Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.der rechte Glaube nicht ist, wo die Gerechtigkeit JEsu nicht ergriffen, noch appliciret wird, da wird die Seeligkeit nicht erlanget. Daher ist meine unterthänigste wahrhafftige und in GOttesBeantwortung der ersten Frage, daß zwar ein Lutheraner, aber keinesweges ein Catholischer seelig werden könne. Wort gegründete Antwort auf die erste Frage, daß zwar ein in Lutherischer Religion lebender, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange, ein anderer in so genannter Catholischer Religion lebender aber, ob er gleich JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit seinen Gedancken nach ergreifft, und ihm appliciret, doch die ewige Seeligkeit nicht erlanget, denn er setzet, wie schon ist gemeldet worden, die guten Wercke zu dem Verdienst JEsu, und will nicht durch JEsum allein, sondern durch seine eigne Wercke und JEsu Verdienst zugleich gerecht und seelig seyn, hat ein zerstümmelt?Abendmahl, und lässet ihm das Blut JEsu zu dessen Verachtung mit seiner Einwilligung entziehen, hält sich an die Menschen-Satzungen, und klaget das Wort GOttes der Unvollkommenheit an, wodurch er zeiget, daß er weder Christum JEsum noch den Glauben an ihm habe. Es gehet ihm wie den Galatern, welche die Wercke des Gesetzes zu dem Verdienst JEsu thaten, und indem sie JEsum für das Mittel der Seeligkeit hielten, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ihrer Meynung nach ergriffen, ihnen applicirten, gerecht werden wolten, deswegen von Paulo gar harte Worte in 1. Cap. v. 6. 7. 8. c. 3. v. 1. c. 5. v. 4. hören musten. Die andere Frage ist: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin,Verneinung der andern Frage, nebst Anführung sieben unterschiedener Ursachen. wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit dazu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttliche Providenz zu spühren? Auf diese gebe ich zur unterthänigsten und in GOttes Wort gegründeten Antwort, daß höchstgedachte Printzeßin darzu, nemlich, daß sie zu des Catholischen Printzen Religion trete, ohne Verlust ihrer Seeligkeit sich nicht resolviren könne. Die Ursachen, die mich zu diesen Schlusse treiben, sind mancherley, a.) Ist die Papistische oder so genannte Catholische Religion in vielen Lehr-Sätzen gerade wider die H. Schrifft, das ist, wider GOtt, und also falsch, wie aus den libris Symbolicis und Corpore Julio doctrinae zu sehen ist. Was allhier etliche einwenden, es komme die Papistische Religion mit der Evangelischen in fundamento fidei überein, und sey daher mit der rechte Glaube nicht ist, wo die Gerechtigkeit JEsu nicht ergriffen, noch appliciret wird, da wird die Seeligkeit nicht erlanget. Daher ist meine unterthänigste wahrhafftige und in GOttesBeantwortung der ersten Frage, daß zwar ein Lutheraner, aber keinesweges ein Catholischer seelig werden könne. Wort gegründete Antwort auf die erste Frage, daß zwar ein in Lutherischer Religion lebender, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange, ein anderer in so genannter Catholischer Religion lebender aber, ob er gleich JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit seinen Gedancken nach ergreifft, und ihm appliciret, doch die ewige Seeligkeit nicht erlanget, denn er setzet, wie schon ist gemeldet worden, die guten Wercke zu dem Verdienst JEsu, und will nicht durch JEsum allein, sondern durch seine eigne Wercke und JEsu Verdienst zugleich gerecht und seelig seyn, hat ein zerstümmelt?Abendmahl, und lässet ihm das Blut JEsu zu dessen Verachtung mit seiner Einwilligung entziehen, hält sich an die Menschen-Satzungen, und klaget das Wort GOttes der Unvollkommenheit an, wodurch er zeiget, daß er weder Christum JEsum noch den Glauben an ihm habe. Es gehet ihm wie den Galatern, welche die Wercke des Gesetzes zu dem Verdienst JEsu thaten, und indem sie JEsum für das Mittel der Seeligkeit hielten, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ihrer Meynung nach ergriffen, ihnen applicirten, gerecht werden wolten, deswegen von Paulo gar harte Worte in 1. Cap. v. 6. 7. 8. c. 3. v. 1. c. 5. v. 4. hören musten. Die andere Frage ist: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin,Verneinung der andern Frage, nebst Anführung sieben unterschiedener Ursachen. wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit dazu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttliche Providenz zu spühren? Auf diese gebe ich zur unterthänigsten und in GOttes Wort gegründeten Antwort, daß höchstgedachte Printzeßin darzu, nemlich, daß sie zu des Catholischen Printzen Religion trete, ohne Verlust ihrer Seeligkeit sich nicht resolviren könne. Die Ursachen, die mich zu diesen Schlusse treiben, sind mancherley, a.) Ist die Papistische oder so genannte Catholische Religion in vielen Lehr-Sätzen gerade wider die H. Schrifft, das ist, wider GOtt, und also falsch, wie aus den libris Symbolicis und Corpore Julio doctrinae zu sehen ist. Was allhier etliche einwenden, es komme die Papistische Religion mit der Evangelischen in fundamento fidei überein, und sey daher mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0055" n="47"/> der rechte Glaube nicht ist, wo die Gerechtigkeit JEsu nicht ergriffen, noch appliciret wird, da wird die Seeligkeit nicht erlanget.