Schwalbe über dem Wasser schweben. Auch gingen zwey Nord-Kaper (Balaenae) uns vorbey. Bald dar- auf erblickten wir schon Landvögel, welche sich von See- vögeln dadurch unterscheiden, daß sie nicht so geschwind fliegen, sondern mehr mit den Flügeln flattern.
Den 11. April bekamen wir den Tafelberg zum erstenmahl zu Gesichte. Das Wasser war nunmehr ganz grün. Schon seit einigen Tagen hatte es die schwar- ze Farbe verlohren, und grünlich ausgesehen. Dies ist immer ein Zeichen, daß das Meer seichter wird, und für den Seemann, daß er dem Lande nahe kommt. Wir konnten aber doch noch nicht den Hafen erreichen, weil wir Süd-Ost-Wind hatten, der uns nöthigte, einige Tage in der See zu loviren. In dieser Zeit sahen wir noch wassersprützende Nord-Kaper und hüpfende Seehunde; und auf dem Wasser Trompetentang in Menge, worauf nicht selten Landvögel sich setzten, um zu ruhen. Endlich langten wir den 16. April auf der Reede in der Tafelbay glücklich an, warfen das Anker, löseten die Kanonen und wünschten einander Glück. Auf der Reede lag schon vor uns unter andern ein Schwedisches Schiff, das kurz vorher eingelaufen war, und auf welchem mein Freund, Professor Sparrmann, sich befand.
Kaum hatten wir diese südlichste Spitze von Afrika erreicht, als schon aus der Stadt der Schiffs- Commandeur und ein Wundarzt zu uns kamen; jener, um die mitgebrachten Briefe und der Compagnie gehörigen Papiere abzuhohlen; dieser, um sich nach der Anzahl der gegenwärtigen Kranken und der unterwegs Verstorbnen zu erkundigen. Der letzteren waren jetzt eben nicht sehr viele; die ersteren aber machten eine Zahl von 115 aus, unter denen zehn bereits im Texel vor dem Anfange der
Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
Schwalbe uͤber dem Waſſer ſchweben. Auch gingen zwey Nord-Kaper (Balaenae) uns vorbey. Bald dar- auf erblickten wir ſchon Landvoͤgel, welche ſich von See- voͤgeln dadurch unterſcheiden, daß ſie nicht ſo geſchwind fliegen, ſondern mehr mit den Fluͤgeln flattern.
Den 11. April bekamen wir den Tafelberg zum erſtenmahl zu Geſichte. Das Waſſer war nunmehr ganz gruͤn. Schon ſeit einigen Tagen hatte es die ſchwar- ze Farbe verlohren, und gruͤnlich ausgeſehen. Dies iſt immer ein Zeichen, daß das Meer ſeichter wird, und fuͤr den Seemann, daß er dem Lande nahe kommt. Wir konnten aber doch noch nicht den Hafen erreichen, weil wir Suͤd-Oſt-Wind hatten, der uns noͤthigte, einige Tage in der See zu loviren. In dieſer Zeit ſahen wir noch waſſerſpruͤtzende Nord-Kaper und huͤpfende Seehunde; und auf dem Waſſer Trompetentang in Menge, worauf nicht ſelten Landvoͤgel ſich ſetzten, um zu ruhen. Endlich langten wir den 16. April auf der Reede in der Tafelbay gluͤcklich an, warfen das Anker, loͤſeten die Kanonen und wuͤnſchten einander Gluͤck. Auf der Reede lag ſchon vor uns unter andern ein Schwediſches Schiff, das kurz vorher eingelaufen war, und auf welchem mein Freund, Profeſſor Sparrmann, ſich befand.
Kaum hatten wir dieſe ſuͤdlichſte Spitze von Afrika erreicht, als ſchon aus der Stadt der Schiffs- Commandeur und ein Wundarzt zu uns kamen; jener, um die mitgebrachten Briefe und der Compagnie gehoͤrigen Papiere abzuhohlen; dieſer, um ſich nach der Anzahl der gegenwaͤrtigen Kranken und der unterwegs Verſtorbnen zu erkundigen. Der letzteren waren jetzt eben nicht ſehr viele; die erſteren aber machten eine Zahl von 115 aus, unter denen zehn bereits im Texel vor dem Anfange der
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Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
Schwalbe uͤber dem Waſſer ſchweben. Auch gingen
zwey Nord-Kaper (Balaenae) uns vorbey. Bald dar-
auf erblickten wir ſchon Landvoͤgel, welche ſich von See-
voͤgeln dadurch unterſcheiden, daß ſie nicht ſo geſchwind
fliegen, ſondern mehr mit den Fluͤgeln flattern.
Den 11. April bekamen wir den Tafelberg zum
erſtenmahl zu Geſichte. Das Waſſer war nunmehr
ganz gruͤn. Schon ſeit einigen Tagen hatte es die ſchwar-
ze Farbe verlohren, und gruͤnlich ausgeſehen. Dies iſt
immer ein Zeichen, daß das Meer ſeichter wird, und fuͤr
den Seemann, daß er dem Lande nahe kommt. Wir
konnten aber doch noch nicht den Hafen erreichen, weil
wir Suͤd-Oſt-Wind hatten, der uns noͤthigte, einige Tage
in der See zu loviren. In dieſer Zeit ſahen wir noch
waſſerſpruͤtzende Nord-Kaper und huͤpfende Seehunde;
und auf dem Waſſer Trompetentang in Menge, worauf
nicht ſelten Landvoͤgel ſich ſetzten, um zu ruhen. Endlich
langten wir den 16. April auf der Reede in der Tafelbay
gluͤcklich an, warfen das Anker, loͤſeten die Kanonen
und wuͤnſchten einander Gluͤck. Auf der Reede lag
ſchon vor uns unter andern ein Schwediſches Schiff, das
kurz vorher eingelaufen war, und auf welchem mein
Freund, Profeſſor Sparrmann, ſich befand.
Kaum hatten wir dieſe ſuͤdlichſte Spitze von
Afrika erreicht, als ſchon aus der Stadt der Schiffs-
Commandeur und ein Wundarzt zu uns kamen; jener,
um die mitgebrachten Briefe und der Compagnie gehoͤrigen
Papiere abzuhohlen; dieſer, um ſich nach der Anzahl der
gegenwaͤrtigen Kranken und der unterwegs Verſtorbnen
zu erkundigen. Der letzteren waren jetzt eben nicht ſehr
viele; die erſteren aber machten eine Zahl von 115 aus,
unter denen zehn bereits im Texel vor dem Anfange der
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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