Um 12 Uhr setzten wir unsre Reise zu einem an- dern, der Compagnie zuständigen Hofe, Nahmens Rohrthal (Riet-Valley) fort. Von hier gingen wir weiter nach einem Hofe, der den Nahmen seines Be- sitzers Mostert führt, und endlich die salzige Quelle (Brack-Fonteyn) vorbey nach dem grünen Thale (Groe- ne Kloof), einem ungemein großen Viehhofe, welcher der Compagnie gehört und acht Stunden Weges von der Stadt liegt. An diesem schönen Orte hielten wir uns eine ganze Woche auf, theils weil es hier viel für uns zu sammeln gab, theils weil die von dem heißen Sande zurückprallenden Sonnenstrahlen auf meine Augen die üble Wirkung hatten, daß sich eine sehr heftige Entzün- dung derselben erzeugte, die mehrere Tage hartnäckig anhielt.
Das Land ist in diesen Gegenden zwar von Euro- päischen Kolonisten sehr gut angebauet, auch schon recht stark bewohnt; man hat aber noch keine bestimmte Mei- len im Lande festgesetzt; auch haben die Höfe und Flüsse noch nicht überall anpassende und unterscheidende Nah- men. Die Höfe werden oft nach ihren Besitzern be- nannt; und die Entfernungen berechnet man gemeinig- lich nach der Zeit, da man mit einem Ochsenwagen von einem Orte zum andern fährt; und eine solche Abthei- lung beträgt, auf das genaueste gerechnet, eine See- meile. Dies alles verursacht einem Reisenden viel Schwierigkeit, und macht, daß die Oerter, welche ich auf meinen Afrikanischen Reisen besucht habe, mit den- jenigen Holländischen Nahmen, die sie an Ort und Stelle haben, benennen muß.
Die sandigen und niedrigen Gefilde, durch welche wir bisher gekommen waren, standen jetzt ganz voll Zwiebelgewächse, die wir in großer Menge antrafen.
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Um 12 Uhr ſetzten wir unſre Reiſe zu einem an- dern, der Compagnie zuſtaͤndigen Hofe, Nahmens Rohrthal (Riet-Valley) fort. Von hier gingen wir weiter nach einem Hofe, der den Nahmen ſeines Be- ſitzers Moſtert fuͤhrt, und endlich die ſalzige Quelle (Brack-Fonteyn) vorbey nach dem gruͤnen Thale (Groe- ne Kloof), einem ungemein großen Viehhofe, welcher der Compagnie gehoͤrt und acht Stunden Weges von der Stadt liegt. An dieſem ſchoͤnen Orte hielten wir uns eine ganze Woche auf, theils weil es hier viel fuͤr uns zu ſammeln gab, theils weil die von dem heißen Sande zuruͤckprallenden Sonnenſtrahlen auf meine Augen die uͤble Wirkung hatten, daß ſich eine ſehr heftige Entzuͤn- dung derſelben erzeugte, die mehrere Tage hartnaͤckig anhielt.
Das Land iſt in dieſen Gegenden zwar von Euro- paͤiſchen Koloniſten ſehr gut angebauet, auch ſchon recht ſtark bewohnt; man hat aber noch keine beſtimmte Mei- len im Lande feſtgeſetzt; auch haben die Hoͤfe und Fluͤſſe noch nicht uͤberall anpaſſende und unterſcheidende Nah- men. Die Hoͤfe werden oft nach ihren Beſitzern be- nannt; und die Entfernungen berechnet man gemeinig- lich nach der Zeit, da man mit einem Ochſenwagen von einem Orte zum andern faͤhrt; und eine ſolche Abthei- lung betraͤgt, auf das genaueſte gerechnet, eine See- meile. Dies alles verurſacht einem Reiſenden viel Schwierigkeit, und macht, daß die Oerter, welche ich auf meinen Afrikaniſchen Reiſen beſucht habe, mit den- jenigen Hollaͤndiſchen Nahmen, die ſie an Ort und Stelle haben, benennen muß.
Die ſandigen und niedrigen Gefilde, durch welche wir bisher gekommen waren, ſtanden jetzt ganz voll Zwiebelgewaͤchſe, die wir in großer Menge antrafen.
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Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Um 12 Uhr ſetzten wir unſre Reiſe zu einem an-
dern, der Compagnie zuſtaͤndigen Hofe, Nahmens
Rohrthal (Riet-Valley) fort. Von hier gingen wir
weiter nach einem Hofe, der den Nahmen ſeines Be-
ſitzers Moſtert fuͤhrt, und endlich die ſalzige Quelle
(Brack-Fonteyn) vorbey nach dem gruͤnen Thale (Groe-
ne Kloof), einem ungemein großen Viehhofe, welcher
der Compagnie gehoͤrt und acht Stunden Weges von der
Stadt liegt. An dieſem ſchoͤnen Orte hielten wir uns
eine ganze Woche auf, theils weil es hier viel fuͤr uns
zu ſammeln gab, theils weil die von dem heißen Sande
zuruͤckprallenden Sonnenſtrahlen auf meine Augen die
uͤble Wirkung hatten, daß ſich eine ſehr heftige Entzuͤn-
dung derſelben erzeugte, die mehrere Tage hartnaͤckig
anhielt.
Das Land iſt in dieſen Gegenden zwar von Euro-
paͤiſchen Koloniſten ſehr gut angebauet, auch ſchon recht
ſtark bewohnt; man hat aber noch keine beſtimmte Mei-
len im Lande feſtgeſetzt; auch haben die Hoͤfe und Fluͤſſe
noch nicht uͤberall anpaſſende und unterſcheidende Nah-
men. Die Hoͤfe werden oft nach ihren Beſitzern be-
nannt; und die Entfernungen berechnet man gemeinig-
lich nach der Zeit, da man mit einem Ochſenwagen von
einem Orte zum andern faͤhrt; und eine ſolche Abthei-
lung betraͤgt, auf das genaueſte gerechnet, eine See-
meile. Dies alles verurſacht einem Reiſenden viel
Schwierigkeit, und macht, daß die Oerter, welche ich
auf meinen Afrikaniſchen Reiſen beſucht habe, mit den-
jenigen Hollaͤndiſchen Nahmen, die ſie an Ort und
Stelle haben, benennen muß.
Die ſandigen und niedrigen Gefilde, durch welche
wir bisher gekommen waren, ſtanden jetzt ganz voll
Zwiebelgewaͤchſe, die wir in großer Menge antrafen.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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