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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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4) Reine Koppelwirthschaft, die keine Mürbebrache, son-
dern nur Dreeschbrache hält.
5) Koppelwirthschaft, die neben der Brache noch einen
Theil des Nachschlags oder des Vorschlags düngt.
Diese Wirthschaft bleibt in der äußern Gestalt der
reinen Koppelwirthschaft völlig ähnlich; aber sie hat
schon die wesentliche Eigenschaft, daß die Weide nicht
mehr in magern, sondern -- wenigstens zum Theil --
in reichen Acker kommt, mit der F. W. W. gemein,
und ist deshalb als ein Uebergang zu derselben zu
betrachten.
6) Reine Fruchtwechselwirthschaft.

Die angeführten Modificationen ergeben sich schon
dann, wenn auch die gesammte Ackerfläche vom Hofe bis
zur Scheide in gleichmäßiger Dungkraft ist. Wenn nun
aber der entfernte Acker, wie dies in der Wirklichkeit ge-
wöhnlich der Fall ist, magerer ist als der übrige Theil des
Ackers: so werden dadurch neue Modificationen begründet.

Die größern Kosten, die der Anbau des entfernten
Ackers verursacht, bringen allein schon die Tendenz her-
vor, den entlegenen Acker in der Bewirthschaftungsart von
dem übrigen Acker zu trennen. Vereinigt sich hiemit nun
noch Ungleichheit des Reichthums, fo ist diese Trennung
entschieden zweckmäßig. Bei der Koppelwirthschaft ent-
steht dadurch ein sogenanntes Binnenfeld, und ein Außen-
feld. Beide unterscheiden sich dann in der Bewirthschaf-
tungsart dadurch, daß in dem Binnenfelde das Verhält-
niß zwischen den korntragenden Schlägen und den Weide-
schlägen größer, in dem Außenfelde aber geringer ist, als
dies seyn würde, wenn die ganze Fläche in einer Rota-
tion läge; daß also ersteres im größern Verhältniß dem
Kornbau, letzteres im überwiegenden Verhältniß der Weide
gewidmet ist.

Wir haben in §. 14. gesehen, daß in unserm isolir-

4) Reine Koppelwirthſchaft, die keine Muͤrbebrache, ſon-
dern nur Dreeſchbrache haͤlt.
5) Koppelwirthſchaft, die neben der Brache noch einen
Theil des Nachſchlags oder des Vorſchlags duͤngt.
Dieſe Wirthſchaft bleibt in der aͤußern Geſtalt der
reinen Koppelwirthſchaft voͤllig aͤhnlich; aber ſie hat
ſchon die weſentliche Eigenſchaft, daß die Weide nicht
mehr in magern, ſondern — wenigſtens zum Theil —
in reichen Acker kommt, mit der F. W. W. gemein,
und iſt deshalb als ein Uebergang zu derſelben zu
betrachten.
6) Reine Fruchtwechſelwirthſchaft.

Die angefuͤhrten Modificationen ergeben ſich ſchon
dann, wenn auch die geſammte Ackerflaͤche vom Hofe bis
zur Scheide in gleichmaͤßiger Dungkraft iſt. Wenn nun
aber der entfernte Acker, wie dies in der Wirklichkeit ge-
woͤhnlich der Fall iſt, magerer iſt als der uͤbrige Theil des
Ackers: ſo werden dadurch neue Modificationen begruͤndet.

Die groͤßern Koſten, die der Anbau des entfernten
Ackers verurſacht, bringen allein ſchon die Tendenz her-
vor, den entlegenen Acker in der Bewirthſchaftungsart von
dem uͤbrigen Acker zu trennen. Vereinigt ſich hiemit nun
noch Ungleichheit des Reichthums, fo iſt dieſe Trennung
entſchieden zweckmaͤßig. Bei der Koppelwirthſchaft ent-
ſteht dadurch ein ſogenanntes Binnenfeld, und ein Außen-
feld. Beide unterſcheiden ſich dann in der Bewirthſchaf-
tungsart dadurch, daß in dem Binnenfelde das Verhaͤlt-
niß zwiſchen den korntragenden Schlaͤgen und den Weide-
ſchlaͤgen groͤßer, in dem Außenfelde aber geringer iſt, als
dies ſeyn wuͤrde, wenn die ganze Flaͤche in einer Rota-
tion laͤge; daß alſo erſteres im groͤßern Verhaͤltniß dem
Kornbau, letzteres im uͤberwiegenden Verhaͤltniß der Weide
gewidmet iſt.

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[123/0137] 4) Reine Koppelwirthſchaft, die keine Muͤrbebrache, ſon- dern nur Dreeſchbrache haͤlt. 5) Koppelwirthſchaft, die neben der Brache noch einen Theil des Nachſchlags oder des Vorſchlags duͤngt. Dieſe Wirthſchaft bleibt in der aͤußern Geſtalt der reinen Koppelwirthſchaft voͤllig aͤhnlich; aber ſie hat ſchon die weſentliche Eigenſchaft, daß die Weide nicht mehr in magern, ſondern — wenigſtens zum Theil — in reichen Acker kommt, mit der F. W. W. gemein, und iſt deshalb als ein Uebergang zu derſelben zu betrachten. 6) Reine Fruchtwechſelwirthſchaft. Die angefuͤhrten Modificationen ergeben ſich ſchon dann, wenn auch die geſammte Ackerflaͤche vom Hofe bis zur Scheide in gleichmaͤßiger Dungkraft iſt. Wenn nun aber der entfernte Acker, wie dies in der Wirklichkeit ge- woͤhnlich der Fall iſt, magerer iſt als der uͤbrige Theil des Ackers: ſo werden dadurch neue Modificationen begruͤndet. Die groͤßern Koſten, die der Anbau des entfernten Ackers verurſacht, bringen allein ſchon die Tendenz her- vor, den entlegenen Acker in der Bewirthſchaftungsart von dem uͤbrigen Acker zu trennen. Vereinigt ſich hiemit nun noch Ungleichheit des Reichthums, fo iſt dieſe Trennung entſchieden zweckmaͤßig. Bei der Koppelwirthſchaft ent- ſteht dadurch ein ſogenanntes Binnenfeld, und ein Außen- feld. Beide unterſcheiden ſich dann in der Bewirthſchaf- tungsart dadurch, daß in dem Binnenfelde das Verhaͤlt- niß zwiſchen den korntragenden Schlaͤgen und den Weide- ſchlaͤgen groͤßer, in dem Außenfelde aber geringer iſt, als dies ſeyn wuͤrde, wenn die ganze Flaͤche in einer Rota- tion laͤge; daß alſo erſteres im groͤßern Verhaͤltniß dem Kornbau, letzteres im uͤberwiegenden Verhaͤltniß der Weide gewidmet iſt. Wir haben in §. 14. geſehen, daß in unſerm iſolir-

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/137>, abgerufen am 28.11.2024.