Dritter Satz. Von den mit der Produktion des Getreides verbundenen Kosten, steht ein Theil im Ver- hältniß mit der Größe der bestellten Fläche, ein anderer Theil mit der Größe der Ernten.
Zu jenem Theil habe ich die Aussaat- und Bestel- lungskosten, zu diesem die Erntekosten und allgemeinen Kulturkosten gerechnet.
Man kann die Richtigkeit der von mir gemachten Eintheilung in Zweifel ziehen; man kann sagen, daß die Aussaat und die Bestellungskosten nicht unverändert blei- ben, wenn der Ertrag von derselben Fläche sich ändert; daß ferner die Erntekosten nicht gleich bleiben, wenn die- selbe Ernte von einer größern oder geringern Fläche ge- wonnen wird. Aber nimmermehr wird man behaupten können, daß die Arbeit des Pflügens sich nach der Größe der Ernte, oder daß das Einfahren des Getreides sich ganz nach der Größe des Feldes richte. Wie man nun auch die von mir gewählte Eintheilung modifiziren mag, immer wird man darauf zurückkommen, daß irgend ein Antheil der Arbeit der Größe des bestellten Feldes, ein anderer der Größe der Ernte proportional sey, und hierin liegt schon die Anerkennung des oben ausgesprochenen Satzes.
Wenn nun Jemand ein anderes Gut -- unter Ver- hältnissen, die denen des Guts T. nicht ähnlich sind -- zum Standpunkt seiner Betrachtung nähme, die Kosten der Arbeit, die Produktionskosten des Getreides, die Land- rente u. s. w. nach den aus der Wirklichkeit entnommenen Daten berechnete, und nun auf der Basis der obigen Sätze und nach derselben hier beobachteten Methode die Rechnung fortführte und Folgerungen daraus zöge: so würde sich aus der Vergleichung beider Untersuchungen
Dritter Satz. Von den mit der Produktion des Getreides verbundenen Koſten, ſteht ein Theil im Ver- haͤltniß mit der Groͤße der beſtellten Flaͤche, ein anderer Theil mit der Groͤße der Ernten.
Zu jenem Theil habe ich die Ausſaat- und Beſtel- lungskoſten, zu dieſem die Erntekoſten und allgemeinen Kulturkoſten gerechnet.
Man kann die Richtigkeit der von mir gemachten Eintheilung in Zweifel ziehen; man kann ſagen, daß die Ausſaat und die Beſtellungskoſten nicht unveraͤndert blei- ben, wenn der Ertrag von derſelben Flaͤche ſich aͤndert; daß ferner die Erntekoſten nicht gleich bleiben, wenn die- ſelbe Ernte von einer groͤßern oder geringern Flaͤche ge- wonnen wird. Aber nimmermehr wird man behaupten koͤnnen, daß die Arbeit des Pfluͤgens ſich nach der Groͤße der Ernte, oder daß das Einfahren des Getreides ſich ganz nach der Groͤße des Feldes richte. Wie man nun auch die von mir gewaͤhlte Eintheilung modifiziren mag, immer wird man darauf zuruͤckkommen, daß irgend ein Antheil der Arbeit der Groͤße des beſtellten Feldes, ein anderer der Groͤße der Ernte proportional ſey, und hierin liegt ſchon die Anerkennung des oben ausgeſprochenen Satzes.
Wenn nun Jemand ein anderes Gut — unter Ver- haͤltniſſen, die denen des Guts T. nicht aͤhnlich ſind — zum Standpunkt ſeiner Betrachtung naͤhme, die Koſten der Arbeit, die Produktionskoſten des Getreides, die Land- rente u. ſ. w. nach den aus der Wirklichkeit entnommenen Daten berechnete, und nun auf der Baſis der obigen Saͤtze und nach derſelben hier beobachteten Methode die Rechnung fortfuͤhrte und Folgerungen daraus zoͤge: ſo wuͤrde ſich aus der Vergleichung beider Unterſuchungen
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Dritter Satz. Von den mit der Produktion des
Getreides verbundenen Koſten, ſteht ein Theil im Ver-
haͤltniß mit der Groͤße der beſtellten Flaͤche, ein anderer
Theil mit der Groͤße der Ernten.
Zu jenem Theil habe ich die Ausſaat- und Beſtel-
lungskoſten, zu dieſem die Erntekoſten und allgemeinen
Kulturkoſten gerechnet.
Man kann die Richtigkeit der von mir gemachten
Eintheilung in Zweifel ziehen; man kann ſagen, daß die
Ausſaat und die Beſtellungskoſten nicht unveraͤndert blei-
ben, wenn der Ertrag von derſelben Flaͤche ſich aͤndert;
daß ferner die Erntekoſten nicht gleich bleiben, wenn die-
ſelbe Ernte von einer groͤßern oder geringern Flaͤche ge-
wonnen wird. Aber nimmermehr wird man behaupten
koͤnnen, daß die Arbeit des Pfluͤgens ſich nach der Groͤße
der Ernte, oder daß das Einfahren des Getreides ſich
ganz nach der Groͤße des Feldes richte. Wie man nun
auch die von mir gewaͤhlte Eintheilung modifiziren mag,
immer wird man darauf zuruͤckkommen, daß irgend ein
Antheil der Arbeit der Groͤße des beſtellten Feldes, ein
anderer der Groͤße der Ernte proportional ſey, und hierin
liegt ſchon die Anerkennung des oben ausgeſprochenen
Satzes.
Wenn nun Jemand ein anderes Gut — unter Ver-
haͤltniſſen, die denen des Guts T. nicht aͤhnlich ſind —
zum Standpunkt ſeiner Betrachtung naͤhme, die Koſten
der Arbeit, die Produktionskoſten des Getreides, die Land-
rente u. ſ. w. nach den aus der Wirklichkeit entnommenen
Daten berechnete, und nun auf der Baſis der obigen
Saͤtze und nach derſelben hier beobachteten Methode die
Rechnung fortfuͤhrte und Folgerungen daraus zoͤge: ſo
wuͤrde ſich aus der Vergleichung beider Unterſuchungen
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/46>, abgerufen am 07.07.2024.
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