ten ganze tragische Jahrhunderte, und regir- te mit gegenwärtigem Geiste die schrecklich- sten Begebenheiten und Veränderungen der Dinge, über welche die weisesten Menschen erstaunen. Jtzt sah man hochmüthige Städ- te, wie sie sich über die Dörfer erheben -- und augenblicklich darauf eingeäschert oder in einem Erdbeben versunken; Rom und Carthago, Troja und Lissabon, wurden zer- stöhrt, und der Hellespont schlug über ihre stolzen Thürme seine Wellen zusammen! Was hilft es euch, ihr Tyrannen, daß ihr über Länder geherrscht, arme Bauern ge- drückt, und Nationen elend gemacht habt? denkt ihr wohl der Strafe des Zers zu ent- fliehen? Ja, da sieht mans -- Hier liegt nun der grausame Nero in seinem Blute und wird von seinen eigenen Grenadiren zer- treten! Bald wird es auch an dich kommen, du übermüthiger Mann! Heliogabalus! Pompejus! oder wie du sonst heißen magst --
Seht
ten ganze tragiſche Jahrhunderte, und regir- te mit gegenwaͤrtigem Geiſte die ſchrecklich- ſten Begebenheiten und Veraͤnderungen der Dinge, uͤber welche die weiſeſten Menſchen erſtaunen. Jtzt ſah man hochmuͤthige Staͤd- te, wie ſie ſich uͤber die Doͤrfer erheben — und augenblicklich darauf eingeaͤſchert oder in einem Erdbeben verſunken; Rom und Carthago, Troja und Liſſabon, wurden zer- ſtoͤhrt, und der Helleſpont ſchlug uͤber ihre ſtolzen Thuͤrme ſeine Wellen zuſammen! Was hilft es euch, ihr Tyrannen, daß ihr uͤber Laͤnder geherrſcht, arme Bauern ge- druͤckt, und Nationen elend gemacht habt? denkt ihr wohl der Strafe des Zers zu ent- fliehen? Ja, da ſieht mans — Hier liegt nun der grauſame Nero in ſeinem Blute und wird von ſeinen eigenen Grenadiren zer- treten! Bald wird es auch an dich kommen, du uͤbermuͤthiger Mann! Heliogabalus! Pompejus! oder wie du ſonſt heißen magſt —
Seht
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ten ganze tragiſche Jahrhunderte, und regir-
te mit gegenwaͤrtigem Geiſte die ſchrecklich-
ſten Begebenheiten und Veraͤnderungen der
Dinge, uͤber welche die weiſeſten Menſchen
erſtaunen. Jtzt ſah man hochmuͤthige Staͤd-
te, wie ſie ſich uͤber die Doͤrfer erheben —
und augenblicklich darauf eingeaͤſchert oder
in einem Erdbeben verſunken; Rom und
Carthago, Troja und Liſſabon, wurden zer-
ſtoͤhrt, und der Helleſpont ſchlug uͤber ihre
ſtolzen Thuͤrme ſeine Wellen zuſammen!
Was hilft es euch, ihr Tyrannen, daß ihr
uͤber Laͤnder geherrſcht, arme Bauern ge-
druͤckt, und Nationen elend gemacht habt?
denkt ihr wohl der Strafe des Zers zu ent-
fliehen? Ja, da ſieht mans — Hier liegt
nun der grauſame Nero in ſeinem Blute
und wird von ſeinen eigenen Grenadiren zer-
treten! Bald wird es auch an dich kommen,
du uͤbermuͤthiger Mann! Heliogabalus!
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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/18>, abgerufen am 08.07.2024.
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