schaftlichen Landwirthschaft, durch Thaer die Fruchtwechsel- wirthschaft unter uns bekannt, und ein Gegenstand des Nachdenkens aller gebildeten Landwirthe geworden ist, eine Menge solcher D. W. in den gebirgigen Theil von Schle- sien, Mähren und Sachsen zur F. W. W. übergegangen.
Wir haben bei unsern Untersuchungen zwar Boden von verschiedenen Stuffen des Reichthums, aber immer nur Boden von einer und derselben physischen Beschaffen- heit vor Augen gehabt. In der Wirklichkeit finden wir dagegen fast auf jedem Gute Boden von verschiedener Qualität vor. Der Zweck dieser Schrift erlaubt es kei- neswegs hierauf weiter einzugehen; aber einleuchtend muß es seyn, wie komplizirt die Aufgabe der Wahl des Wirth- schaftssystems wird, wenn Verschiedenheit im Reichthum des Ackers, Verschiedenheit in der Qualität des Bodens, neben der ungleichen Entfernung des Ackers vom Hofe auf einem und demselben Gute zusammentreffen; einleuch- tend muß es seyn, daß wie vollendet auch einst die Theo- rie der Landwirthschaft da stehen möge, dennoch das Ge- schäft des Landwirths, wenn er nicht blinder Nachahmer seyn, sondern sich der Gründe, wornach er handelt, stets bewußt seyn will, niemals mechanisch werden kann, son- dern immer ein ernstes und tiefes Studium seines Stand- punktes und der Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft erfordern wird.
Nachdem nun die Untersuchungen bis zu diesem Punkt fortgeführt sind, können wir jetzt zu dem isolirten Staat, und zwar zur Bestimmung der sich um die Stadt bildenden Kreise zurückkehren.
ſchaftlichen Landwirthſchaft, durch Thaer die Fruchtwechſel- wirthſchaft unter uns bekannt, und ein Gegenſtand des Nachdenkens aller gebildeten Landwirthe geworden iſt, eine Menge ſolcher D. W. in den gebirgigen Theil von Schle- ſien, Maͤhren und Sachſen zur F. W. W. uͤbergegangen.
Wir haben bei unſern Unterſuchungen zwar Boden von verſchiedenen Stuffen des Reichthums, aber immer nur Boden von einer und derſelben phyſiſchen Beſchaffen- heit vor Augen gehabt. In der Wirklichkeit finden wir dagegen faſt auf jedem Gute Boden von verſchiedener Qualitaͤt vor. Der Zweck dieſer Schrift erlaubt es kei- neswegs hierauf weiter einzugehen; aber einleuchtend muß es ſeyn, wie komplizirt die Aufgabe der Wahl des Wirth- ſchaftsſyſtems wird, wenn Verſchiedenheit im Reichthum des Ackers, Verſchiedenheit in der Qualitaͤt des Bodens, neben der ungleichen Entfernung des Ackers vom Hofe auf einem und demſelben Gute zuſammentreffen; einleuch- tend muß es ſeyn, daß wie vollendet auch einſt die Theo- rie der Landwirthſchaft da ſtehen moͤge, dennoch das Ge- ſchaͤft des Landwirths, wenn er nicht blinder Nachahmer ſeyn, ſondern ſich der Gruͤnde, wornach er handelt, ſtets bewußt ſeyn will, niemals mechaniſch werden kann, ſon- dern immer ein ernſtes und tiefes Studium ſeines Stand- punktes und der Verhaͤltniſſe der buͤrgerlichen Geſellſchaft erfordern wird.
Nachdem nun die Unterſuchungen bis zu dieſem Punkt fortgefuͤhrt ſind, koͤnnen wir jetzt zu dem iſolirten Staat, und zwar zur Beſtimmung der ſich um die Stadt bildenden Kreiſe zuruͤckkehren.
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ſchaftlichen Landwirthſchaft, durch Thaer die Fruchtwechſel-
wirthſchaft unter uns bekannt, und ein Gegenſtand des
Nachdenkens aller gebildeten Landwirthe geworden iſt, eine
Menge ſolcher D. W. in den gebirgigen Theil von Schle-
ſien, Maͤhren und Sachſen zur F. W. W. uͤbergegangen.
Wir haben bei unſern Unterſuchungen zwar Boden
von verſchiedenen Stuffen des Reichthums, aber immer
nur Boden von einer und derſelben phyſiſchen Beſchaffen-
heit vor Augen gehabt. In der Wirklichkeit finden wir
dagegen faſt auf jedem Gute Boden von verſchiedener
Qualitaͤt vor. Der Zweck dieſer Schrift erlaubt es kei-
neswegs hierauf weiter einzugehen; aber einleuchtend muß
es ſeyn, wie komplizirt die Aufgabe der Wahl des Wirth-
ſchaftsſyſtems wird, wenn Verſchiedenheit im Reichthum
des Ackers, Verſchiedenheit in der Qualitaͤt des Bodens,
neben der ungleichen Entfernung des Ackers vom Hofe
auf einem und demſelben Gute zuſammentreffen; einleuch-
tend muß es ſeyn, daß wie vollendet auch einſt die Theo-
rie der Landwirthſchaft da ſtehen moͤge, dennoch das Ge-
ſchaͤft des Landwirths, wenn er nicht blinder Nachahmer
ſeyn, ſondern ſich der Gruͤnde, wornach er handelt, ſtets
bewußt ſeyn will, niemals mechaniſch werden kann, ſon-
dern immer ein ernſtes und tiefes Studium ſeines Stand-
punktes und der Verhaͤltniſſe der buͤrgerlichen Geſellſchaft
erfordern wird.
Nachdem nun die Unterſuchungen bis zu dieſem
Punkt fortgefuͤhrt ſind, koͤnnen wir jetzt zu dem iſolirten
Staat, und zwar zur Beſtimmung der ſich um die Stadt
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/141>, abgerufen am 30.07.2024.
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