Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

werden kann, als das in einer fernern Gegend erzeugte
Holz. Da wir nun mit Gewißheit behaupten dürfen,
daß bei einer konsequenten Bewirthschaftung -- denn für
die Inkonsequenz gibt es weder Regel noch Schranke --
Ertrag und Ausgaben bei der Forstkultur nicht außerhalb
der hier gesteckten Gränzen liegen können: so ist auch der
Satz "daß die Holzproduktion in der Nähe der Stadt ge-
schehen müsse" hiedurch erwiesen.



Wir haben durch diese Untersuchung eine Formel er-
halten, die nicht bloß zur Bestimmung des Holzpreises
dient, sondern in der That von einer solchen allgemeinen
Gültigkeit ist, daß wir dadurch für den isolirten Staat
den Preis jedes landwirthschaftlichen Produkts bestimmen,
und die Gegend, wo der Anbau desselben geschehen muß,
nachweisen können -- wenn Produktionskosten, Landrente
und Bedarf bekannt sind.

Um dieses an einem Beispiel zu zeigen, wollen wir
uns die Frage "zu welchem Preise kann der Schfl. Ro-
cken zur Stadt geliefert werden, und in welcher Gegend
ist der Anbau desselben am vortheilhaftesten" vorlegen und
zu beantworten suchen.

Nach §. 5. geben 100000 #R. Ackerland einen Roh-
ertrag von 3144 Schfl. Rocken; eine Ladung enthält
[Formel 1] Schfl. Rocken; 3144 Schfl. sind also gleich
[Formel 2] Ladungen.

Die mit der Erzeugung dieser Ernte verbundenen
Ausgaben, oder die Produktionskosten, betragen 1976
Schfl. Rocken + 641 Thlr., welche auf 110 Ladungen
vertheilt, für eine Ladung 18 Schfl. Rocken + 5,83 Thlr.
ausmachen.


werden kann, als das in einer fernern Gegend erzeugte
Holz. Da wir nun mit Gewißheit behaupten duͤrfen,
daß bei einer konſequenten Bewirthſchaftung — denn fuͤr
die Inkonſequenz gibt es weder Regel noch Schranke —
Ertrag und Ausgaben bei der Forſtkultur nicht außerhalb
der hier geſteckten Graͤnzen liegen koͤnnen: ſo iſt auch der
Satz «daß die Holzproduktion in der Naͤhe der Stadt ge-
ſchehen muͤſſe» hiedurch erwieſen.



Wir haben durch dieſe Unterſuchung eine Formel er-
halten, die nicht bloß zur Beſtimmung des Holzpreiſes
dient, ſondern in der That von einer ſolchen allgemeinen
Guͤltigkeit iſt, daß wir dadurch fuͤr den iſolirten Staat
den Preis jedes landwirthſchaftlichen Produkts beſtimmen,
und die Gegend, wo der Anbau deſſelben geſchehen muß,
nachweiſen koͤnnen — wenn Produktionskoſten, Landrente
und Bedarf bekannt ſind.

Um dieſes an einem Beiſpiel zu zeigen, wollen wir
uns die Frage «zu welchem Preiſe kann der Schfl. Ro-
cken zur Stadt geliefert werden, und in welcher Gegend
iſt der Anbau deſſelben am vortheilhafteſten» vorlegen und
zu beantworten ſuchen.

Nach §. 5. geben 100000 □R. Ackerland einen Roh-
ertrag von 3144 Schfl. Rocken; eine Ladung enthaͤlt
[Formel 1] Schfl. Rocken; 3144 Schfl. ſind alſo gleich
[Formel 2] Ladungen.