</p> <p>Daher ist meine unterthänigste wahrhafftige und in GOttes<note place="right">Beantwortung der ersten Frage, daß zwar ein Lutheraner, aber keinesweges ein Catholischer seelig werden könne.</note> Wort gegründete Antwort auf die erste Frage, daß zwar ein in Lutherischer Religion lebender, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange, ein anderer in so genannter Catholischer Religion lebender aber, ob er gleich JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit seinen Gedancken nach ergreifft, und ihm appliciret, doch die ewige Seeligkeit nicht erlanget, denn er setzet, wie schon ist gemeldet worden, die guten Wercke zu dem Verdienst JEsu, und will nicht durch JEsum allein, sondern durch seine eigne Wercke und JEsu Verdienst zugleich gerecht und seelig seyn, hat ein zerstümmelt?Abendmahl, und lässet ihm das Blut JEsu zu dessen Verachtung mit seiner Einwilligung entziehen, hält sich an die Menschen-Satzungen, und klaget das Wort GOttes der Unvollkommenheit an, wodurch er zeiget, daß er weder Christum JEsum noch den Glauben an ihm habe. Es gehet ihm wie den Galatern, welche die Wercke des Gesetzes zu dem Verdienst JEsu thaten, und indem sie JEsum für das Mittel der Seeligkeit hielten, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ihrer Meynung nach ergriffen, ihnen applicirten, gerecht werden wolten, deswegen von Paulo gar harte Worte in 1. Cap. v. 6. 7. 8. c. 3. v. 1. c. 5. v. 4. hören musten.</p> <p>Die andere Frage ist: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin,<note place="right">Verneinung der andern Frage, nebst Anführung sieben unterschiedener Ursachen.</note> wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter <hi rendition="#i">Condition</hi>, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit dazu <hi rendition="#i">resolvi</hi>ren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttliche <hi rendition="#i">Providenz</hi> zu spühren? Auf diese gebe ich zur unterthänigsten und in GOttes Wort gegründeten Antwort, daß höchstgedachte Printzeßin darzu, nemlich, daß sie zu des Catholischen Printzen Religion trete, ohne Verlust ihrer Seeligkeit sich nicht resolviren könne. Die Ursachen, die mich zu diesen Schlusse treiben, sind mancherley, a.) Ist die Papistische oder so genannte Catholische Religion in vielen Lehr-Sätzen gerade wider die H. Schrifft, das ist, wider GOtt, und also falsch, wie aus den libris Symbolicis und Corpore Julio doctrinae zu sehen ist. Was allhier etliche einwenden, es komme die Papistische Religion mit der Evangelischen in fundamento fidei überein, und sey daher mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0055]
der rechte Glaube nicht ist, wo die Gerechtigkeit JEsu nicht ergriffen, noch appliciret wird, da wird die Seeligkeit nicht erlanget.
Daher ist meine unterthänigste wahrhafftige und in GOttes Wort gegründete Antwort auf die erste Frage, daß zwar ein in Lutherischer Religion lebender, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange, ein anderer in so genannter Catholischer Religion lebender aber, ob er gleich JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit seinen Gedancken nach ergreifft, und ihm appliciret, doch die ewige Seeligkeit nicht erlanget, denn er setzet, wie schon ist gemeldet worden, die guten Wercke zu dem Verdienst JEsu, und will nicht durch JEsum allein, sondern durch seine eigne Wercke und JEsu Verdienst zugleich gerecht und seelig seyn, hat ein zerstümmelt?Abendmahl, und lässet ihm das Blut JEsu zu dessen Verachtung mit seiner Einwilligung entziehen, hält sich an die Menschen-Satzungen, und klaget das Wort GOttes der Unvollkommenheit an, wodurch er zeiget, daß er weder Christum JEsum noch den Glauben an ihm habe. Es gehet ihm wie den Galatern, welche die Wercke des Gesetzes zu dem Verdienst JEsu thaten, und indem sie JEsum für das Mittel der Seeligkeit hielten, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ihrer Meynung nach ergriffen, ihnen applicirten, gerecht werden wolten, deswegen von Paulo gar harte Worte in 1. Cap. v. 6. 7. 8. c. 3. v. 1. c. 5. v. 4. hören musten.
Beantwortung der ersten Frage, daß zwar ein Lutheraner, aber keinesweges ein Catholischer seelig werden könne. Die andere Frage ist: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin, wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit dazu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttliche Providenz zu spühren? Auf diese gebe ich zur unterthänigsten und in GOttes Wort gegründeten Antwort, daß höchstgedachte Printzeßin darzu, nemlich, daß sie zu des Catholischen Printzen Religion trete, ohne Verlust ihrer Seeligkeit sich nicht resolviren könne. Die Ursachen, die mich zu diesen Schlusse treiben, sind mancherley, a.) Ist die Papistische oder so genannte Catholische Religion in vielen Lehr-Sätzen gerade wider die H. Schrifft, das ist, wider GOtt, und also falsch, wie aus den libris Symbolicis und Corpore Julio doctrinae zu sehen ist. Was allhier etliche einwenden, es komme die Papistische Religion mit der Evangelischen in fundamento fidei überein, und sey daher mit
Verneinung der andern Frage, nebst Anführung sieben unterschiedener Ursachen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |