den, so wie auch anderwärts, häufig gebraucht. Von den Hottentotten werden sie zu diesem Ende zahm gemacht und abgerichtet. Sie stecken ihnen hernach durch den Nasenknorpel einen hölzernen Pflock, an dessen beyde Enden ein Riemen gebunden wird, der die Stelle des Zaums vertritt, und an welchem der Ochse mit Sicher- heit geführt wird.
Bey dieser Gelegenheit konnte ich wieder manches von den Gewohnheiten der Hottentotten bemerken. Auf Reisen führen diese Leute allezeit ein oder zwey Wurfspie- ße, oder Hassagai, mit sich. Diese bestehen aus einer eisernen Spitze oder Lanze, die auf jeder Seite halb aus- gehöhlt und eine Viertelelle lang ist. Bisweilen hat dieses spitze Gewehr auch einen eisernen Stiel, bisweilen aber nicht. Dieser Stiel ist entweder rund und glatt, oder gereift. Diese Lanze binden sie mit ledernen Rie- men an einem runden und dünnen Stabe von Hassagai- holze (Curtisia faginea) fest, der gegen das Ende im- mer schmäler wird und eine Klafter lang ist. Mit die- sen Wurfspießen, die sie ganzer hundert Schritte weit sehr behende zu werfen wissen, vertheidigen sie sich gegen ihre Feinde sowohl als gegen wilde Thiere, und tödten auch damit Büffelochsen und anderes Wild. Anstatt irdener Gefäße und Kalabassen hat Nachdenken und Ar- muth sie gelehrt, die Schalen von Landschildkröten zu ge- brauchen, welche sich häufig in den Sandebenen zwi- schen den Büschen aufhalten, besonders die kleine und die sogenannte geometrische Schildkröte (testudo minuta, und geometrica). -- Hin und wieder findet man große ausgehöhlte Gruben, wie Wolfsgruben, welche die Hottentotten gut zudecken und Büffelochsen und Raubthiere darin fangen. -- Bey den hiesigen Hot- tentotten lernte ich auch eine artige Methode kennen, oh-
Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
den, ſo wie auch anderwaͤrts, haͤufig gebraucht. Von den Hottentotten werden ſie zu dieſem Ende zahm gemacht und abgerichtet. Sie ſtecken ihnen hernach durch den Naſenknorpel einen hoͤlzernen Pflock, an deſſen beyde Enden ein Riemen gebunden wird, der die Stelle des Zaums vertritt, und an welchem der Ochſe mit Sicher- heit gefuͤhrt wird.
Bey dieſer Gelegenheit konnte ich wieder manches von den Gewohnheiten der Hottentotten bemerken. Auf Reiſen fuͤhren dieſe Leute allezeit ein oder zwey Wurfſpie- ße, oder Haſſagai, mit ſich. Dieſe beſtehen aus einer eiſernen Spitze oder Lanze, die auf jeder Seite halb aus- gehoͤhlt und eine Viertelelle lang iſt. Bisweilen hat dieſes ſpitze Gewehr auch einen eiſernen Stiel, bisweilen aber nicht. Dieſer Stiel iſt entweder rund und glatt, oder gereift. Dieſe Lanze binden ſie mit ledernen Rie- men an einem runden und duͤnnen Stabe von Haſſagai- holze (Curtiſia faginea) feſt, der gegen das Ende im- mer ſchmaͤler wird und eine Klafter lang iſt. Mit die- ſen Wurfſpießen, die ſie ganzer hundert Schritte weit ſehr behende zu werfen wiſſen, vertheidigen ſie ſich gegen ihre Feinde ſowohl als gegen wilde Thiere, und toͤdten auch damit Buͤffelochſen und anderes Wild. Anſtatt irdener Gefaͤße und Kalabaſſen hat Nachdenken und Ar- muth ſie gelehrt, die Schalen von Landſchildkroͤten zu ge- brauchen, welche ſich haͤufig in den Sandebenen zwi- ſchen den Buͤſchen aufhalten, beſonders die kleine und die ſogenannte geometriſche Schildkroͤte (teſtudo minuta, und geometrica). — Hin und wieder findet man große ausgehoͤhlte Gruben, wie Wolfsgruben, welche die Hottentotten gut zudecken und Buͤffelochſen und Raubthiere darin fangen. — Bey den hieſigen Hot- tentotten lernte ich auch eine artige Methode kennen, oh-
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Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
den, ſo wie auch anderwaͤrts, haͤufig gebraucht. Von den
Hottentotten werden ſie zu dieſem Ende zahm gemacht
und abgerichtet. Sie ſtecken ihnen hernach durch den
Naſenknorpel einen hoͤlzernen Pflock, an deſſen beyde
Enden ein Riemen gebunden wird, der die Stelle des
Zaums vertritt, und an welchem der Ochſe mit Sicher-
heit gefuͤhrt wird.
Bey dieſer Gelegenheit konnte ich wieder manches
von den Gewohnheiten der Hottentotten bemerken. Auf
Reiſen fuͤhren dieſe Leute allezeit ein oder zwey Wurfſpie-
ße, oder Haſſagai, mit ſich. Dieſe beſtehen aus einer
eiſernen Spitze oder Lanze, die auf jeder Seite halb aus-
gehoͤhlt und eine Viertelelle lang iſt. Bisweilen hat
dieſes ſpitze Gewehr auch einen eiſernen Stiel, bisweilen
aber nicht. Dieſer Stiel iſt entweder rund und glatt,
oder gereift. Dieſe Lanze binden ſie mit ledernen Rie-
men an einem runden und duͤnnen Stabe von Haſſagai-
holze (Curtiſia faginea) feſt, der gegen das Ende im-
mer ſchmaͤler wird und eine Klafter lang iſt. Mit die-
ſen Wurfſpießen, die ſie ganzer hundert Schritte weit
ſehr behende zu werfen wiſſen, vertheidigen ſie ſich gegen
ihre Feinde ſowohl als gegen wilde Thiere, und toͤdten
auch damit Buͤffelochſen und anderes Wild. Anſtatt
irdener Gefaͤße und Kalabaſſen hat Nachdenken und Ar-
muth ſie gelehrt, die Schalen von Landſchildkroͤten zu ge-
brauchen, welche ſich haͤufig in den Sandebenen zwi-
ſchen den Buͤſchen aufhalten, beſonders die kleine und die
ſogenannte geometriſche Schildkroͤte (teſtudo minuta,
und geometrica). — Hin und wieder findet man
große ausgehoͤhlte Gruben, wie Wolfsgruben, welche
die Hottentotten gut zudecken und Buͤffelochſen und
Raubthiere darin fangen. — Bey den hieſigen Hot-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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