Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt. hievon war die, daß einige sogleich, unter andern die Jun-gen, ihrer reitzbareren Nerven wegen, andre in der Nacht, wieder andre aber erst am folgenden Tage, das, was sie genossen hatten, wieder von sich gaben. Das Bleyweiß hatte sich in dem Gefäße, worin die Pfannkuchen ange- rührt waren, ganz dunkelgrau auf den Boden gesetzt. Ob wir gleich fast durchgängig glaubten, Kupferrost aus der Pfanne müsse an diesem Erbrechen Schuld seyn, zum Theil auch wohl die Seekrankheit mit für eine Ursa- che davon hielten, so gerieth ich doch beym Anblick je- nes Bodensatzes auf den Einfall, ihn zu untersuchen. Ich legte zu diesem Ende etwas davon auf eine Kohle, und schmelzte es mit dem Blaserohre zu Bley. Zugleich erwog ich, daß der saure Franzwein, den wir bey Ti- sche getrunken hatten, und der nun ganz süß aufstieg, nicht bloß durch den wenigen Zucker, womit die Kuchen bestreuet waren, so süß geworden seyn könne, sondern daß diese Veränderung des Geschmacks von irgend etwas Bleyartigem herkommen müsse. Und diese Idee war es eben, die mich darauf brachte, die Untersuchung anzu- stellen, ob ich gleich noch nicht zu begreifen im Stande war, wie es habe zugehen können. Die, welche noch am selbigen Abend sich erbrachen, wurden der Bleyma- terie los, und waren sogleich wieder gesund; unter an- dern waren die sämmtlichen zur Aufwartung angenom- menen Knaben so glücklich. Verschiedne Officiere fühl- ten auch nichts weiter, nachdem sie zum Vomiren ge- kommen waren. Vermuthlich hatten sie von denjeni- gen Pfannkuchen bekommen, die zuerst gebacken waren, mithin weniger Bleyweiß enthielten. Andre mußten ih- re Mahlzeit theurer bezahlen, und von diesen muß ich be- sonders reden. Der Capitain befand sich nach geschehe- nem Erbrechen ein Paar Tage wohl, bekam aber hernach Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. hievon war die, daß einige ſogleich, unter andern die Jun-gen, ihrer reitzbareren Nerven wegen, andre in der Nacht, wieder andre aber erſt am folgenden Tage, das, was ſie genoſſen hatten, wieder von ſich gaben. Das Bleyweiß hatte ſich in dem Gefaͤße, worin die Pfannkuchen ange- ruͤhrt waren, ganz dunkelgrau auf den Boden geſetzt. Ob wir gleich faſt durchgaͤngig glaubten, Kupferroſt aus der Pfanne muͤſſe an dieſem Erbrechen Schuld ſeyn, zum Theil auch wohl die Seekrankheit mit fuͤr eine Urſa- che davon hielten, ſo gerieth ich doch beym Anblick je- nes Bodenſatzes auf den Einfall, ihn zu unterſuchen. Ich legte zu dieſem Ende etwas davon auf eine Kohle, und ſchmelzte es mit dem Blaſerohre zu Bley. Zugleich erwog ich, daß der ſaure Franzwein, den wir bey Ti- ſche getrunken hatten, und der nun ganz ſuͤß aufſtieg, nicht bloß durch den wenigen Zucker, womit die Kuchen beſtreuet waren, ſo ſuͤß geworden ſeyn koͤnne, ſondern daß dieſe Veraͤnderung des Geſchmacks von irgend etwas Bleyartigem herkommen muͤſſe. Und dieſe Idee war es eben, die mich darauf brachte, die Unterſuchung anzu- ſtellen, ob ich gleich noch nicht zu begreifen im Stande war, wie es habe zugehen koͤnnen. Die, welche noch am ſelbigen Abend ſich erbrachen, wurden der Bleyma- terie los, und waren ſogleich wieder geſund; unter an- dern waren die ſaͤmmtlichen zur Aufwartung angenom- menen Knaben ſo gluͤcklich. Verſchiedne Officiere fuͤhl- ten auch nichts weiter, nachdem ſie zum Vomiren ge- kommen waren. Vermuthlich hatten ſie von denjeni- gen Pfannkuchen bekommen, die zuerſt gebacken waren, mithin weniger Bleyweiß enthielten. Andre mußten ih- re Mahlzeit theurer bezahlen, und von dieſen muß ich be- ſonders reden. 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Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
hievon war die, daß einige ſogleich, unter andern die Jun-
gen, ihrer reitzbareren Nerven wegen, andre in der Nacht,
wieder andre aber erſt am folgenden Tage, das, was ſie
genoſſen hatten, wieder von ſich gaben. Das Bleyweiß
hatte ſich in dem Gefaͤße, worin die Pfannkuchen ange-
ruͤhrt waren, ganz dunkelgrau auf den Boden geſetzt.
Ob wir gleich faſt durchgaͤngig glaubten, Kupferroſt aus
der Pfanne muͤſſe an dieſem Erbrechen Schuld ſeyn,
zum Theil auch wohl die Seekrankheit mit fuͤr eine Urſa-
che davon hielten, ſo gerieth ich doch beym Anblick je-
nes Bodenſatzes auf den Einfall, ihn zu unterſuchen.
Ich legte zu dieſem Ende etwas davon auf eine Kohle,
und ſchmelzte es mit dem Blaſerohre zu Bley. Zugleich
erwog ich, daß der ſaure Franzwein, den wir bey Ti-
ſche getrunken hatten, und der nun ganz ſuͤß aufſtieg,
nicht bloß durch den wenigen Zucker, womit die Kuchen
beſtreuet waren, ſo ſuͤß geworden ſeyn koͤnne, ſondern
daß dieſe Veraͤnderung des Geſchmacks von irgend etwas
Bleyartigem herkommen muͤſſe. Und dieſe Idee war es
eben, die mich darauf brachte, die Unterſuchung anzu-
ſtellen, ob ich gleich noch nicht zu begreifen im Stande
war, wie es habe zugehen koͤnnen. Die, welche noch
am ſelbigen Abend ſich erbrachen, wurden der Bleyma-
terie los, und waren ſogleich wieder geſund; unter an-
dern waren die ſaͤmmtlichen zur Aufwartung angenom-
menen Knaben ſo gluͤcklich. Verſchiedne Officiere fuͤhl-
ten auch nichts weiter, nachdem ſie zum Vomiren ge-
kommen waren. Vermuthlich hatten ſie von denjeni-
gen Pfannkuchen bekommen, die zuerſt gebacken waren,
mithin weniger Bleyweiß enthielten. Andre mußten ih-
re Mahlzeit theurer bezahlen, und von dieſen muß ich be-
ſonders reden. Der Capitain befand ſich nach geſchehe-
nem Erbrechen ein Paar Tage wohl, bekam aber hernach
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