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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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Durchlaucht aufhalten, unterthäniglich anmeldeten, sind wir zum Theil abgewiesen, zum Theil mit der Antwort abgefertiget etc. Ew. Hoch fürstliche Durchl. als Groß-Herr-Vater hätten alle Macht alleine, und wolten alle besorgete Sünde und Verantwortung auf sich nehmen. Welches alles wir mit jenem Knechte Luc. 14, 21. unsern Herrn, der uns gesandt hat, mit betrübten Hertzen und thränenden Augen geklaget, und ihn um des Willen, der alle unsere Sünde auf sich genommen, gebethen haben, daß er solche in GOttes Wort nicht gegründete, noch von den Aposteln bey Bekehrung der Völcker, wohl aber von Römischen Meß-Priestern und Missionarien frequentirte Praxin und Methode die Protestanten zu ihrer Religion zu bereden, weder Ew. Hochfürstlichen Durchl. noch andern, die etwa auf solchen Trieb-Sand fremder Verantwortunge und menschlicher Meynung bauen möchten, zurechnen, sondern gnädiglich verzeihen, und sie auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist, befestigen wolle! Denn so Petrus die Christen nicht so sehr auf seine Erfahrunge, Offenbar- und Erscheinunge auf dem H. Berge, sondern vielmehr auf das beschriebene Prophetische Wort gebauet hat, sagend: Wir haben ein fester (firmiorem sermonem) Prophetisches Wort, und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, 2. Pet. 1, 9. vielweniger mag man auf jemandes Opinion und Verantwortung, und, wie man sagt, auf eines andern Füssen sicher und feste stehen; da man nicht wissen kan, ob der, wenn gleich dem Scheine nach, heiligster und weisester Theologus werde seelig oder verdammet werden. Daß aber Evangelische und zwar verschiedene vornehme Theologi diese Opinion hegen, es könne eine in Evangelischer Wahrheit aus GOttes Wort gründlich unterrichtete und vor 1 1 / 2 Jahren unter dem Gebet und Anruffung GOttes nach beweglichst abgelegten öffentlichen Glaubens-Bekänntnüß mit vielen Thränen darinne confirmirte Printzeßin ex causis secularibus, salva conscientia aeternaque salute davon zu dem aus GOttes Wort irrig erkannt- und bekannten Pabstthum abtreten, das befremdet uns so vielmehr, als weniger uns noch zur Zeit ein einiger (wollen nicht sagen, vornehmer) Theologus unserer Kirchen, wie moderat er auch mag gerühmet werden, in scriptis bekannt ist, der so sentiret. Nicht zu gedencken, daß wir durch GOttes Gnade in unserer Evangelischen Lutherischen Kirche dergleichen Exempel von einer also abgefallenen Printzeßin, so viel uns wissend ist, nicht haben, und ob wir schon ein und das andere hätten, würde dem Gewissen damit nicht gerathen, weil alle Exempel den Reguln unterworffen sind, und also in moralibus keine

Durchlaucht aufhalten, unterthäniglich anmeldeten, sind wir zum Theil abgewiesen, zum Theil mit der Antwort abgefertiget etc. Ew. Hoch fürstliche Durchl. als Groß-Herr-Vater hätten alle Macht alleine, und wolten alle besorgete Sünde und Verantwortung auf sich nehmen. Welches alles wir mit jenem Knechte Luc. 14, 21. unsern Herrn, der uns gesandt hat, mit betrübten Hertzen und thränenden Augen geklaget, und ihn um des Willen, der alle unsere Sünde auf sich genommen, gebethen haben, daß er solche in GOttes Wort nicht gegründete, noch von den Aposteln bey Bekehrung der Völcker, wohl aber von Römischen Meß-Priestern und Missionarien frequentirte Praxin und Methode die Protestanten zu ihrer Religion zu bereden, weder Ew. Hochfürstlichen Durchl. noch andern, die etwa auf solchen Trieb-Sand fremder Verantwortunge und menschlicher Meynung bauen möchten, zurechnen, sondern gnädiglich verzeihen, und sie auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist, befestigen wolle! Denn so Petrus die Christen nicht so sehr auf seine Erfahrunge, Offenbar- und