gleichen Ernte kostet dem guten Boden weniger Dung als dem schlechten.
Bei unsern folgenden Berechnungen ist ein Boden zum Grunde gelegt, der sich in der siebenschlägigen Kop- pelwirthschaft ohne äußern Zuschuß in gleicher Dungkraft erhält -- und auf diesem Boden, der mit dem Gersten- boden 1ste Klasse wahrscheinlich zusammenfällt, kostet die Produktion von 3,2 Schfl. Rocken dem Acker ein Fuder Dung, oder ein Fuder Dung ist gleich 3,2°.
Herr von Wulffen hat in der Statik den so folgen- reichen Satz aufgestellt, daß die Fruchtbarkeit als das Pro- dukt zweier Faktoren, der Kraft des Bodens und des Reichthums, anzusehen sey.
Sobald wir nun verschiedene Bodenarten gegen ein- ander stellen, dürfen wir nicht bloß den Reichthum in Betracht ziehen, sondern wir müssen auch den Faktor für die Einwirkung des Bodens in die Rechnung mitauf- nehmen.
Da wir hier aber nur einen und denselben Boden vor Augen haben, so wird der Faktor der Bodeneinwir- kung eine beständige Größe. Vergleicht man nun densel- ben Boden unter verschiedenen Graden des Reichthums mit einander, so wird der Faktor der Bodeneinwirkung durch sich selbst dividirt immer = 1, also indifferent für das Produkt. Für unsern speziellen Zweck dürfen wir also diesen beständigen Faktor weglassen, und den Reichthum als den einzigen veränderlichen Faktor auch allein in Rechnung bringen.
gleichen Ernte koſtet dem guten Boden weniger Dung als dem ſchlechten.
Bei unſern folgenden Berechnungen iſt ein Boden zum Grunde gelegt, der ſich in der ſiebenſchlaͤgigen Kop- pelwirthſchaft ohne aͤußern Zuſchuß in gleicher Dungkraft erhaͤlt — und auf dieſem Boden, der mit dem Gerſten- boden 1ſte Klaſſe wahrſcheinlich zuſammenfaͤllt, koſtet die Produktion von 3,2 Schfl. Rocken dem Acker ein Fuder Dung, oder ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°.
Herr von Wulffen hat in der Statik den ſo folgen- reichen Satz aufgeſtellt, daß die Fruchtbarkeit als das Pro- dukt zweier Faktoren, der Kraft des Bodens und des Reichthums, anzuſehen ſey.
Sobald wir nun verſchiedene Bodenarten gegen ein- ander ſtellen, duͤrfen wir nicht bloß den Reichthum in Betracht ziehen, ſondern wir muͤſſen auch den Faktor fuͤr die Einwirkung des Bodens in die Rechnung mitauf- nehmen.
Da wir hier aber nur einen und denſelben Boden vor Augen haben, ſo wird der Faktor der Bodeneinwir- kung eine beſtaͤndige Groͤße. Vergleicht man nun denſel- ben Boden unter verſchiedenen Graden des Reichthums mit einander, ſo wird der Faktor der Bodeneinwirkung durch ſich ſelbſt dividirt immer = 1, alſo indifferent fuͤr das Produkt. Fuͤr unſern ſpeziellen Zweck duͤrfen wir alſo dieſen beſtaͤndigen Faktor weglaſſen, und den Reichthum als den einzigen veraͤnderlichen Faktor auch allein in Rechnung bringen.
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gleichen Ernte koſtet dem guten Boden weniger Dung
als dem ſchlechten.
Bei unſern folgenden Berechnungen iſt ein Boden
zum Grunde gelegt, der ſich in der ſiebenſchlaͤgigen Kop-
pelwirthſchaft ohne aͤußern Zuſchuß in gleicher Dungkraft
erhaͤlt — und auf dieſem Boden, der mit dem Gerſten-
boden 1ſte Klaſſe wahrſcheinlich zuſammenfaͤllt, koſtet die
Produktion von 3,2 Schfl. Rocken dem Acker ein Fuder
Dung, oder ein Fuder Dung iſt gleich 3,2°.
Herr von Wulffen hat in der Statik den ſo folgen-
reichen Satz aufgeſtellt, daß die Fruchtbarkeit als das Pro-
dukt zweier Faktoren, der Kraft des Bodens und des
Reichthums, anzuſehen ſey.
Sobald wir nun verſchiedene Bodenarten gegen ein-
ander ſtellen, duͤrfen wir nicht bloß den Reichthum in
Betracht ziehen, ſondern wir muͤſſen auch den Faktor fuͤr
die Einwirkung des Bodens in die Rechnung mitauf-
nehmen.
Da wir hier aber nur einen und denſelben Boden
vor Augen haben, ſo wird der Faktor der Bodeneinwir-
kung eine beſtaͤndige Groͤße. Vergleicht man nun denſel-
ben Boden unter verſchiedenen Graden des Reichthums
mit einander, ſo wird der Faktor der Bodeneinwirkung
durch ſich ſelbſt dividirt immer = 1, alſo indifferent fuͤr
das Produkt. Fuͤr unſern ſpeziellen Zweck duͤrfen wir alſo
dieſen beſtaͤndigen Faktor weglaſſen, und den Reichthum
als den einzigen veraͤnderlichen Faktor auch allein in
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/61>, abgerufen am 30.07.2024.
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