Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Einige kleine Reisen vom Cap ins Land. der Afrikanischen Zaunrübe (Bryonia africana), ge-braucht der Landmann als ein Brechmittel; in Wein oder Branntwein infundirt, purgirt sie gut, besonders wenn man ein Stück Brot nachisset. Der mönchskap- penförmige Storchschnabel (Geranium cucullarum), ein wohlriechendes Kraut, wird in kleine Beutel gesteckt und aufgelegt, als ein erweichendes Mittel applicirt. Die Zweige vom Oehlbaume (Olea Europaea), giebt man den Lämmern zu fressen. Der Blätter der herzförmi- gen Borbonie (Borbonia cordata) bedient man sich auf dem Lande statt des Thees. Die Montinie (Montinia acris) wird, so scharf sie auch ist, von den Schafen gefressen. Die Frucht des sternblättrichten Scepter- baums (Brabejum stellatum), welches ein großer Strauch ist, der an den Bächen wächst, heißt hier zu Lande wilde Kastanien (wilde Castanien). Die Hottentotten essen sie. Die Landleute gebrauchen sie manchmahl anstatt des Kaffee; die äußere Schale wird alsdann von der Frucht abgenommen, und das Bittre durch Wasser aus- gezogen; darauf kocht, brennt und stößt oder mahlt man sie wie Kaffeebohnen. Die Feldscheere, Apotheker und andre suchen, Gegen den Biß der Schlangen rühmt man hier Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land. der Afrikaniſchen Zaunruͤbe (Bryonia africana), ge-braucht der Landmann als ein Brechmittel; in Wein oder Branntwein infundirt, purgirt ſie gut, beſonders wenn man ein Stuͤck Brot nachiſſet. Der moͤnchskap- penfoͤrmige Storchſchnabel (Geranium cucullarum), ein wohlriechendes Kraut, wird in kleine Beutel geſteckt und aufgelegt, als ein erweichendes Mittel applicirt. Die Zweige vom Oehlbaume (Olea Europaea), giebt man den Laͤmmern zu freſſen. Der Blaͤtter der herzfoͤrmi- gen Borbonie (Borbonia cordata) bedient man ſich auf dem Lande ſtatt des Thees. Die Montinie (Montinia acris) wird, ſo ſcharf ſie auch iſt, von den Schafen gefreſſen. Die Frucht des ſternblaͤttrichten Scepter- baums (Brabejum ſtellatum), welches ein großer Strauch iſt, der an den Baͤchen waͤchſt, heißt hier zu Lande wilde Kaſtanien (wilde Caſtanien). Die Hottentotten eſſen ſie. Die Landleute gebrauchen ſie manchmahl anſtatt des Kaffee; die aͤußere Schale wird alsdann von der Frucht abgenommen, und das Bittre durch Waſſer aus- gezogen; darauf kocht, brennt und ſtoͤßt oder mahlt man ſie wie Kaffeebohnen. Die Feldſcheere, Apotheker und andre ſuchen, Gegen den Biß der Schlangen ruͤhmt man hier <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0153" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige kleine Reiſen vom <placeName>Cap</placeName> ins Land.</hi></fw><lb/> der Afrikaniſchen Zaunruͤbe (<hi rendition="#aq">Bryonia africana</hi>), ge-<lb/> braucht der Landmann als ein Brechmittel; in Wein<lb/> oder Branntwein infundirt, purgirt ſie gut, beſonders<lb/> wenn man ein Stuͤck Brot nachiſſet. Der moͤnchskap-<lb/> penfoͤrmige Storchſchnabel (<hi rendition="#aq">Geranium cucullarum</hi>), ein<lb/> wohlriechendes Kraut, wird in kleine Beutel geſteckt und<lb/> aufgelegt, als ein erweichendes Mittel applicirt. Die<lb/> Zweige vom Oehlbaume (<hi rendition="#aq">Olea Europaea</hi>), giebt man<lb/> den Laͤmmern zu freſſen. Der Blaͤtter der herzfoͤrmi-<lb/> gen Borbonie (<hi rendition="#aq">Borbonia cordata</hi>) bedient man ſich auf<lb/> dem