sondern mit dem Standpunkt selbst veränderlich, und dies läßt sich in dem isolirten Staat noch weit klarer überse- hen als in der Wirklichkeit.
Der Preis aller Waaren und Materialien, die der Landwirth des isolirten Staats nur aus der Stadt erhal- ten kann, richtet sich nicht nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Landwirth wohnt, sondern dieser muß den Preis, den die Waaren in der Stadt haben und dann noch die Fracht von der Stadt bis zu seiner Gegend, da- für zahlen.
In dem Preise der Arbeitserzeugnisse der Handwer- ker die auf dem Lande wohnen, sind enthalten:
1) die Auslage für Lebensmittel und andere Bedürf- nisse, die sie während der Arbeit verbrauchen,
2) die Auslage für das rohe Material.
Wird nun das Material, was der Handwerker ver- arbeitet, z. B. das Eisen aus der Stadt bezogen, so rich- tet sich der Preis seines Arbeitserzeugnisses nur zum ge- ringern Theil nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Handwerker wohnt; wird dagegen das rohe Material auf dem Lande selbst erzeugt, z. B. Flachs, so stehen die Fa- brikationskosten der Leinwand fast ganz in Verhältniß mit dem Getreidepreise, indem nur dasjenige was der Leinweber zu seiner Wohnung, seinen Geräthschaften und seinem Unterhalt aus der Stadt kaufen muß, in Geld ausgedrückt werden darf.
Wir finden also, daß von den mit dem Landbau ver- bundenen Ausgaben, alles dasjenige was der Landwirth unmittelbar aus der Stadt bezieht, und alles was die auf dem Lande lebenden, für den Landwirth arbeitenden Handwerker aus der Stadt erkaufen, in Geld ausgedrückt bleiben muß.
Für Güter von gleich großem Betrieb ist also auch die für Waaren und Materialien in der Stadt selbst zu
ſondern mit dem Standpunkt ſelbſt veraͤnderlich, und dies laͤßt ſich in dem iſolirten Staat noch weit klarer uͤberſe- hen als in der Wirklichkeit.
Der Preis aller Waaren und Materialien, die der Landwirth des iſolirten Staats nur aus der Stadt erhal- ten kann, richtet ſich nicht nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Landwirth wohnt, ſondern dieſer muß den Preis, den die Waaren in der Stadt haben und dann noch die Fracht von der Stadt bis zu ſeiner Gegend, da- fuͤr zahlen.
In dem Preiſe der Arbeitserzeugniſſe der Handwer- ker die auf dem Lande wohnen, ſind enthalten:
1) die Auslage fuͤr Lebensmittel und andere Beduͤrf- niſſe, die ſie waͤhrend der Arbeit verbrauchen,
2) die Auslage fuͤr das rohe Material.
Wird nun das Material, was der Handwerker ver- arbeitet, z. B. das Eiſen aus der Stadt bezogen, ſo rich- tet ſich der Preis ſeines Arbeitserzeugniſſes nur zum ge- ringern Theil nach dem Getreidepreis der Gegend wo der Handwerker wohnt; wird dagegen das rohe Material auf dem Lande ſelbſt erzeugt, z. B. Flachs, ſo ſtehen die Fa- brikationskoſten der Leinwand faſt ganz in Verhaͤltniß mit dem Getreidepreiſe, indem nur dasjenige was der Leinweber zu ſeiner Wohnung, ſeinen Geraͤthſchaften und ſeinem Unterhalt aus der Stadt kaufen muß, in Geld ausgedruͤckt werden darf.
Wir finden alſo, daß von den mit dem Landbau ver- bundenen Ausgaben, alles dasjenige was der Landwirth unmittelbar aus der Stadt bezieht, und alles was die auf dem Lande lebenden, fuͤr den Landwirth arbeitenden Handwerker aus der Stadt erkaufen, in Geld ausgedruͤckt bleiben muß.
Fuͤr Guͤter von gleich großem Betrieb iſt alſo auch die fuͤr Waaren und Materialien in der Stadt ſelbſt zu
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[207/0221]
ſondern mit dem Standpunkt ſelbſt veraͤnderlich, und dies
laͤßt ſich in dem iſolirten Staat noch weit klarer uͤberſe-
hen als in der Wirklichkeit.
Der Preis aller Waaren und Materialien, die der
Landwirth des iſolirten Staats nur aus der Stadt erhal-
ten kann, richtet ſich nicht nach dem Getreidepreis der
Gegend wo der Landwirth wohnt, ſondern dieſer muß den
Preis, den die Waaren in der Stadt haben und dann
noch die Fracht von der Stadt bis zu ſeiner Gegend, da-
fuͤr zahlen.
In dem Preiſe der Arbeitserzeugniſſe der Handwer-
ker die auf dem Lande wohnen, ſind enthalten:
1) die Auslage fuͤr Lebensmittel und andere Beduͤrf-
niſſe, die ſie waͤhrend der Arbeit verbrauchen,
2) die Auslage fuͤr das rohe Material.
Wird nun das Material, was der Handwerker ver-
arbeitet, z. B. das Eiſen aus der Stadt bezogen, ſo rich-
tet ſich der Preis ſeines Arbeitserzeugniſſes nur zum ge-
ringern Theil nach dem Getreidepreis der Gegend wo der
Handwerker wohnt; wird dagegen das rohe Material auf
dem Lande ſelbſt erzeugt, z. B. Flachs, ſo ſtehen die Fa-
brikationskoſten der Leinwand faſt ganz in Verhaͤltniß
mit dem Getreidepreiſe, indem nur dasjenige was der
Leinweber zu ſeiner Wohnung, ſeinen Geraͤthſchaften und
ſeinem Unterhalt aus der Stadt kaufen muß, in Geld
ausgedruͤckt werden darf.
Wir finden alſo, daß von den mit dem Landbau ver-
bundenen Ausgaben, alles dasjenige was der Landwirth
unmittelbar aus der Stadt bezieht, und alles was die
auf dem Lande lebenden, fuͤr den Landwirth arbeitenden
Handwerker aus der Stadt erkaufen, in Geld ausgedruͤckt
bleiben muß.
Fuͤr Guͤter von gleich großem Betrieb iſt alſo auch
die fuͤr Waaren und Materialien in der Stadt ſelbſt zu
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/221>, abgerufen am 07.07.2024.
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