Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

in absolutorum statum per in sui gratiam aut mensam admissionem legitime satis redigerent, ipsis interea alias adeo Excommunicationi obnoxiis, ut inde nec se absolvere possent? Qui horum alterum tunc sentiebat, ut is alterum item crederet, fatis concoquere quidem nequeo. Seldenus d. c. 10. p. 248. Grotius de imper. sum. potest. circ. sacra c. 9. §. 20. & 22.

Zum III. wiederum auf die Jura der Protestirenden und Evangelischen(III) Und die protestirenden Fürsten haben jederzeit wider den Mißbrauch des Kirchen-Bannes denen Predigern Gesetze vorgeschrieben und ihnen dißfalls Einhalt gethan. Fürsten in specie zu kommen, so ist allenthalben bekannt, daß auch diesen nicht mehr als billig von denen Protestirenden Scribenten, zum wenigsten von denen Politicis, das Recht zugeschrieben wird, daß sie über die Kirchendiener, wenn sie ihr Amt mißbrauchen, die Inspection und Bestraffung haben, auch absonderlich wegen des Kirchen-Banns, Kirchen-Ordnungen machen und ihnen Einhalt thun, auch sie deßhalb bestraffen können, wie dann auch allenthalben dergleichen Ordnungen vorhanden und noch täglich in vollen Schwange sind. Woraus dann abermahls folget, daß der Kirchen-Bann nicht als eine geistliche Straffe sondern als eine weltliche anzusehen sey auch Protestirende Fürsten von niemand damit beleget werden können. Zum wenigsten connectiret dieses besser als wenn Reinking. de Regim. Sec. & Eccles. lib. 3. class. 2. cap. 2. n. 31. zwar deutlich schreibet, qnod ad Principum Evangelicorum curam, propter jus Episcopale & jurisdictionem ordinariam pertineat, ne Ecclesiastici potestate excommunicandi abutantur & perperam hanc poenam usurpent; aber dennoch hernach ibid. n. 38. da er vorher gar recht behauptet, daß die Protestirenden Fürsten allerdings ohne die höchste Zerrüttung des gemeinen Wesens nicht könten excommuniciret werden, sich erbärmlich zermartert, wie er diesen wahren Lehr-Satz mit dem gemeinen Irrthum von der Geistlichkeit des Kirchen-Banns zusammen hengen möge. Es kömmet viel gescheider heraus, was Ziegler raisonniret, obgleich dann und wann der offtgedachte alte Irrthum sich mit anhenget. Male, inquit, in notis ad Lancel. lib. 4. tit. 13. §. 16. p. 1031. ad solum statum Ecclefiasticum restringitur judicium excommunicationis, cum ad totam Ecclesiam iftud pertineat, nec ullo modo praeteriri debeat consensus Domini territorialis. Etsi enim Laicus excommunicare proprie non possit, principi tamen competit externa potestas, uti circa religionem, ita etiam circa censuram & disciplinam Ecclesiasticam, ut adeo sine Principis autoritate fieri excommunicatio hodie non deceat. Noch merckwürdiger ist, was er von dieser Materie anderwerts anführet. Non

in absolutorum statum per in sui gratiam aut mensam admissionem legitime satis redigerent, ipsis interea alias adeo Excommunicationi obnoxiis, ut inde nec se absolvere possent? Qui horum alterum tunc sentiebat, ut is alterum item crederet, fatis concoquere quidem nequeo. Seldenus d. c. 10. p. 248. Grotius de imper. sum. potest. circ. sacra c. 9. §. 20. & 22.

