det zugleich die Koppelwirthschaft, und die Fruchtwechsel- wirthschaft tritt an ihre Stelle.
In den gebirgigen Gegenden dienen nur die Thäler zum Ackerbau und die Berge werden bloß zur Weide ge- nutzt. Hier ist nun, wenn die Berge die Beackerung durchaus nicht gestatten, eine Verbreitung der Koppel- wirthschaft über die ganze Feldmark unmöglich. Es kann also bei steigenden Getreidepreisen und steigendem Reich- thum des Bodens der Uebergang von der D. W. zur F. W. W. nicht wie auf ebenem Boden, vermittelst der K. W. geschehen.
Wenn nun die Ebene im Verhältniß zu den Gebirgs- weiden und den Wiesen so klein ist, daß der Reichthum des Ackers, trotz der aussaugenden D. W. anwächs't, so entsteht die Frage: wie und bei welchem Grade des Reich- thums diese Wirthschaft zur F. W. W. übergehen muß.
Meine Berechnungen erstrecken sich nicht auf diesen besondern Fall, und ich kann deshalb theoretisch hierüber nichts entscheiden. Die Praxis hat diese Frage aber schon längst dahin gelös't, daß unter solchen Verhältnissen ein Theil der Brache, oder auch die ganze Brache mit Kar- toffeln, Klee, Erbsen, Flachs u. s. w. bestellt wird. Eine bestellte Brache hört aber auf Brache zu seyn, und die D. W. verliert unter diesen Umständen ihre wesentlichsten charakteristischen Merkmale. Sie kommt vielmehr in dem Hauptpunkt, der Abschaffung der Brache und der Nutzung des ganzen Ackerlandes, mit der F. W. W. überein; ent- behrt dagegen aber alle Vortheile, die aus einem richtigen Fruchtwechsel entspringen. Es leidet daher wohl keinen Zweifel, daß unter solchen Umständen die F. W. W. vor- theilhafter als die D. W. mit bestellter Brache sey; und in der That sind, seitdem durch unsern Lehrer der wissen-
det zugleich die Koppelwirthſchaft, und die Fruchtwechſel- wirthſchaft tritt an ihre Stelle.
In den gebirgigen Gegenden dienen nur die Thaͤler zum Ackerbau und die Berge werden bloß zur Weide ge- nutzt. Hier iſt nun, wenn die Berge die Beackerung durchaus nicht geſtatten, eine Verbreitung der Koppel- wirthſchaft uͤber die ganze Feldmark unmoͤglich. Es kann alſo bei ſteigenden Getreidepreiſen und ſteigendem Reich- thum des Bodens der Uebergang von der D. W. zur F. W. W. nicht wie auf ebenem Boden, vermittelſt der K. W. geſchehen.
Wenn nun die Ebene im Verhaͤltniß zu den Gebirgs- weiden und den Wieſen ſo klein iſt, daß der Reichthum des Ackers, trotz der ausſaugenden D. W. anwaͤchſ’t, ſo entſteht die Frage: wie und bei welchem Grade des Reich- thums dieſe Wirthſchaft zur F. W. W. uͤbergehen muß.
Meine Berechnungen erſtrecken ſich nicht auf dieſen beſondern Fall, und ich kann deshalb theoretiſch hieruͤber nichts entſcheiden. Die Praxis hat dieſe Frage aber ſchon laͤngſt dahin geloͤſ’t, daß unter ſolchen Verhaͤltniſſen ein Theil der Brache, oder auch die ganze Brache mit Kar- toffeln, Klee, Erbſen, Flachs u. ſ. w. beſtellt wird. Eine beſtellte Brache hoͤrt aber auf Brache zu ſeyn, und die D. W. verliert unter dieſen Umſtaͤnden ihre weſentlichſten charakteriſtiſchen Merkmale. Sie kommt vielmehr in dem Hauptpunkt, der Abſchaffung der Brache und der Nutzung des ganzen Ackerlandes, mit der F. W. W. uͤberein; ent- behrt dagegen aber alle Vortheile, die aus einem richtigen Fruchtwechſel entſpringen. Es leidet daher wohl keinen Zweifel, daß unter ſolchen Umſtaͤnden die F. W. W. vor- theilhafter als die D. W. mit beſtellter Brache ſey; und in der That ſind, ſeitdem durch unſern Lehrer der wiſſen-
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det zugleich die Koppelwirthſchaft, und die Fruchtwechſel-
wirthſchaft tritt an ihre Stelle.
In den gebirgigen Gegenden dienen nur die Thaͤler
zum Ackerbau und die Berge werden bloß zur Weide ge-
nutzt. Hier iſt nun, wenn die Berge die Beackerung
durchaus nicht geſtatten, eine Verbreitung der Koppel-
wirthſchaft uͤber die ganze Feldmark unmoͤglich. Es kann
alſo bei ſteigenden Getreidepreiſen und ſteigendem Reich-
thum des Bodens der Uebergang von der D. W. zur F.
W. W. nicht wie auf ebenem Boden, vermittelſt der K.
W. geſchehen.
Wenn nun die Ebene im Verhaͤltniß zu den Gebirgs-
weiden und den Wieſen ſo klein iſt, daß der Reichthum
des Ackers, trotz der ausſaugenden D. W. anwaͤchſ’t, ſo
entſteht die Frage: wie und bei welchem Grade des Reich-
thums dieſe Wirthſchaft zur F. W. W. uͤbergehen muß.
Meine Berechnungen erſtrecken ſich nicht auf dieſen
beſondern Fall, und ich kann deshalb theoretiſch hieruͤber
nichts entſcheiden. Die Praxis hat dieſe Frage aber ſchon
laͤngſt dahin geloͤſ’t, daß unter ſolchen Verhaͤltniſſen ein
Theil der Brache, oder auch die ganze Brache mit Kar-
toffeln, Klee, Erbſen, Flachs u. ſ. w. beſtellt wird. Eine
beſtellte Brache hoͤrt aber auf Brache zu ſeyn, und die
D. W. verliert unter dieſen Umſtaͤnden ihre weſentlichſten
charakteriſtiſchen Merkmale. Sie kommt vielmehr in dem
Hauptpunkt, der Abſchaffung der Brache und der Nutzung
des ganzen Ackerlandes, mit der F. W. W. uͤberein; ent-
behrt dagegen aber alle Vortheile, die aus einem richtigen
Fruchtwechſel entſpringen. Es leidet daher wohl keinen
Zweifel, daß unter ſolchen Umſtaͤnden die F. W. W. vor-
theilhafter als die D. W. mit beſtellter Brache ſey; und
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/140>, abgerufen am 07.07.2024.
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