
Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedoͤrret, und beynahe ganz oͤde und unzugaͤnglich iſt.
Uebrigens fuͤge ich noch folgende geographiſche Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu. Stellenboſch liegt in einem Grunde zwiſchen hohen Ber- gen, der nach Suͤd-Weſt gegen die Bay Falſo zu offen iſt. Es iſt eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig Haͤuſer, nebſt einer Kirche, und zwey foͤrmliche mit Ei- chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Fluſſe durchſtroͤmt wird. Auch iſt es der Sitz eines Land-Dro- ſten. — Nicht weit von Stellenboſch liegt die ſoge- nannte Franzoͤſiſche Ecke (Franſche Hoek), unterhalb der Berge in einer von den dazwiſchen befindlichen Ver- tiefungen. Dieſer Ort iſt deswegen merkwuͤrdig, weil er ſogleich nach Anlegung der Stadt zuerſt bewohnt wur- de, und zwar von den Franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, die ſich in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega- ben und die erſten waren, welche hier im Lande Weinber- ge anlegten. — Drakenſtein iſt ebenfalls eine in der Naͤhe des Caps, unterhalb eben derſelben Bergſtrecken, belegene Kolonie.
Auf der ſuͤdlichen Spitze von Afrika herrſchen haupt- ſaͤchlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und faſt taͤglich des Sommers; und dieſe Jahrszeit nennt man hier die gute Jahrszeit (Goede Mouſſoon). Der andre wehet im Winter; und dieſe Jahrszeit heißt die ſchlimme, (Quaade-Mouſſoon). Der Suͤd-Oſt-Wind iſt ſtark, und wird gewoͤhnlich vom ſchoͤnſten, heiterſten Wetter ohne Regen begleitet. Der Nord-Weſt-Wind iſt ſtuͤr- miſch, und hat gemeiniglich Regenſchauer zu ſeinen Ge- faͤhrten. Jener beſteht oft in kurzen, heftigen und ge- ſchwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht
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Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
liegendes Land in einer Gegend unglaublich fruchtbar und
bewohnt, in einer andern aber ganz kahl, ausgedoͤrret,
und beynahe ganz oͤde und unzugaͤnglich iſt.
Uebrigens fuͤge ich noch folgende geographiſche
Nachrichten, die Gegend um das Cap betreffend, hinzu.
Stellenboſch liegt in einem Grunde zwiſchen hohen Ber-
gen, der nach Suͤd-Weſt gegen die Bay Falſo zu offen
iſt. Es iſt eigentlich ein Dorf, das einige und dreyßig
Haͤuſer, nebſt einer Kirche, und zwey foͤrmliche mit Ei-
chen bepflanzte Straßen hat, und von einem kleinen Fluſſe
durchſtroͤmt wird. Auch iſt es der Sitz eines Land-Dro-
ſten. — Nicht weit von Stellenboſch liegt die ſoge-
nannte Franzoͤſiſche Ecke (Franſche Hoek), unterhalb
der Berge in einer von den dazwiſchen befindlichen Ver-
tiefungen. Dieſer Ort iſt deswegen merkwuͤrdig, weil
er ſogleich nach Anlegung der Stadt zuerſt bewohnt wur-
de, und zwar von den Franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, die ſich
in den Jahren 1680 bis 1690 aus Holland hieher bega-
ben und die erſten waren, welche hier im Lande Weinber-
ge anlegten. — Drakenſtein iſt ebenfalls eine in der
Naͤhe des Caps, unterhalb eben derſelben Bergſtrecken,
belegene Kolonie.
Auf der ſuͤdlichen Spitze von Afrika herrſchen haupt-
ſaͤchlich zwey Winde. Der eine wehet heftig, und faſt
taͤglich des Sommers; und dieſe Jahrszeit nennt man
hier die gute Jahrszeit (Goede Mouſſoon). Der andre
wehet im Winter; und dieſe Jahrszeit heißt die ſchlimme,
(Quaade-Mouſſoon). Der Suͤd-Oſt-Wind iſt ſtark,
und wird gewoͤhnlich vom ſchoͤnſten, heiterſten Wetter
ohne Regen begleitet. Der Nord-Weſt-Wind iſt ſtuͤr-
miſch, und hat gemeiniglich Regenſchauer zu ſeinen Ge-
faͤhrten. Jener beſteht oft in kurzen, heftigen und ge-
ſchwind auf einander folgenden Stoßwinden, die nicht
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/244>, abgerufen am 22.11.2024.
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