Zum III. wiederum auf die Jura der Protestirenden und Evangelischen(III) Und die protestirenden Fürsten haben jederzeit wider den Mißbrauch des Kirchen-Bannes denen Predigern Gesetze vorgeschrieben und ihnen dißfalls Einhalt gethan. Fürsten in specie zu kommen, so ist allenthalben bekannt, daß auch diesen nicht mehr als billig von denen Protestirenden Scribenten, zum wenigsten von denen Politicis, das Recht zugeschrieben wird, daß sie über die Kirchendiener, wenn sie ihr Amt mißbrauchen, die Inspection und Bestraffung haben, auch absonderlich wegen des Kirchen-Banns, Kirchen-Ordnungen machen und ihnen Einhalt thun, auch sie deßhalb bestraffen können, wie dann auch allenthalben dergleichen Ordnungen vorhanden und noch täglich in vollen Schwange sind. Woraus dann abermahls folget, daß der Kirchen-Bann nicht als eine geistliche Straffe sondern als eine weltliche anzusehen sey auch Protestirende Fürsten von niemand damit beleget werden können. Zum wenigsten connectiret dieses besser als wenn Reinking. de Regim. Sec. & Eccles. lib. 3. class. 2. cap. 2. n. 31. zwar deutlich schreibet, qnod ad Principum Evangelicorum curam, propter jus Episcopale & jurisdictionem ordinariam pertineat, ne Ecclesiastici potestate excommunicandi abutantur & perperam hanc poenam usurpent; aber dennoch hernach ibid. n. 38. da er vorher gar recht behauptet, daß die Protestirenden Fürsten allerdings ohne die höchste Zerrüttung des gemeinen Wesens nicht könten excommuniciret werden, sich erbärmlich zermartert, wie er diesen wahren Lehr-Satz mit dem gemeinen Irrthum von der Geistlichkeit des Kirchen-Banns zusammen hengen möge. Es kömmet viel gescheider heraus, was Ziegler raisonniret, obgleich dann und wann der offtgedachte alte Irrthum sich mit anhenget. Male, inquit, in notis ad Lancel. lib. 4. tit. 13. §. 16. p. 1031. ad solum statum Ecclefiasticum restringitur judicium excommunicationis, cum ad totam Ecclesiam iftud pertineat, nec ullo modo praeteriri debeat consensus Domini territorialis. Etsi enim Laicus excommunicare proprie non possit, principi tamen competit externa potestas, uti circa religionem, ita etiam circa censuram & disciplinam Ecclesiasticam, ut adeo sine Principis autoritate fieri excommunicatio hodie non deceat. Noch merckwürdiger ist, was er von dieser Materie anderwerts anführet. Non

