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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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Welches denn wider alle Anfechtung ihr zur Vormauer dienen, und in Freudigkeit des Glaubens dagegen aufrichten würde. Wenn sie nehmlich durch heiligen Wandel entweder ohne Wort oder mit süsser Einflössung Evangelischen Trostes dero hohes Gemahl mit der Zeit gewinnen, und ihm ein solches geneigtes Hertz zur Wahrheit machen könnte, als wohl ehe Oesterreichische Helden Ferdinandus I. Maximilianus II. und Rudolphus II. geheget, ja selbst Carolus V. in seiner letzen Einsamkeit. [fremdsprachliches Material].) Wenn sie als eine kluge und Glaubens-volle Esther, daß die Spanische Inquisition nachgerade mit Manier zu lindern, wo nicht gar abzustellen, trachten möchte. Doch würde sie wissen in der Klugheit der Gerechten vornehmlich zuzusehen, daß alles zu der Zeit gewaget werde, da es sich am besten schicken will, nichts mit der Force zu verderben, doch auch nicht so bald zu desperiren, wenn es nicht gleich gelingen will, sondern alles GOtt desto fleißiger zu befehlen. Sed haec tandem huc non spectant ex instituto.

Das zehende Responsum.

§. XIX. Nachdem also einige Theologische Responsa eingelauffen waren, die über Vermuthen die beyden vorgelegten Fragen nach Verlangen beantwortet hatten, wolte man es auch versuchen, ob man ein dergleichen Responsum auch von einen auswärtigen Theologo erhalten könte. Da man aber sahe, daß bey dem ersten Versuch dasselbe nicht klappen wolte, und wegen des zu gleicher Zeit entstandenen neuen Lermens, davon in dem künfftigen Handel ein mehrers wird zu sagen seyn, man für nöthiger hielte, desselben wegen neue Responsa einzuhohlen, so bemühete man sich nicht mehr um dergleichen besorget zu seyn. Dieses zehende Responsum nun beantwortete zwar die erste Frage, daß, obschon nicht alle, doch viel Papisten seelig würden; aber die andere Frage, um die es an meisten zu thun war, verneinete es schlechterdings. In übrigen gleichwie dieses Responsum sich sonst wegen seiner Deutlichkeit und Kürtze auch grossen Ruhms des Herrn Autoris recommendiret; also ist darbey noch dieses zu mercken, daß die in selbiges eingerückte 20. Zahlen nicht von dem Herrn Autore des Responsi herrühren, sondern selbige von einem andern aus gewissen Ursachen hinzugesetzt worden.

Die erste Frage wird zwar wegen der Seeligkeit vieler, aber nicht aller Papi-

Was die zwey vorgelegten Fragen belanget, sind dieselben wohl werth, daß sie fleißiger untersucht werden, als mit wenigen Worten nicht geschehen kan. Meine Meynung aber ist von der ersten: Viele unter denen Papisten werden durch den wahren und lebendigen Glauben an Christum seelig, wie Lutherus selbst gelehret hat. Aber dieses kan (1.) nicht durchgehends von allen denen gesaget werden, die Glieder der Römischen

Welches denn wider alle Anfechtung ihr zur Vormauer dienen, und in Freudigkeit des Glaubens dagegen aufrichten würde. Wenn sie nehmlich durch heiligen Wandel entweder ohne Wort oder mit süsser Einflössung Evangelischen Trostes dero hohes Gemahl mit der Zeit gewinnen, und ihm ein solches geneigtes Hertz zur Wahrheit machen könnte, als wohl ehe Oesterreichische Helden Ferdinandus I. Maximilianus II. und Rudolphus II. geheget, ja selbst Carolus V. in seiner letzen Einsamkeit. [fremdsprachliches Material].) Wenn sie als eine kluge und Glaubens-volle Esther, daß die Spanische Inquisition nachgerade mit Manier zu lindern, wo nicht gar abzustellen, trachten möchte. Doch würde sie wissen in der Klugheit der Gerechten vornehmlich zuzusehen, daß alles zu der Zeit gewaget werde, da es sich am besten schicken will, nichts mit der Force zu verderben, doch auch nicht so bald zu desperiren, wenn es nicht gleich gelingen will, sondern alles GOtt desto fleißiger zu befehlen. Sed haec tandem huc non spectant ex instituto.

Das zehende Responsum.

