ständig im Munde. Diese Leute leben übrigens von ih- rem Vieh und von allerhand Zwiebeln und Wurzeln, die sie auf dem Felde aufzusuchen und auszugraben wissen.
Von den Sitten der hiesigen Bauern merke ich noch an, daß sie die Zeit allezeit nach dem Laufe der Sonne bestimmen und eintheilen.
Auf dem Hofe der Compagnie ließen wir unsern Karren stehen, und bekamen an dessen Statt einen gro- ßen mit Segeltuch überzognen Wagen, nebst zehn fri- schen Ochsen, zu bequemerer Fortsetzung unsrer Reise nach der Küste der Kaffern. Mit diesem verbesserten Fuhrwerke reiseten wir denn auch weiter über den Krakus- fluß und den Krakusberg (Kraakous-Hoogte), fer- ner über den Fettfluß (Vet-Rivier) und verschiedne Höfe vorbey. In diesen Gegenden wächst häufiger, als ich je anderswo bemerkt habe, der Aloebaum oder die durchstochne Aloe (Aloe perfoliata), aus dessen Blät- tern das Aloeharz hervorquillt. Die Schafe fressen hier verschiedne giftige Gewächse, als den glänzenden Sumach (Rhus lucidum), den Afrikanischen Bocksdorn (Lycium afrum) und dergleichen.
Den 25. October besuchten wir Martin Lagrans am Palmitflusse (Palmit-Rivier), einen Bauer, der so viele Hühner hatte, daß er alle Tage hundert Eyer be- kam. Von hier gingen wir über den Süßmilchsfluß (Zoete-Melk-Rivier), das schwarze Thal (Svarte Valley) vorbey, zu einem am falschen Flusse (Vals- Rivier) belegenen Hofe Nahmens Wohlzufrieden (Wel- te-Vreede). Dicht am schwarzen Thale zur Linken sahen wir sehr deutlich, daß die Bergklippen eisenhaltig waren.
Auf unsrer fernern Reise ritten wir das große Thal (Groote Valley) vorbey, und durch den breiten Gold- fluß (Gouds-Rivier), bis wir zu Daniel Pinard ka-
Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale.
ſtaͤndig im Munde. Dieſe Leute leben uͤbrigens von ih- rem Vieh und von allerhand Zwiebeln und Wurzeln, die ſie auf dem Felde aufzuſuchen und auszugraben wiſſen.
Von den Sitten der hieſigen Bauern merke ich noch an, daß ſie die Zeit allezeit nach dem Laufe der Sonne beſtimmen und eintheilen.
Auf dem Hofe der Compagnie ließen wir unſern Karren ſtehen, und bekamen an deſſen Statt einen gro- ßen mit Segeltuch uͤberzognen Wagen, nebſt zehn fri- ſchen Ochſen, zu bequemerer Fortſetzung unſrer Reiſe nach der Kuͤſte der Kaffern. Mit dieſem verbeſſerten Fuhrwerke reiſeten wir denn auch weiter uͤber den Krakus- fluß und den Krakusberg (Kraakous-Hoogte), fer- ner uͤber den Fettfluß (Vet-Rivier) und verſchiedne Hoͤfe vorbey. In dieſen Gegenden waͤchſt haͤufiger, als ich je anderswo bemerkt habe, der Aloebaum oder die durchſtochne Aloe (Aloe perfoliata), aus deſſen Blaͤt- tern das Aloeharz hervorquillt. Die Schafe freſſen hier verſchiedne giftige Gewaͤchſe, als den glaͤnzenden Sumach (Rhus lucidum), den Afrikaniſchen Bocksdorn (Lycium afrum) und dergleichen.
Den 25. October beſuchten wir Martin Lagrans am Palmitfluſſe (Palmit-Rivier), einen Bauer, der ſo viele Huͤhner hatte, daß er alle Tage hundert Eyer be- kam. Von hier gingen wir uͤber den Suͤßmilchsfluß (Zoete-Melk-Rivier), das ſchwarze Thal (Svarte Valley) vorbey, zu einem am falſchen Fluſſe (Vals- Rivier) belegenen Hofe Nahmens Wohlzufrieden (Wel- te-Vreede). Dicht am ſchwarzen Thale zur Linken ſahen wir ſehr deutlich, daß die Bergklippen eiſenhaltig waren.
Auf unſrer fernern Reiſe ritten wir das große Thal (Groote Valley) vorbey, und durch den breiten Gold- fluß (Gouds-Rivier), bis wir zu Daniel Pinard ka-
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Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale.
ſtaͤndig im Munde. Dieſe Leute leben uͤbrigens von ih-
rem Vieh und von allerhand Zwiebeln und Wurzeln, die
ſie auf dem Felde aufzuſuchen und auszugraben wiſſen.
Von den Sitten der hieſigen Bauern merke ich noch
an, daß ſie die Zeit allezeit nach dem Laufe der Sonne
beſtimmen und eintheilen.
Auf dem Hofe der Compagnie ließen wir unſern
Karren ſtehen, und bekamen an deſſen Statt einen gro-
ßen mit Segeltuch uͤberzognen Wagen, nebſt zehn fri-
ſchen Ochſen, zu bequemerer Fortſetzung unſrer Reiſe
nach der Kuͤſte der Kaffern. Mit dieſem verbeſſerten
Fuhrwerke reiſeten wir denn auch weiter uͤber den Krakus-
fluß und den Krakusberg (Kraakous-Hoogte), fer-
ner uͤber den Fettfluß (Vet-Rivier) und verſchiedne
Hoͤfe vorbey. In dieſen Gegenden waͤchſt haͤufiger, als
ich je anderswo bemerkt habe, der Aloebaum oder die
durchſtochne Aloe (Aloe perfoliata), aus deſſen Blaͤt-
tern das Aloeharz hervorquillt. Die Schafe freſſen
hier verſchiedne giftige Gewaͤchſe, als den glaͤnzenden
Sumach (Rhus lucidum), den Afrikaniſchen Bocksdorn
(Lycium afrum) und dergleichen.
Den 25. October beſuchten wir Martin Lagrans
am Palmitfluſſe (Palmit-Rivier), einen Bauer, der
ſo viele Huͤhner hatte, daß er alle Tage hundert Eyer be-
kam. Von hier gingen wir uͤber den Suͤßmilchsfluß
(Zoete-Melk-Rivier), das ſchwarze Thal (Svarte
Valley) vorbey, zu einem am falſchen Fluſſe (Vals-
Rivier) belegenen Hofe Nahmens Wohlzufrieden (Wel-
te-Vreede). Dicht am ſchwarzen Thale zur Linken ſahen
wir ſehr deutlich, daß die Bergklippen eiſenhaltig waren.
Auf unſrer fernern Reiſe ritten wir das große Thal
(Groote Valley) vorbey, und durch den breiten Gold-
fluß (Gouds-Rivier), bis wir zu Daniel Pinard ka-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/185>, abgerufen am 25.11.2024.
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