Lande ſtatt des Thees. Die Montinie (<hi rendition="#aq">Montinia<lb/> acris</hi>) wird, ſo ſcharf ſie auch iſt, von den Schafen<lb/> gefreſſen. Die Frucht des ſternblaͤttrichten Scepter-<lb/> baums (<hi rendition="#aq">Brabejum ſtellatum</hi>), welches ein großer Strauch<lb/> iſt, der an den Baͤchen waͤchſt, heißt hier zu Lande wilde<lb/> Kaſtanien (<hi rendition="#aq">wilde Caſtanien</hi>). Die Hottentotten eſſen<lb/> ſie. Die Landleute gebrauchen ſie manchmahl anſtatt<lb/> des Kaffee; die aͤußere Schale wird alsdann von der<lb/> Frucht abgenommen, und das Bittre durch Waſſer aus-<lb/> gezogen; darauf kocht, brennt und ſtoͤßt oder mahlt man<lb/> ſie wie Kaffeebohnen.</p><lb/> <p>Die Feldſcheere, Apotheker und andre ſuchen,<lb/> wenn ſie in hieſigen Gegenden die gewoͤhnlichen und rech-<lb/> ten Apothekengewaͤchſe nicht antreffen, andre auf, die<lb/> ihnen, entweder an Bluͤthe, Blaͤttern, Geruch, oder<lb/> an aͤußerer Geſtalt und Farbe, einigermaßen aͤhnlich<lb/> ſind, und geben ihnen den Nahmen der eigentlichen Apo-<lb/> thekenkraͤuter. Ein Arzt, welcher dergleichen <hi rendition="#aq">quid pro<lb/> quo</hi> nennen hoͤrt, muß ſich dadurch nicht verfuͤhren oder<lb/> irre machen laſſen.</p><lb/> <p>Gegen den Biß der Schlangen ruͤhmt man hier<lb/> als ein vorzuͤgliches Mittel das Blut der Waſſerſchild-<lb/> kroͤten, das zu dieſem Gebrauche getrocknet wird, bis<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0153]
Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
der Afrikaniſchen Zaunruͤbe (Bryonia africana), ge-
braucht der Landmann als ein Brechmittel; in Wein
oder Branntwein infundirt, purgirt ſie gut, beſonders
wenn man ein Stuͤck Brot nachiſſet. Der moͤnchskap-
penfoͤrmige Storchſchnabel (Geranium cucullarum), ein
wohlriechendes Kraut, wird in kleine Beutel geſteckt und
aufgelegt, als ein erweichendes Mittel applicirt. Die
Zweige vom Oehlbaume (Olea Europaea), giebt man
den Laͤmmern zu freſſen. Der Blaͤtter der herzfoͤrmi-
gen Borbonie (Borbonia cordata) bedient man ſich auf
dem Lande ſtatt des Thees. Die Montinie (Montinia
acris) wird, ſo ſcharf ſie auch iſt, von den Schafen
gefreſſen. Die Frucht des ſternblaͤttrichten Scepter-
baums (Brabejum ſtellatum), welches ein großer Strauch
iſt, der an den Baͤchen waͤchſt, heißt hier zu Lande wilde
Kaſtanien (wilde Caſtanien). Die Hottentotten eſſen
ſie. Die Landleute gebrauchen ſie manchmahl anſtatt
des Kaffee; die aͤußere Schale wird alsdann von der
Frucht abgenommen, und das Bittre durch Waſſer aus-
gezogen; darauf kocht, brennt und ſtoͤßt oder mahlt man
ſie wie Kaffeebohnen.
Die Feldſcheere, Apotheker und andre ſuchen,
wenn ſie in hieſigen Gegenden die gewoͤhnlichen und rech-
ten Apothekengewaͤchſe nicht antreffen, andre auf, die
ihnen, entweder an Bluͤthe, Blaͤttern, Geruch, oder
an aͤußerer Geſtalt und Farbe, einigermaßen aͤhnlich
ſind, und geben ihnen den Nahmen der eigentlichen Apo-
thekenkraͤuter. Ein Arzt, welcher dergleichen quid pro
quo nennen hoͤrt, muß ſich dadurch nicht verfuͤhren oder
irre machen laſſen.
Gegen den Biß der Schlangen ruͤhmt man hier
als ein vorzuͤgliches Mittel das Blut der Waſſerſchild-
kroͤten, das zu dieſem Gebrauche getrocknet wird, bis
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/153 |
Zitationshilfe: | Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/153>, abgerufen am 16.02.2025. |