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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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feln tragen kann, wenn der Acker sich in und durch sich
selbst in gleichem Reichthum erhalten soll.

Beim Getreidebau wird stets mit dem Korn zugleich
Stroh geerntet, und dieses Stroh ersetzt schon einen Theil
der Aussaugung; aber der Ersatz, den das Stroh liefert,
ist doch nicht hinreichend, um die ganze Aussaugung zu
decken. In einer 7 schlägigen Koppelwirthschaft mit der
Fruchtfolge: 1) Brache, 2) Rocken, 3) Gerste, 4) Hafer,
5) Weide, 6) Weide, 7) Weide, finden wir eben so viele
Weideschläge als Kornschläge; und wenn nun auf gutem
Boden diese Wirthschaft sich in gleicher Kraft erhält, so
folgt daraus, daß ein Schlag mit Getreide mit einem
Weideschlage verbunden seyn muß, wenn die Aussaugung,
die die Kornsaat, nach Abzug des Ersatzes aus dem mit-
geernteten Stroh, bewirkt, ersetzt werden soll; oder die
Aussaugung eines Getreideschlages ist so groß, wie die
Dungerzeugung eines Weideschlages und der Ersatz aus
dem Stroh zusammen.

Die Kartoffeln geben kein Stroh zurück, und ihre
Aussaugung muß also ganz durch den Anbau dungerzeu-
gender Gewächse ersetzt werden.

Wenn wir nun, um zu einer leichtern Uebersicht zu
gelangen, einen Weideschlag zur Einheit nehmen, so kön-
nen wir fragen: wie viele Weideschläge werden mit ei-
nem Kartoffelnschlag verbunden seyn müssen, wenn die
Aussaugung der Kartoffeln durch die Dungerzeugung der
Weide gedeckt werden soll.

Nun ist aber die absolute Aussaugung der Kartoffeln um
so größer, auf je reichern Boden sie kommen, oder je größer
der Ertrag derselben ist; die Dungerzeugung der Weide ist
ebenfalls größer auf reichem, geringer auf armen Boden.
Um die Aussaugung eines Kartoffelnschlages von gegebenem
Reichthum zu decken, wenn die Weide auf magern Boden,
eine geringere Zahl wenn sie auf reichen Boden kommt.


feln tragen kann, wenn der Acker ſich in und durch ſich
ſelbſt in gleichem Reichthum erhalten ſoll.

Beim Getreidebau wird ſtets mit dem Korn zugleich
Stroh geerntet, und dieſes Stroh erſetzt ſchon einen Theil
der Ausſaugung; aber der Erſatz, den das Stroh liefert,
iſt doch nicht hinreichend, um die ganze Ausſaugung zu
decken. In einer 7 ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft mit der
Fruchtfolge: 1) Brache, 2) Rocken, 3) Gerſte, 4) Hafer,
5) Weide, 6) Weide, 7) Weide, finden wir eben ſo viele
Weideſchlaͤge als Kornſchlaͤge; und wenn nun auf gutem
Boden dieſe Wirthſchaft ſich in gleicher Kraft erhaͤlt, ſo
folgt daraus, daß ein Schlag mit Getreide mit einem
Weideſchlage verbunden ſeyn muß, wenn die Ausſaugung,
die die Kornſaat, nach Abzug des Erſatzes aus dem mit-
geernteten Stroh, bewirkt, erſetzt werden ſoll; oder die
Ausſaugung eines Getreideſchlages iſt ſo groß, wie die
Dungerzeugung eines Weideſchlages und der Erſatz aus
dem Stroh zuſammen.

Die Kartoffeln geben kein Stroh zuruͤck, und ihre
Ausſaugung muß alſo ganz durch den Anbau dungerzeu-
gender Gewaͤchſe erſetzt werden.

Wenn wir nun, um zu einer leichtern Ueberſicht zu
gelangen, einen Weideſchlag zur Einheit nehmen, ſo koͤn-
nen wir fragen: wie viele Weideſchlaͤge werden mit ei-
nem Kartoffelnſchlag verbunden ſeyn muͤſſen, wenn die
Ausſaugung der Kartoffeln durch die Dungerzeugung der
Weide gedeckt werden ſoll.

Nun iſt aber die abſolute Ausſaugung der Kartoffeln um
ſo groͤßer, auf je reichern Boden ſie kommen, oder je groͤßer
der Ertrag derſelben iſt; die Dungerzeugung der Weide iſt
ebenfalls groͤßer auf reichem, geringer auf armen Boden.
Um die Ausſaugung eines Kartoffelnſchlages von gegebenem
Reichthum zu decken, wenn die Weide auf magern Boden,
eine geringere Zahl wenn ſie auf reichen Boden kommt.


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[155/0169] feln tragen kann, wenn der Acker ſich in und durch ſich ſelbſt in gleichem Reichthum erhalten ſoll. Beim Getreidebau wird ſtets mit dem Korn zugleich Stroh geerntet, und dieſes Stroh erſetzt ſchon einen Theil der Ausſaugung; aber der Erſatz, den das Stroh liefert, iſt doch nicht hinreichend, um die ganze Ausſaugung zu decken. In einer 7 ſchlaͤgigen Koppelwirthſchaft mit der Fruchtfolge: 1) Brache, 2) Rocken, 3) Gerſte, 4) Hafer, 5) Weide, 6) Weide, 7) Weide, finden wir eben ſo viele Weideſchlaͤge als Kornſchlaͤge; und wenn nun auf gutem Boden dieſe Wirthſchaft ſich in gleicher Kraft erhaͤlt, ſo folgt daraus, daß ein Schlag mit Getreide mit einem Weideſchlage verbunden ſeyn muß, wenn die Ausſaugung, die die Kornſaat, nach Abzug des Erſatzes aus dem mit- geernteten Stroh, bewirkt, erſetzt werden ſoll; oder die Ausſaugung eines Getreideſchlages iſt ſo groß, wie die Dungerzeugung eines Weideſchlages und der Erſatz aus dem Stroh zuſammen. Die Kartoffeln geben kein Stroh zuruͤck, und ihre Ausſaugung muß alſo ganz durch den Anbau dungerzeu- gender Gewaͤchſe erſetzt werden. Wenn wir nun, um zu einer leichtern Ueberſicht zu gelangen, einen Weideſchlag zur Einheit nehmen, ſo koͤn- nen wir fragen: wie viele Weideſchlaͤge werden mit ei- nem Kartoffelnſchlag verbunden ſeyn muͤſſen, wenn die Ausſaugung der Kartoffeln durch die Dungerzeugung der Weide gedeckt werden ſoll. Nun iſt aber die abſolute Ausſaugung der Kartoffeln um ſo groͤßer, auf je reichern Boden ſie kommen, oder je groͤßer der Ertrag derſelben iſt; die Dungerzeugung der Weide iſt ebenfalls groͤßer auf reichem, geringer auf armen Boden. Um die Ausſaugung eines Kartoffelnſchlages von gegebenem Reichthum zu decken, wenn die Weide auf magern Boden, eine geringere Zahl wenn ſie auf reichen Boden kommt.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/169>, abgerufen am 02.05.2024.