Erscheinunge auf dem H. Berge, sondern vielmehr auf das beschriebene Prophetische Wort gebauet hat, sagend: Wir haben ein fester (firmiorem sermonem) Prophetisches Wort, und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, 2. Pet. 1, 9. vielweniger mag man auf jemandes Opinion und Verantwortung, und, wie man sagt, auf eines andern Füssen sicher und feste stehen; da man nicht wissen kan, ob der, wenn gleich dem Scheine nach, heiligster und weisester Theologus werde seelig oder verdammet werden. Daß aber Evangelische und zwar verschiedene vornehme Theologi diese Opinion hegen, es könne eine in Evangelischer Wahrheit aus GOttes Wort gründlich unterrichtete und vor 1 1 / 2 Jahren unter dem Gebet und Anruffung GOttes nach beweglichst abgelegten öffentlichen Glaubens-Bekänntnüß mit vielen Thränen darinne confirmirte Printzeßin ex causis secularibus, salva conscientia aeternaque salute davon zu dem aus GOttes Wort irrig erkannt- und bekannten Pabstthum abtreten, das befremdet uns so vielmehr, als weniger uns noch zur Zeit ein einiger (wollen nicht sagen, vornehmer) Theologus unserer Kirchen, wie moderat er auch mag gerühmet werden, in scriptis bekannt ist, der so sentiret. Nicht zu gedencken, daß wir durch GOttes Gnade in unserer Evangelischen Lutherischen Kirche dergleichen Exempel von einer also abgefallenen Printzeßin, so viel uns wissend ist, nicht haben, und ob wir schon ein und das andere hätten, würde dem Gewissen damit nicht gerathen, weil alle Exempel den Reguln unterworffen sind, und also in moralibus keine

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Durchlaucht aufhalten, unterthäniglich anmeldeten, sind wir zum                      Theil abgewiesen, zum Theil mit der Antwort abgefertiget etc. Ew. Hoch                      fürstliche Durchl. als Groß-Herr-Vater hätten alle Macht alleine, und wolten                      alle besorgete Sünde und Verantwortung auf sich nehmen. Welches alles wir mit                      jenem Knechte Luc. 14, 21. unsern Herrn, der uns gesandt hat, mit betrübten                      Hertzen und thränenden Augen geklaget, und ihn um des Willen, der alle unsere                      Sünde auf sich genommen, gebethen haben, daß er solche in GOttes Wort nicht                      gegründete, noch von den Aposteln bey Bekehrung der Völcker, wohl aber von                      Römischen Meß-Priestern und Missionarien frequentirte Praxin und Methode die                      Protestanten zu ihrer Religion zu bereden, weder Ew. Hochfürstlichen Durchl.                      noch andern, die etwa auf solchen Trieb-Sand fremder Verantwortunge und                      menschlicher Meynung bauen möchten, zurechnen, sondern gnädiglich verzeihen, und                      sie auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist,                      befestigen wolle! Denn so Petrus die Christen nicht so sehr auf seine                      Erfahrunge, Offenbar- und Erscheinunge auf dem H. Berge, sondern vielmehr auf                      das beschriebene Prophetische Wort gebauet hat, sagend: Wir haben ein fester                      (firmiorem sermonem) Prophetisches Wort, und ihr thut wohl, daß ihr darauf                      achtet, 2. Pet. 1, 9. vielweniger mag man auf jemandes Opinion und                      Verantwortung, und, wie man sagt, auf eines andern Füssen sicher und feste                      stehen; da man nicht wissen kan, ob der, wenn gleich dem Scheine nach,                      heiligster und weisester Theologus werde seelig oder verdammet werden. Daß aber                      Evangelische und zwar verschiedene vornehme Theologi diese Opinion hegen, es                      könne eine in Evangelischer Wahrheit aus GOttes Wort gründlich unterrichtete und                      vor 1 1 / 2 Jahren unter dem