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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
war, daß die Pferde, welche hier zu Lande niemahls be-
schlagen werden, beständig ausglitschten oder stolperten,
und wir an mehr als einer Stelle viel Gefahr liefen, Ar-
me und Beine zu zerbrechen. Insonderheit standen wir
den 2. November anhaltende Regengüsse aus, als wir
den Quaimannsfluß (Quaimanns-Drift) passirten, ei-
nen Fluß, welcher, wie verschiedne andre dem Meere be-
nachbarte Flüsse in dieser Gegend, die merkwürdige Ei-
genschaft hat, daß er durch die Ebbe und Fluth fällt und
steigt; und endlich durch verschiedne mit Holz bewachsne
Thäler und Flüsse nach Magermannskraal, einem Viehhofe
oder Kolonie, die Friedrich Seele gehört, kamen. Müder,
nasser und ärger zugerichtet konnten wir wohl nicht leicht
irgendwo anlangen als hier, und schlechter konnten wir
auch wohl nicht leicht beherberget werden, als auf diesem
Bauerhofe. Europäer wohnten hier gar nicht, sondern ei-
ne schwarze Sklavin war im Nahmen der Leute, welchen
der Platz gehörte, Wirthin im Hause, und hatte die Aufsicht
über eine große Heerde Kühe, und über die Hottentotten,
welche Hirten dabey waren. Das Haus war eine länglich
viereckige Hütte, aus hölzernen Balken errichtet und überall
mit Lehm bekleibt. In dieser Kathe mußte ich mit meiner
Gesellschaft und einer großen Anzahl Hottentotten die Nacht
zubringen, und wir waren doch noch froh, daß wir gegen
Regen, starken Wind und Kälte ein Obdach hatten.

Weil wir in den vorhergehenden Tagen, seit un-
srer Trennung vom Wagen, verschiedne Kräuter und an-
dre Merkwürdigkeiten gesammelt hatten, und daher nicht
mehr alles auf unsern Pferden mitnehmen konnten, wa-
ren wir schon auf dem vorigen Bauerhofe genöthigt gewe-
sen, drey Trag- oder Packochsen zu nehmen, die unsre
Bagage tragen mußten, und dazu drey Hottentotten, um
dieselben zu führen. Packochsen werden in diesen Gegen-

Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
war, daß die Pferde, welche hier zu Lande niemahls be-
ſchlagen werden, beſtaͤndig ausglitſchten oder ſtolperten,
und wir an mehr als einer Stelle viel Gefahr liefen, Ar-
me und Beine zu zerbrechen. Inſonderheit ſtanden wir
den 2. November anhaltende Regenguͤſſe aus, als wir
den Quaimannsfluß (Quaimanns-Drift) paſſirten, ei-
nen Fluß, welcher, wie verſchiedne andre dem Meere be-
nachbarte Fluͤſſe in dieſer Gegend, die merkwuͤrdige Ei-
genſchaft hat, daß er durch die Ebbe und Fluth faͤllt und
ſteigt; und endlich durch verſchiedne mit Holz bewachſne
Thaͤler und Fluͤſſe nach Magermannskraal, einem Viehhofe
oder Kolonie, die Friedrich Seele gehoͤrt, kamen. Muͤder,
naſſer und aͤrger zugerichtet konnten wir wohl nicht leicht
irgendwo anlangen als hier, und ſchlechter konnten wir
auch wohl nicht leicht beherberget werden, als auf dieſem
Bauerhofe. Europaͤer wohnten hier gar nicht, ſondern ei-
ne ſchwarze Sklavin war im Nahmen der Leute, welchen
der Platz gehoͤrte, Wirthin im Hauſe, und hatte die Aufſicht
uͤber eine große Heerde Kuͤhe, und uͤber die Hottentotten,
welche Hirten dabey waren. Das Haus war eine laͤnglich
viereckige Huͤtte, aus hoͤlzernen Balken errichtet und uͤberall
mit Lehm bekleibt. In dieſer Kathe mußte ich mit meiner
Geſellſchaft und einer großen Anzahl Hottentotten die Nacht
zubringen, und wir waren doch noch froh, daß wir gegen
Regen, ſtarken Wind und Kaͤlte ein Obdach hatten.

Weil wir in den vorhergehenden Tagen, ſeit un-
ſrer Trennung vom Wagen, verſchiedne Kraͤuter und an-
dre Merkwuͤrdigkeiten geſammelt hatten, und daher nicht
mehr alles auf unſern Pferden mitnehmen konnten, wa-
ren wir ſchon auf dem vorigen Bauerhofe genoͤthigt gewe-
ſen, drey Trag- oder Packochſen zu nehmen, die unſre
Bagage tragen mußten, und dazu drey Hottentotten, um
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[165/0193] Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand. war, daß die Pferde, welche hier zu Lande niemahls be- ſchlagen werden, beſtaͤndig ausglitſchten oder ſtolperten, und wir an mehr als einer Stelle viel Gefahr liefen, Ar- me und Beine zu zerbrechen. Inſonderheit ſtanden wir den 2. November anhaltende Regenguͤſſe aus, als wir den Quaimannsfluß (Quaimanns-Drift) paſſirten, ei- nen Fluß, welcher, wie verſchiedne andre dem Meere be- nachbarte Fluͤſſe in dieſer Gegend, die merkwuͤrdige Ei- genſchaft hat, daß er durch die Ebbe und Fluth faͤllt und ſteigt; und endlich durch verſchiedne mit Holz bewachſne Thaͤler und Fluͤſſe nach Magermannskraal, einem Viehhofe oder Kolonie, die Friedrich Seele gehoͤrt, kamen. Muͤder, naſſer und aͤrger zugerichtet konnten wir wohl nicht leicht irgendwo anlangen als hier, und ſchlechter konnten wir auch wohl nicht leicht beherberget werden, als auf dieſem Bauerhofe. Europaͤer wohnten hier gar nicht, ſondern ei- ne ſchwarze Sklavin war im Nahmen der Leute, welchen der Platz gehoͤrte, Wirthin im Hauſe, und hatte die Aufſicht uͤber eine große Heerde Kuͤhe, und uͤber die Hottentotten, welche Hirten dabey waren. Das Haus war eine laͤnglich viereckige Huͤtte, aus hoͤlzernen Balken errichtet und uͤberall mit Lehm bekleibt. In dieſer Kathe mußte ich mit meiner Geſellſchaft und einer großen Anzahl Hottentotten die Nacht zubringen, und wir waren doch noch froh, daß wir gegen Regen, ſtarken Wind und Kaͤlte ein Obdach hatten. Weil wir in den vorhergehenden Tagen, ſeit un- ſrer Trennung vom Wagen, verſchiedne Kraͤuter und an- dre Merkwuͤrdigkeiten geſammelt hatten, und daher nicht mehr alles auf unſern Pferden mitnehmen konnten, wa- ren wir ſchon auf dem vorigen Bauerhofe genoͤthigt gewe- ſen, drey Trag- oder Packochſen zu nehmen, die unſre Bagage tragen mußten, und dazu drey Hottentotten, um dieſelben zu fuͤhren. Packochſen werden in dieſen Gegen-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/193>, abgerufen am 23.11.2024.