Die mit der Erzeugung dieſer Ernte verbundenen
Ausgaben, oder die Produktionskoſten, betragen 1976
Schfl. Rocken + 641 Thlr., welche auf 110 Ladungen
vertheilt, fuͤr eine Ladung 18 Schfl. Rocken + 5,83 Thlr.
ausmachen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="140"/>
werden kann, als das in einer fernern Gegend erzeugte<lb/>
Holz. Da wir nun mit Gewißheit behaupten du&#x0364;rfen,<lb/>
daß bei einer kon&#x017F;equenten Bewirth&#x017F;chaftung &#x2014; denn fu&#x0364;r<lb/>
die Inkon&#x017F;equenz gibt es weder Regel noch Schranke &#x2014;<lb/>
Ertrag und Ausgaben bei der For&#x017F;tkultur nicht außerhalb<lb/>
der hier ge&#x017F;teckten Gra&#x0364;nzen liegen ko&#x0364;nnen: &#x017F;o i&#x017F;t auch der<lb/>
Satz «daß die Holzproduktion in der Na&#x0364;he der Stadt ge-<lb/>
&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e» hiedurch erwie&#x017F;en.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Wir haben durch die&#x017F;e Unter&#x017F;uchung eine Formel er-<lb/>
halten, die nicht bloß zur Be&#x017F;timmung des Holzprei&#x017F;es<lb/>
dient, &#x017F;ondern in der That von einer &#x017F;olchen allgemeinen<lb/>
Gu&#x0364;ltigkeit i&#x017F;t, daß wir dadurch fu&#x0364;r den i&#x017F;olirten Staat<lb/>
den Preis jedes landwirth&#x017F;chaftlichen Produkts be&#x017F;timmen,<lb/>
und die Gegend, wo der Anbau de&#x017F;&#x017F;elben ge&#x017F;chehen muß,<lb/>
nachwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen &#x2014; wenn Produktionsko&#x017F;ten, Landrente<lb/>
und Bedarf bekannt &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Um die&#x017F;es an einem Bei&#x017F;piel zu zeigen, wollen wir<lb/>
uns die Frage «zu welchem Prei&#x017F;e kann der Schfl. Ro-<lb/>
cken zur Stadt geliefert werden, und in welcher Gegend<lb/>
i&#x017F;t der Anbau de&#x017F;&#x017F;elben am vortheilhafte&#x017F;ten» vorlegen und<lb/>
zu beantworten &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Nach §. 5. geben 100000 &#x25A1;R. Ackerland einen Roh-<lb/>
ertrag von 3144 Schfl. Rocken; eine Ladung entha&#x0364;lt<lb/><formula/> Schfl. Rocken; 3144 Schfl. &#x017F;ind al&#x017F;o gleich<lb/><formula/> Ladungen.</p><lb/>
          <p>Die mit der Erzeugung die&#x017F;er Ernte verbundenen<lb/>
Ausgaben, oder die Produktionsko&#x017F;ten, betragen 1976<lb/>
Schfl. Rocken + 641 Thlr., welche auf 110 Ladungen<lb/>
vertheilt, fu&#x0364;r eine Ladung 18 Schfl. Rocken + 5,83 Thlr.<lb/>
ausmachen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] werden kann, als das in einer fernern Gegend erzeugte Holz. Da wir nun mit Gewißheit behaupten duͤrfen, daß bei einer konſequenten Bewirthſchaftung — denn fuͤr die Inkonſequenz gibt es weder Regel noch Schranke — Ertrag und Ausgaben bei der Forſtkultur nicht außerhalb der hier geſteckten Graͤnzen liegen koͤnnen: ſo iſt auch der Satz «daß die Holzproduktion in der Naͤhe der Stadt ge- ſchehen muͤſſe» hiedurch erwieſen. Wir haben durch dieſe Unterſuchung eine Formel er- halten, die nicht bloß zur Beſtimmung des Holzpreiſes dient, ſondern in der That von einer ſolchen allgemeinen Guͤltigkeit iſt, daß wir dadurch fuͤr den iſolirten Staat den Preis jedes landwirthſchaftlichen Produkts beſtimmen, und die Gegend, wo der Anbau deſſelben geſchehen muß, nachweiſen koͤnnen — wenn Produktionskoſten, Landrente und Bedarf bekannt ſind. Um dieſes an einem Beiſpiel zu zeigen, wollen wir uns die Frage «zu welchem Preiſe kann der Schfl. Ro- cken zur Stadt geliefert werden, und in welcher Gegend iſt der Anbau deſſelben am vortheilhafteſten» vorlegen und zu beantworten ſuchen. Nach §. 5. geben 100000 □R. Ackerland einen Roh- ertrag von 3144 Schfl. Rocken; eine Ladung enthaͤlt [FORMEL] Schfl. Rocken; 3144 Schfl. ſind alſo gleich [FORMEL] Ladungen. Die mit der Erzeugung dieſer Ernte verbundenen Ausgaben, oder die Produktionskoſten, betragen 1976 Schfl. Rocken + 641 Thlr., welche auf 110 Ladungen vertheilt, fuͤr eine Ladung 18 Schfl. Rocken + 5,83 Thlr. ausmachen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/154
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/154>, abgerufen am 22.12.2024.