Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt. Mund wurde inwendig wund, besonders an den Sei-ten; und der Odem bekam einen häßlichen Gestank. Ueber den Zähnen setzte sich ein gelblicher Schleim. Der Urin färbte sich röthlich. Um die Materie von oben nach unten zu treiben, nahm ich ein Laxativ ein. Den Tag darauf hielt der Speichelfluß, obwohl gelinde, an, und die wunden Stellen im Munde wurden ganz gelb. Am fünften Tage befand ich mich etwas besser. In der folgenden Nacht aber entzündete sich das Weiße in den Augen. Diese Inflammation vertrieb ich indessen sehr leicht, bloß durch Reiben mit den Augenliedern. Am nächsten Tage wurde es wieder schlimmer mit mir. Die Thränen flossen beständig, und waren scharf und beißend. Die rechte Seite des Gesichts schwoll auf. Dabey empfand ich Ohrenschmerzen, besonders wenn ich schluckte; und ich konnte daher nicht ohne die größte Beschwerde trinken; saugen aber, oder etwas, das nicht flüssig war, niederschlucken, konnte ich gar nicht. Ge- gen Mittag zeigten sich an den Fingern aufgeschwollne rothe Flecke, theils größere, theils kleinere, ungefähr so als wenn man Frost darin hat, doch ohne daß sie eben weh thaten; nach einigen Stunden verloren sie sich, kamen aber nach ein Paar Tagen wieder. Den fol- genden Tag war der Geschwulst im Halse weg; die Bleymaterie zog sich vom Kopfe nach dem Unterleibe, und verursachte von neuem Erbrechen, welches sogar zwey ganze Tage nachher anhielt, da sich denn auch zugleich Blut, zuerst wenig, hernach mehr, zeigte. Das viele Vomiren machte mich nunmehr ganz matt. Am zehnten Tage verspürte ich nur Uebelkeit und zwi- schendurch eine gelinde Kolik. Den Tag hernach war mir Mund und Hals so trocken, daß alles zusammen- klebte; auch bemerkte ich Bleyweiß im Speichel. Am fol-
Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. Mund wurde inwendig wund, beſonders an den Sei-ten; und der Odem bekam einen haͤßlichen Geſtank. Ueber den Zaͤhnen ſetzte ſich ein gelblicher Schleim. Der Urin faͤrbte ſich roͤthlich. Um die Materie von oben nach unten zu treiben, nahm ich ein Laxativ ein. Den Tag darauf hielt der Speichelfluß, obwohl gelinde, an, und die wunden Stellen im Munde wurden ganz gelb. Am fuͤnften Tage befand ich mich etwas beſſer. In der folgenden Nacht aber entzuͤndete ſich das Weiße in den Augen. Dieſe Inflammation vertrieb ich indeſſen ſehr leicht, bloß durch Reiben mit den Augenliedern. Am naͤchſten Tage wurde es wieder ſchlimmer mit mir. Die Thraͤnen floſſen beſtaͤndig, und waren ſcharf und beißend. Die rechte Seite des Geſichts ſchwoll auf. Dabey empfand ich Ohrenſchmerzen, beſonders wenn ich ſchluckte; und ich konnte daher nicht ohne die groͤßte Beſchwerde trinken; ſaugen aber, oder etwas, das nicht fluͤſſig war, niederſchlucken, konnte ich gar nicht. Ge- gen Mittag zeigten ſich an den Fingern aufgeſchwollne rothe Flecke, theils groͤßere, theils kleinere, ungefaͤhr ſo als wenn man Froſt darin hat, doch ohne daß ſie eben weh thaten; nach einigen Stunden verloren ſie ſich, kamen aber nach ein Paar Tagen wieder. Den fol- genden Tag war der Geſchwulſt im Halſe weg; die Bleymaterie zog ſich vom Kopfe nach dem Unterleibe, und verurſachte von neuem Erbrechen, welches ſogar zwey ganze Tage nachher anhielt, da ſich denn auch zugleich Blut, zuerſt wenig, hernach mehr, zeigte. Das viele Vomiren machte mich nunmehr ganz matt. Am zehnten Tage verſpuͤrte ich nur Uebelkeit und zwi- ſchendurch eine gelinde Kolik. Den Tag hernach war mir Mund und Hals ſo trocken, daß alles zuſammen- klebte; auch bemerkte ich Bleyweiß im Speichel. Am fol-
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Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
Mund wurde inwendig wund, beſonders an den Sei-
ten; und der Odem bekam einen haͤßlichen Geſtank.
Ueber den Zaͤhnen ſetzte ſich ein gelblicher Schleim.
Der Urin faͤrbte ſich roͤthlich. Um die Materie von
oben nach unten zu treiben, nahm ich ein Laxativ ein.
Den Tag darauf hielt der Speichelfluß, obwohl gelinde,
an, und die wunden Stellen im Munde wurden ganz
gelb. Am fuͤnften Tage befand ich mich etwas beſſer.
In der folgenden Nacht aber entzuͤndete ſich das Weiße
in den Augen. Dieſe Inflammation vertrieb ich indeſſen
ſehr leicht, bloß durch Reiben mit den Augenliedern.
Am naͤchſten Tage wurde es wieder ſchlimmer mit mir.
Die Thraͤnen floſſen beſtaͤndig, und waren ſcharf und
beißend. Die rechte Seite des Geſichts ſchwoll auf.
Dabey empfand ich Ohrenſchmerzen, beſonders wenn
ich ſchluckte; und ich konnte daher nicht ohne die groͤßte
Beſchwerde trinken; ſaugen aber, oder etwas, das nicht
fluͤſſig war, niederſchlucken, konnte ich gar nicht. Ge-
gen Mittag zeigten ſich an den Fingern aufgeſchwollne
rothe Flecke, theils groͤßere, theils kleinere, ungefaͤhr ſo
als wenn man Froſt darin hat, doch ohne daß ſie eben
weh thaten; nach einigen Stunden verloren ſie ſich,
kamen aber nach ein Paar Tagen wieder. Den fol-
genden Tag war der Geſchwulſt im Halſe weg; die
Bleymaterie zog ſich vom Kopfe nach dem Unterleibe,
und verurſachte von neuem Erbrechen, welches ſogar
zwey ganze Tage nachher anhielt, da ſich denn auch
zugleich Blut, zuerſt wenig, hernach mehr, zeigte.
Das viele Vomiren machte mich nunmehr ganz matt.
Am zehnten Tage verſpuͤrte ich nur Uebelkeit und zwi-
ſchendurch eine gelinde Kolik. Den Tag hernach war
mir Mund und Hals ſo trocken, daß alles zuſammen-
klebte; auch bemerkte ich Bleyweiß im Speichel. Am
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