Durch den Anbau von Futterkräutern und Wurzel- gewächsen läßt sich aber die Winterfütterung nicht ver- mehren, weil die dadurch verursachten Kosten, durch den sehr geringen Ertrag des Viehes gar nicht ersetzt werden können.
Die Wiesen sind also der einzige Maaßstab für die Zahl des Viehes welches gehalten werden kann, und man wird die geringe Landrente, welche aus der Wirthschaft hervorgeht, einzig und allein den Wiesen zuschreiben, weil die Weide im Ueberfluß vorhanden ist und nur durch die Wiesen genutzt werden kann.
Dieser Kreis kann also im Verhältniß zu seiner gro- ßen Ausdehnung nur eine geringe Quantität Viehpro- dukte zu Markte bringen.
Auch ist die Bevölkerung dieses Kreises äußerst ge- ring, und ein Gut von gleichem Umfange, welches in der Nähe der Stadt 30 Familien ernährt, wird hier kaum 3 Familien Beschäftigung und Nahrung geben.
Mit 50 Meilen Entfernung von der Stadt hört end- lich die Landrente von der Viehzucht ganz auf, und weil in einer größern Entfernung die Zinsen des auf die Wirth- schaft verwandten Kapitals nicht mehr bezahlt werden, muß auch dieser letzte Kulturzweig hier enden.
Hinter dem Kreise der Viehzucht können nun noch einige Jäger zerstreut in den Wäldern leben, welche mit der Beschäftigung und der Lebensart der Wilden auch die Sitten derselben annehmen werden. Die einzige Kom- munikation welche diese Jäger mit der Stadt haben, be- steht darin, daß sie ihre wenigen Bedürfnisse für die Felle wilder Thiere eintauschen.
Dies ist nun die letzte Einwirkung, welche die Stadt
Durch den Anbau von Futterkraͤutern und Wurzel- gewaͤchſen laͤßt ſich aber die Winterfuͤtterung nicht ver- mehren, weil die dadurch verurſachten Koſten, durch den ſehr geringen Ertrag des Viehes gar nicht erſetzt werden koͤnnen.
Die Wieſen ſind alſo der einzige Maaßſtab fuͤr die Zahl des Viehes welches gehalten werden kann, und man wird die geringe Landrente, welche aus der Wirthſchaft hervorgeht, einzig und allein den Wieſen zuſchreiben, weil die Weide im Ueberfluß vorhanden iſt und nur durch die Wieſen genutzt werden kann.
Dieſer Kreis kann alſo im Verhaͤltniß zu ſeiner gro- ßen Ausdehnung nur eine geringe Quantitaͤt Viehpro- dukte zu Markte bringen.
Auch iſt die Bevoͤlkerung dieſes Kreiſes aͤußerſt ge- ring, und ein Gut von gleichem Umfange, welches in der Naͤhe der Stadt 30 Familien ernaͤhrt, wird hier kaum 3 Familien Beſchaͤftigung und Nahrung geben.
Mit 50 Meilen Entfernung von der Stadt hoͤrt end- lich die Landrente von der Viehzucht ganz auf, und weil in einer groͤßern Entfernung die Zinſen des auf die Wirth- ſchaft verwandten Kapitals nicht mehr bezahlt werden, muß auch dieſer letzte Kulturzweig hier enden.
Hinter dem Kreiſe der Viehzucht koͤnnen nun noch einige Jaͤger zerſtreut in den Waͤldern leben, welche mit der Beſchaͤftigung und der Lebensart der Wilden auch die Sitten derſelben annehmen werden. Die einzige Kom- munikation welche dieſe Jaͤger mit der Stadt haben, be- ſteht darin, daß ſie ihre wenigen Beduͤrfniſſe fuͤr die Felle wilder Thiere eintauſchen.
Dies iſt nun die letzte Einwirkung, welche die Stadt
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Durch den Anbau von Futterkraͤutern und Wurzel-
gewaͤchſen laͤßt ſich aber die Winterfuͤtterung nicht ver-
mehren, weil die dadurch verurſachten Koſten, durch den
ſehr geringen Ertrag des Viehes gar nicht erſetzt werden
koͤnnen.
Die Wieſen ſind alſo der einzige Maaßſtab fuͤr die
Zahl des Viehes welches gehalten werden kann, und man
wird die geringe Landrente, welche aus der Wirthſchaft
hervorgeht, einzig und allein den Wieſen zuſchreiben, weil
die Weide im Ueberfluß vorhanden iſt und nur durch die
Wieſen genutzt werden kann.
Dieſer Kreis kann alſo im Verhaͤltniß zu ſeiner gro-
ßen Ausdehnung nur eine geringe Quantitaͤt Viehpro-
dukte zu Markte bringen.
Auch iſt die Bevoͤlkerung dieſes Kreiſes aͤußerſt ge-
ring, und ein Gut von gleichem Umfange, welches in der
Naͤhe der Stadt 30 Familien ernaͤhrt, wird hier kaum
3 Familien Beſchaͤftigung und Nahrung geben.
Mit 50 Meilen Entfernung von der Stadt hoͤrt end-
lich die Landrente von der Viehzucht ganz auf, und weil
in einer groͤßern Entfernung die Zinſen des auf die Wirth-
ſchaft verwandten Kapitals nicht mehr bezahlt werden,
muß auch dieſer letzte Kulturzweig hier enden.
Hinter dem Kreiſe der Viehzucht koͤnnen nun noch
einige Jaͤger zerſtreut in den Waͤldern leben, welche mit
der Beſchaͤftigung und der Lebensart der Wilden auch die
Sitten derſelben annehmen werden. Die einzige Kom-
munikation welche dieſe Jaͤger mit der Stadt haben, be-
ſteht darin, daß ſie ihre wenigen Beduͤrfniſſe fuͤr die
Felle wilder Thiere eintauſchen.
Dies iſt nun die letzte Einwirkung, welche die Stadt
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/216>, abgerufen am 30.07.2024.
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