In Sachsen ist durch sorgfältige Auswahl der Zucht- thiere, und vielleicht auch durch klimatische und örtliche Einwirkungen, eine Schafrace von hoher Feinheit der Wolle entstanden, wovon in Spanien selbst nur Indivi- duen aber keine ganzen Stämme vorhanden find.
Die hochfeine, sehr sanfte und geschmeidige Wolle der sächsischen Schafe -- Elektoralschafe genannt -- ist nun im hohen Grade zur Verfertigung der feinen Zeuge, die zur Bekleidung der Damen dienen, geeignet; während die minder feine, kräftige aber barsche Wolle der spani- schen Schafe -- der Infantadorace -- hiezu nicht taug- lich ist. Diese feinen Zeuge, welche früher gar nicht aus Wolle verfertigt wurden, vertreten und verdrängen jetzt zum Theil die seidnen und baumwollnen Zeuge; und so schafft sich die Elektoralwolle selbst einen Markt der viel- leicht noch einer großen Ausdehnung fähig ist.
Indem nun die Elektoralwolle zu Waaren verwandt wird, die früher gar nicht existirten, kann durch die Her- vorbringung dieser Wolle der Bedarf an anderen Wollgat- tungen nicht abnehmen, und es kann deshalb die Pro- duktion der Wolle im Ganzen beträchtlich zunehmen, ohne daß dadurch sogleich ein Ueberfluß entsteht.
Vor wenigen Jahren noch war in einem großen Theil des östlichen Deutschlands das reichwollige Infan- tadoschaf das Ziel des Strebens, und ein Schaf von die- ser Race, was neben einer mäßigen Feinheit der Wolle und dem Wollreichthum noch andre wünschenswerthe Qua- litäten zeigte, wurde als ein Muster, als das Ideal eines Schafs betrachtet; und es sind sehr große Summen von den Landwirthen des nördlichen Deutschlands zur Anschaf- fung solcher Heerden verwandt.
Jetzt bereuen Manche ihren Irrthum, indem man nun das Elektoralschaf mit hochfeiner Wolle, als das
In Sachſen iſt durch ſorgfaͤltige Auswahl der Zucht- thiere, und vielleicht auch durch klimatiſche und oͤrtliche Einwirkungen, eine Schafrace von hoher Feinheit der Wolle entſtanden, wovon in Spanien ſelbſt nur Indivi- duen aber keine ganzen Staͤmme vorhanden find.
Die hochfeine, ſehr ſanfte und geſchmeidige Wolle der ſaͤchſiſchen Schafe — Elektoralſchafe genannt — iſt nun im hohen Grade zur Verfertigung der feinen Zeuge, die zur Bekleidung der Damen dienen, geeignet; waͤhrend die minder feine, kraͤftige aber barſche Wolle der ſpani- ſchen Schafe — der Infantadorace — hiezu nicht taug- lich iſt. Dieſe feinen Zeuge, welche fruͤher gar nicht aus Wolle verfertigt wurden, vertreten und verdraͤngen jetzt zum Theil die ſeidnen und baumwollnen Zeuge; und ſo ſchafft ſich die Elektoralwolle ſelbſt einen Markt der viel- leicht noch einer großen Ausdehnung faͤhig iſt.
Indem nun die Elektoralwolle zu Waaren verwandt wird, die fruͤher gar nicht exiſtirten, kann durch die Her- vorbringung dieſer Wolle der Bedarf an anderen Wollgat- tungen nicht abnehmen, und es kann deshalb die Pro- duktion der Wolle im Ganzen betraͤchtlich zunehmen, ohne daß dadurch ſogleich ein Ueberfluß entſteht.
Vor wenigen Jahren noch war in einem großen Theil des oͤſtlichen Deutſchlands das reichwollige Infan- tadoſchaf das Ziel des Strebens, und ein Schaf von die- ſer Race, was neben einer maͤßigen Feinheit der Wolle und dem Wollreichthum noch andre wuͤnſchenswerthe Qua- litaͤten zeigte, wurde als ein Muſter, als das Ideal eines Schafs betrachtet; und es ſind ſehr große Summen von den Landwirthen des noͤrdlichen Deutſchlands zur Anſchaf- fung ſolcher Heerden verwandt.
Jetzt bereuen Manche ihren Irrthum, indem man nun das Elektoralſchaf mit hochfeiner Wolle, als das
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In Sachſen iſt durch ſorgfaͤltige Auswahl der Zucht-
thiere, und vielleicht auch durch klimatiſche und oͤrtliche
Einwirkungen, eine Schafrace von hoher Feinheit der
Wolle entſtanden, wovon in Spanien ſelbſt nur Indivi-
duen aber keine ganzen Staͤmme vorhanden find.
Die hochfeine, ſehr ſanfte und geſchmeidige Wolle der
ſaͤchſiſchen Schafe — Elektoralſchafe genannt — iſt nun
im hohen Grade zur Verfertigung der feinen Zeuge, die
zur Bekleidung der Damen dienen, geeignet; waͤhrend
die minder feine, kraͤftige aber barſche Wolle der ſpani-
ſchen Schafe — der Infantadorace — hiezu nicht taug-
lich iſt. Dieſe feinen Zeuge, welche fruͤher gar nicht aus
Wolle verfertigt wurden, vertreten und verdraͤngen jetzt
zum Theil die ſeidnen und baumwollnen Zeuge; und ſo
ſchafft ſich die Elektoralwolle ſelbſt einen Markt der viel-
leicht noch einer großen Ausdehnung faͤhig iſt.
Indem nun die Elektoralwolle zu Waaren verwandt
wird, die fruͤher gar nicht exiſtirten, kann durch die Her-
vorbringung dieſer Wolle der Bedarf an anderen Wollgat-
tungen nicht abnehmen, und es kann deshalb die Pro-
duktion der Wolle im Ganzen betraͤchtlich zunehmen, ohne
daß dadurch ſogleich ein Ueberfluß entſteht.
Vor wenigen Jahren noch war in einem großen
Theil des oͤſtlichen Deutſchlands das reichwollige Infan-
tadoſchaf das Ziel des Strebens, und ein Schaf von die-
ſer Race, was neben einer maͤßigen Feinheit der Wolle
und dem Wollreichthum noch andre wuͤnſchenswerthe Qua-
litaͤten zeigte, wurde als ein Muſter, als das Ideal eines
Schafs betrachtet; und es ſind ſehr große Summen von
den Landwirthen des noͤrdlichen Deutſchlands zur Anſchaf-
fung ſolcher Heerden verwandt.
Jetzt bereuen Manche ihren Irrthum, indem man
nun das Elektoralſchaf mit hochfeiner Wolle, als das
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/236>, abgerufen am 07.07.2024.
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