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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Sechster Abschnitt.
und jenseit derselben liegt das Karroland (Carro-
Veld
).

Auf den hiesigen Gebirgen halten sich, wie man
mir erzählte, bisweilen noch Löwen auf. Vor diesem
sollen sie da sehr häufig anzutreffen gewesen seyn; jetzt
sind sie aber meist ausgerottet. -- Am krummen Flusse
findet man am Strande in Löchern eine Art Schnecken,
aus dem Geschlechte der Scheide (Solen filiqua), von
denen man erzählt, daß man sie unmöglich durch Gra-
ben bekommen könne, sondern nur auf die Art, daß
man einen langen spitzigen Zacken hineinstecke, und sie
so heraufziehe.

Auf den Anhöhen unterhalb der Berge in diesem
Bezirke wächst der Afrikanische Brotbaum (Brood-
Boom, Zamia caffra
) häufig. Dies ist ein Palm-
baum, der höchstens die Höhe und Dicke eines Mannes
hat, sich weit ausbreitet, und einzeln steht. Manch-
mahl schießen aus einer Wurzel zwey bis drey Stämme
auf. Aus dem Marke dieser Bäume wissen die Hotten-
totten Brot zu bereiten. Sie bohren oder graben das
Mark heraus, vergraben es darauf in die Erde, und
lassen es ganze zwey Monathe darin liegen, bis es fault.
Alsdann kneten und formiren sie es zu einem Kuchen,
den sie auf ihre gewöhnliche schmutzige Art in heißer
Asche backen. Der Brotbaum steht mehrentheils an
trocknen Stellen zwischen Steinen, und wächst lang-
sam. -- Die Hottentotten essen auch die Beeren vom
Guarribusche oder der Euklee (Euclea undulata). Sie
schmecken süß; zerstoßen und gegohren geben sie einen
Essig wie Pontak. -- Das viereckige Dickblatt
(Crassula tetragona), gebraucht man hier wie ein adstrin-
girendes Mittel: man kocht eine Handvoll davon mit
Milch und trinkt es gegen den Durchlauf.


Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
und jenſeit derſelben liegt das Karroland (Carro-
Veld
).

Auf den hieſigen Gebirgen halten ſich, wie man
mir erzaͤhlte, bisweilen noch Loͤwen auf. Vor dieſem
ſollen ſie da ſehr haͤufig anzutreffen geweſen ſeyn; jetzt
ſind ſie aber meiſt ausgerottet. — Am krummen Fluſſe
findet man am Strande in Loͤchern eine Art Schnecken,
aus dem Geſchlechte der Scheide (Solen filiqua), von
denen man erzaͤhlt, daß man ſie unmoͤglich durch Gra-
ben bekommen koͤnne, ſondern nur auf die Art, daß
man einen langen ſpitzigen Zacken hineinſtecke, und ſie
ſo heraufziehe.

Auf den Anhoͤhen unterhalb der Berge in dieſem
Bezirke waͤchſt der Afrikaniſche Brotbaum (Brood-
Boom, Zamia caffra
) haͤufig. Dies iſt ein Palm-
baum, der hoͤchſtens die Hoͤhe und Dicke eines Mannes
hat, ſich weit ausbreitet, und einzeln ſteht. Manch-
mahl ſchießen aus einer Wurzel zwey bis drey Staͤmme
auf. Aus dem Marke dieſer Baͤume wiſſen die Hotten-
totten Brot zu bereiten. Sie bohren oder graben das
Mark heraus, vergraben es darauf in die Erde, und
laſſen es ganze zwey Monathe darin liegen, bis es fault.
Alsdann kneten und formiren ſie es zu einem Kuchen,
den ſie auf ihre gewoͤhnliche ſchmutzige Art in heißer
Aſche backen. Der Brotbaum ſteht mehrentheils an
trocknen Stellen zwiſchen Steinen, und waͤchſt lang-
ſam. — Die Hottentotten eſſen auch die Beeren vom
Guarribuſche oder der Euklee (Euclea undulata). Sie
ſchmecken ſuͤß; zerſtoßen und gegohren geben ſie einen
Eſſig wie Pontak. — Das viereckige Dickblatt
(Craſſula tetragona), gebraucht man hier wie ein adſtrin-
girendes Mittel: man kocht eine Handvoll davon mit
Milch und trinkt es gegen den Durchlauf.


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[184/0212] Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. und jenſeit derſelben liegt das Karroland (Carro- Veld). Auf den hieſigen Gebirgen halten ſich, wie man mir erzaͤhlte, bisweilen noch Loͤwen auf. Vor dieſem ſollen ſie da ſehr haͤufig anzutreffen geweſen ſeyn; jetzt ſind ſie aber meiſt ausgerottet. — Am krummen Fluſſe findet man am Strande in Loͤchern eine Art Schnecken, aus dem Geſchlechte der Scheide (Solen filiqua), von denen man erzaͤhlt, daß man ſie unmoͤglich durch Gra- ben bekommen koͤnne, ſondern nur auf die Art, daß man einen langen ſpitzigen Zacken hineinſtecke, und ſie ſo heraufziehe. Auf den Anhoͤhen unterhalb der Berge in dieſem Bezirke waͤchſt der Afrikaniſche Brotbaum (Brood- Boom, Zamia caffra) haͤufig. Dies iſt ein Palm- baum, der hoͤchſtens die Hoͤhe und Dicke eines Mannes hat, ſich weit ausbreitet, und einzeln ſteht. Manch- mahl ſchießen aus einer Wurzel zwey bis drey Staͤmme auf. Aus dem Marke dieſer Baͤume wiſſen die Hotten- totten Brot zu bereiten. Sie bohren oder graben das Mark heraus, vergraben es darauf in die Erde, und laſſen es ganze zwey Monathe darin liegen, bis es fault. Alsdann kneten und formiren ſie es zu einem Kuchen, den ſie auf ihre gewoͤhnliche ſchmutzige Art in heißer Aſche backen. Der Brotbaum ſteht mehrentheils an trocknen Stellen zwiſchen Steinen, und waͤchſt lang- ſam. — Die Hottentotten eſſen auch die Beeren vom Guarribuſche oder der Euklee (Euclea undulata). Sie ſchmecken ſuͤß; zerſtoßen und gegohren geben ſie einen Eſſig wie Pontak. — Das viereckige Dickblatt (Craſſula tetragona), gebraucht man hier wie ein adſtrin- girendes Mittel: man kocht eine Handvoll davon mit Milch und trinkt es gegen den Durchlauf.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/212>, abgerufen am 24.11.2024.