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0151" n="143"/>
in absolutorum                      statum per in sui gratiam aut mensam admissionem legitime satis redigerent,                      ipsis interea alias adeo Excommunicationi obnoxiis, ut inde nec se absolvere                      possent? Qui horum alterum tunc sentiebat, ut is alterum item crederet, fatis                      concoquere quidem nequeo. Seldenus <hi rendition="#i">d. c. 10. p. 248.</hi> Grotius <hi rendition="#i">de imper. sum. potest. circ. sacra c. 9. §. 20. &amp;                          22.</hi></p>
        <p>Zum III. wiederum auf die Jura der Protestirenden und Evangelischen<note place="right">(III) Und die protestirenden Fürsten haben jederzeit wider den                          Mißbrauch des Kirchen-Bannes denen Predigern Gesetze vorgeschrieben und                          ihnen dißfalls Einhalt gethan.</note> Fürsten in specie zu kommen, so ist                      allenthalben bekannt, daß auch diesen nicht mehr als billig von denen                      Protestirenden Scribenten, zum wenigsten von denen Politicis, das Recht                      zugeschrieben wird, daß sie über die Kirchendiener, wenn sie ihr Amt                      mißbrauchen, die Inspection und Bestraffung haben, auch absonderlich wegen des                      Kirchen-Banns, Kirchen-Ordnungen machen und ihnen Einhalt thun, auch sie deßhalb                      bestraffen können, wie dann auch allenthalben dergleichen Ordnungen vorhanden                      und noch täglich in vollen Schwange sind. Woraus dann abermahls folget, daß der                      Kirchen-Bann nicht als eine geistliche Straffe sondern als eine weltliche                      anzusehen sey auch Protestirende Fürsten von niemand damit beleget werden                      können. Zum wenigsten connectiret dieses besser als wenn Reinking. <hi rendition="#i">de Regim. Sec. &amp; Eccles. lib. 3. class. 2. cap. 2. n.                          31.</hi> zwar deutlich schreibet, qnod ad Principum Evangelicorum curam,                      propter jus Episcopale &amp; jurisdictionem ordinariam pertineat, ne                      Ecclesiastici potestate excommunicandi abutantur &amp; perperam hanc poenam                      usurpent; aber dennoch hernach <hi rendition="#i">ibid. n. 38.</hi> da er vorher                      gar recht behauptet, daß die Protestirenden Fürsten allerdings ohne die höchste                      Zerrüttung des gemeinen Wesens nicht könten excommuniciret werden, sich                      erbärmlich zermartert, wie er diesen wahren Lehr-Satz mit dem gemeinen Irrthum                      von der Geistlichkeit des Kirchen-Banns zusammen hengen möge. Es kömmet viel                      gescheider heraus, was Ziegler raisonniret, obgleich dann und wann der                      offtgedachte alte Irrthum sich mit anhenget. Male, inquit, <hi rendition="#i">in                          notis ad Lancel. lib. 4. tit. 13. §. 16. p. 1031.</hi> ad solum statum                      Ecclefiasticum restringitur judicium excommunicationis, cum ad totam Ecclesiam                      iftud pertineat, nec ullo modo praeteriri debeat consensus Domini territorialis.                      Etsi enim Laicus excommunicare proprie non possit, principi tamen competit                      externa potestas, uti circa religionem, ita etiam circa censuram &amp;                      disciplinam Ecclesiasticam, ut adeo sine Principis autoritate fieri                      excommunicatio hodie non deceat. Noch merckwürdiger ist, was er von dieser                      Materie anderwerts anführet. Non
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0151] in absolutorum statum per in sui gratiam aut mensam admissionem legitime satis redigerent, ipsis interea alias adeo Excommunicationi obnoxiis, ut inde nec se absolvere possent? Qui horum alterum tunc sentiebat, ut is alterum item crederet, fatis concoquere quidem nequeo. Seldenus d. c. 10. p. 248. Grotius de imper. sum. potest. circ. sacra c. 9. §. 20. & 22. Zum III. wiederum auf die Jura der Protestirenden und Evangelischen Fürsten in specie zu kommen, so ist allenthalben bekannt, daß auch diesen nicht mehr als billig von denen Protestirenden Scribenten, zum wenigsten von denen Politicis, das Recht zugeschrieben wird, daß sie über die Kirchendiener, wenn sie ihr Amt mißbrauchen, die Inspection und Bestraffung haben, auch absonderlich wegen des Kirchen-Banns, Kirchen-Ordnungen machen und ihnen Einhalt thun, auch sie deßhalb bestraffen können, wie dann auch allenthalben dergleichen Ordnungen vorhanden und noch täglich in vollen Schwange sind. Woraus dann abermahls folget, daß der Kirchen-Bann nicht als eine geistliche Straffe sondern als eine weltliche anzusehen sey auch Protestirende Fürsten von niemand damit beleget werden können. Zum wenigsten connectiret dieses besser als wenn Reinking. de Regim. Sec. & Eccles. lib. 3. class. 2. cap. 2. n. 31. zwar deutlich schreibet, qnod ad Principum Evangelicorum curam, propter jus Episcopale & jurisdictionem ordinariam pertineat, ne Ecclesiastici potestate excommunicandi abutantur & perperam hanc poenam usurpent; aber dennoch hernach ibid. n. 38. da er vorher gar recht behauptet, daß die Protestirenden Fürsten allerdings ohne die höchste Zerrüttung des gemeinen Wesens nicht könten excommuniciret werden, sich erbärmlich zermartert, wie er diesen wahren Lehr-Satz mit dem gemeinen Irrthum von der Geistlichkeit des Kirchen-Banns zusammen hengen möge. Es kömmet viel gescheider heraus, was Ziegler raisonniret, obgleich dann und wann der offtgedachte alte Irrthum sich mit anhenget. Male, inquit, in notis ad Lancel. lib. 4. tit. 13. §. 16. p. 1031. ad solum statum Ecclefiasticum restringitur judicium excommunicationis, cum ad totam Ecclesiam iftud pertineat, nec ullo modo praeteriri debeat consensus Domini territorialis. Etsi enim Laicus excommunicare proprie non possit, principi tamen competit externa potestas, uti circa religionem, ita etiam circa censuram & disciplinam Ecclesiasticam, ut adeo sine Principis autoritate fieri excommunicatio hodie non deceat. Noch merckwürdiger ist, was er von dieser Materie anderwerts anführet. Non (III) Und die protestirenden Fürsten haben jederzeit wider den Mißbrauch des Kirchen-Bannes denen Predigern Gesetze vorgeschrieben und ihnen dißfalls Einhalt gethan.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/151
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/151>, abgerufen am 07.05.2024.