§. XIX. Nachdem also einige Theologische Responsa eingelauffen waren, die über Vermuthen die beyden vorgelegten Fragen nach Verlangen beantwortet hatten, wolte man es auch versuchen, ob man ein dergleichen Responsum auch von einen auswärtigen Theologo erhalten könte. Da man aber sahe, daß bey dem ersten Versuch dasselbe nicht klappen wolte, und wegen des zu gleicher Zeit entstandenen neuen Lermens, davon in dem künfftigen Handel ein mehrers wird zu sagen seyn, man für nöthiger hielte, desselben wegen neue Responsa einzuhohlen, so bemühete man sich nicht mehr um dergleichen besorget zu seyn. Dieses zehende Responsum nun beantwortete zwar die erste Frage, daß, obschon nicht alle, doch viel Papisten seelig würden; aber die andere Frage, um die es an meisten zu thun war, verneinete es schlechterdings. In übrigen gleichwie dieses Responsum sich sonst wegen seiner Deutlichkeit und Kürtze auch grossen Ruhms des Herrn Autoris recommendiret; also ist darbey noch dieses zu mercken, daß die in selbiges eingerückte 20. Zahlen nicht von dem Herrn Autore des Responsi herrühren, sondern selbige von einem andern aus gewissen Ursachen hinzugesetzt worden.

Die erste Frage wird zwar wegen der Seeligkeit vieler, aber nicht aller Papi-

Was die zwey vorgelegten Fragen belanget, sind dieselben wohl werth, daß sie fleißiger untersucht werden, als mit wenigen Worten nicht geschehen kan. Meine Meynung aber ist von der ersten: Viele unter denen Papisten werden durch den wahren und lebendigen Glauben an Christum seelig, wie Lutherus selbst gelehret hat. Aber dieses kan (1.) nicht durchgehends von allen denen gesaget werden, die Glieder der Römischen

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[80/0088] Welches denn wider alle Anfechtung ihr zur Vormauer dienen, und in Freudigkeit des Glaubens dagegen aufrichten würde. Wenn sie nehmlich durch heiligen Wandel entweder ohne Wort oder mit süsser Einflössung Evangelischen Trostes dero hohes Gemahl mit der Zeit gewinnen, und ihm ein solches geneigtes Hertz zur Wahrheit machen könnte, als wohl ehe Oesterreichische Helden Ferdinandus I. Maximilianus II. und Rudolphus II. geheget, ja selbst Carolus V. in seiner letzen Einsamkeit. _ .) Wenn sie als eine kluge und Glaubens-volle Esther, daß die Spanische Inquisition nachgerade mit Manier zu lindern, wo nicht gar abzustellen, trachten möchte. Doch würde sie wissen in der Klugheit der Gerechten vornehmlich zuzusehen, daß alles zu der Zeit gewaget werde, da es sich am besten schicken will, nichts mit der Force zu verderben, doch auch nicht so bald zu desperiren, wenn es nicht gleich gelingen will, sondern alles GOtt desto fleißiger zu befehlen. Sed haec tandem huc non spectant ex instituto. §. XIX. Nachdem also einige Theologische Responsa eingelauffen waren, die über Vermuthen die beyden vorgelegten Fragen nach Verlangen beantwortet hatten, wolte man es auch versuchen, ob man ein dergleichen Responsum auch von einen auswärtigen Theologo erhalten könte. Da man aber sahe, daß bey dem ersten Versuch dasselbe nicht klappen wolte, und wegen des zu gleicher Zeit entstandenen neuen Lermens, davon in dem künfftigen Handel ein mehrers wird zu sagen seyn, man für nöthiger hielte, desselben wegen neue Responsa einzuhohlen, so bemühete man sich nicht mehr um dergleichen besorget zu seyn. Dieses zehende Responsum nun beantwortete zwar die erste Frage, daß, obschon nicht alle, doch viel Papisten seelig würden; aber die andere Frage, um die es an meisten zu thun war, verneinete es schlechterdings. In übrigen gleichwie dieses Responsum sich sonst wegen seiner Deutlichkeit und Kürtze auch grossen Ruhms des Herrn Autoris recommendiret; also ist darbey noch dieses zu mercken, daß die in selbiges eingerückte 20. Zahlen nicht von dem Herrn Autore des Responsi herrühren, sondern selbige von einem andern aus gewissen Ursachen hinzugesetzt worden. Was die zwey vorgelegten Fragen belanget, sind dieselben wohl werth, daß sie fleißiger untersucht werden, als mit wenigen Worten nicht geschehen kan. Meine Meynung aber ist von der ersten: Viele unter denen Papisten werden durch den wahren und lebendigen Glauben an Christum seelig, wie Lutherus selbst gelehret hat. Aber dieses kan (1.) nicht durchgehends von allen denen gesaget werden, die Glieder der Römischen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/88>, abgerufen am 23.11.2024.