Gebet und Anruffung GOttes nach beweglichst                      abgelegten öffentlichen Glaubens-Bekänntnüß mit vielen Thränen darinne                      confirmirte Printzeßin ex causis secularibus, salva conscientia aeternaque                      salute davon zu dem aus GOttes Wort irrig erkannt- und bekannten Pabstthum                      abtreten, das befremdet uns so vielmehr, als weniger uns noch zur Zeit ein                      einiger (wollen nicht sagen, vornehmer) Theologus unserer Kirchen, wie moderat                      er auch mag gerühmet werden, in scriptis bekannt ist, der so sentiret. Nicht zu                      gedencken, daß wir durch GOttes Gnade in unserer Evangelischen Lutherischen                      Kirche dergleichen Exempel von einer also abgefallenen Printzeßin, so viel uns                      wissend ist, nicht haben, und ob wir schon ein und das andere hätten, würde dem                      Gewissen damit nicht gerathen, weil alle Exempel den Reguln unterworffen sind,                      und also in moralibus keine
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[108/0116] Durchlaucht aufhalten, unterthäniglich anmeldeten, sind wir zum Theil abgewiesen, zum Theil mit der Antwort abgefertiget etc. Ew. Hoch fürstliche Durchl. als Groß-Herr-Vater hätten alle Macht alleine, und wolten alle besorgete Sünde und Verantwortung auf sich nehmen. Welches alles wir mit jenem Knechte Luc. 14, 21. unsern Herrn, der uns gesandt hat, mit betrübten Hertzen und thränenden Augen geklaget, und ihn um des Willen, der alle unsere Sünde auf sich genommen, gebethen haben, daß er solche in GOttes Wort nicht gegründete, noch von den Aposteln bey Bekehrung der Völcker, wohl aber von Römischen Meß-Priestern und Missionarien frequentirte Praxin und Methode die Protestanten zu ihrer Religion zu bereden, weder Ew. Hochfürstlichen Durchl. noch andern, die etwa auf solchen Trieb-Sand fremder Verantwortunge und menschlicher Meynung bauen möchten, zurechnen, sondern gnädiglich verzeihen, und sie auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist, befestigen wolle! Denn so Petrus die Christen nicht so sehr auf seine Erfahrunge, Offenbar- und Erscheinunge auf dem H. Berge, sondern vielmehr auf das beschriebene Prophetische Wort gebauet hat, sagend: Wir haben ein fester (firmiorem sermonem) Prophetisches Wort, und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, 2. Pet. 1, 9. vielweniger mag man auf jemandes Opinion und Verantwortung, und, wie man sagt, auf eines andern Füssen sicher und feste stehen; da man nicht wissen kan, ob der, wenn gleich dem Scheine nach, heiligster und weisester Theologus werde seelig oder verdammet werden. Daß aber Evangelische und zwar verschiedene vornehme Theologi diese Opinion hegen, es könne eine in Evangelischer Wahrheit aus GOttes Wort gründlich unterrichtete und vor 1 1 / 2 Jahren unter dem Gebet und Anruffung GOttes nach beweglichst abgelegten öffentlichen Glaubens-Bekänntnüß mit vielen Thränen darinne confirmirte Printzeßin ex causis secularibus, salva conscientia aeternaque salute davon zu dem aus GOttes Wort irrig erkannt- und bekannten Pabstthum abtreten, das befremdet uns so vielmehr, als weniger uns noch zur Zeit ein einiger (wollen nicht sagen, vornehmer) Theologus unserer Kirchen, wie moderat er auch mag gerühmet werden, in scriptis bekannt ist, der so sentiret. Nicht zu gedencken, daß wir durch GOttes Gnade in unserer Evangelischen Lutherischen Kirche dergleichen Exempel von einer also abgefallenen Printzeßin, so viel uns wissend ist, nicht haben, und ob wir schon ein und das andere hätten, würde dem Gewissen damit nicht gerathen, weil alle Exempel den Reguln unterworffen sind, und also in moralibus keine

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/116>, abgerufen am 23.11.2024.