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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

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sonst in grossen und volckreichen Städten wohnen will, wornach auch vielen Professoribus ihr Wunsch stehet der muß sich auch angewöhnen, daß er unter hämmern und klopffen ja so wohl, als unter Lauten der Klocken, und unter allerhand andern Tumult auf denen Gassen und Strassen, studiren und meditiren kan. Ist er dazu nicht capable, so muß er sich auch nicht verdriessen lassen, daß ihn Mons. Boileau auslacht, wenn er schon noch so hertzbrechend ausruffet und sich beklaget.

Tout conspire a la fois a troubler mon repos Et je me plains icy du moindre de mes maux. Car a peine les coqs commencant leur ramage, Auront de cris aeigus frappe le voisinage: Qv' un affreux serrurier, qve le Ciel en courroux A fait, pour mes pechez trop voisin de chez nous, A vec un fer maudit, qu' a grand bruit il apprete, De cent coups de marteau me va fendre la tete. J'entens deja par tous les charrettes courir, Les massons travailler, les boutiquess' ouvrir, Tandis, que dans les airs mille cloches emües, D'un funebre concert font retentir les nües, Et se melant au bruit de la grele & des vents, Pour honores les morts, font mourir les vivans. &c.

Zugeschweigen daß das Singen der Nachbar, einen der meditiren will, noch nachdrücklicher daran zu hindern capable ist; als alles hämmern, schlagen, und pochen, und dannenhero auch Rebuffus gemeldet, daß er Vermöge dieses privilegii einen Weber des blossen Singens halber aus seiner Nachbarschafft gebracht. Alleine was die heutige praxin betrifft, wird man schwerlich ein Exempel beybringen können, daß ein Gelehrter auch die Singe Handwercke sub praetextu privilegii ex l. un. Cod. de studiis lieberal. sich von Halse hätte schaffen können, und entsinne ich mich noch, daß als ich in Leipzig mich ad praxin zu bequemen anfieng, damahls ein sehr berühmter JCtus und erfahrner Practicus gegen mich und andre sich beklagte, daß er einen Schuster gegen über wohnen hätte, dessen drey Gesellen, sonderlich des Sommers, wenn sie bey offenen Fenstern von frühe morgends bis Abends mit sehr hellklingenden Stimmen bald geistliche bald weltliche Lieder an-

sonst in grossen und volckreichen Städten wohnen will, wornach auch vielen Professoribus ihr Wunsch stehet der muß sich auch angewöhnen, daß er unter hämmern und klopffen ja so wohl, als unter Lauten der Klocken, und unter allerhand andern Tumult auf denen Gassen und Strassen, studiren und meditiren kan. Ist er dazu nicht capable, so muß er sich auch nicht verdriessen lassen, daß ihn Mons. Boileau auslacht, wenn er schon noch so hertzbrechend ausruffet und sich beklaget.

Tout conspire à la fois à troubler mon repos Et je me plains icy du moindre de mes maux. Car à peine les coqs commencant leur ramage, Auront de cris aîgus frappè le voisinage: Qv’ un affreux serrurier, qve le Ciel en courroux A fait, pour mes pechez trop voisin de chez nous, A vec un fer maudit, qu’ à grand brúit il apprete, De cent coups de marteau me va fendre la tête. J’entens deja par tous les charrettes courir, Les massons travailler, les boutiquess’ ouvrir, Tandis, que dans les airs mille cloches émües, D’un funebre concert font retentir les nües, Et se melant au bruit de la grêle & des vents, Pour honores les morts, font mourir les vivans. &c.

Zugeschweigen daß das Singen der Nachbar, einen der meditiren will, noch nachdrücklicher daran zu hindern capable ist; als alles hämmern, schlagen, und pochen, und dannenhero auch Rebuffus gemeldet, daß er Vermöge dieses privilegii einen Weber des blossen Singens halber aus seiner Nachbarschafft gebracht. Alleine was die heutige praxin betrifft, wird man schwerlich ein Exempel beybringen können, daß ein Gelehrter auch die Singe Handwercke sub praetextu privilegii ex l. un. Cod. de studiis lieberal. sich von Halse hätte schaffen können, und entsinne ich mich noch, daß als ich in Leipzig mich ad praxin zu bequemen anfieng, damahls ein sehr berühmter JCtus und erfahrner Practicus gegen mich und andre sich beklagte, daß er einen Schuster gegen über wohnen hätte, dessen drey Gesellen, sonderlich des Sommers, wenn sie bey offenen Fenstern von frühe morgends bis Abends mit sehr hellklingenden Stimmen bald geistliche bald weltliche Lieder an-

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[364/0370] sonst in grossen und volckreichen Städten wohnen will, wornach auch vielen Professoribus ihr Wunsch stehet der muß sich auch angewöhnen, daß er unter hämmern und klopffen ja so wohl, als unter Lauten der Klocken, und unter allerhand andern Tumult auf denen Gassen und Strassen, studiren und meditiren kan. Ist er dazu nicht capable, so muß er sich auch nicht verdriessen lassen, daß ihn Mons. Boileau auslacht, wenn er schon noch so hertzbrechend ausruffet und sich beklaget. Tout conspire à la fois à troubler mon repos Et je me plains icy du moindre de mes maux. Car à peine les coqs commencant leur ramage, Auront de cris aîgus frappè le voisinage: Qv’ un affreux serrurier, qve le Ciel en courroux A fait, pour mes pechez trop voisin de chez nous, A vec un fer maudit, qu’ à grand brúit il apprete, De cent coups de marteau me va fendre la tête. J’entens deja par tous les charrettes courir, Les massons travailler, les boutiquess’ ouvrir, Tandis, que dans les airs mille cloches émües, D’un funebre concert font retentir les nües, Et se melant au bruit de la grêle & des vents, Pour honores les morts, font mourir les vivans. &c. Zugeschweigen daß das Singen der Nachbar, einen der meditiren will, noch nachdrücklicher daran zu hindern capable ist; als alles hämmern, schlagen, und pochen, und dannenhero auch Rebuffus gemeldet, daß er Vermöge dieses privilegii einen Weber des blossen Singens halber aus seiner Nachbarschafft gebracht. Alleine was die heutige praxin betrifft, wird man schwerlich ein Exempel beybringen können, daß ein Gelehrter auch die Singe Handwercke sub praetextu privilegii ex l. un. Cod. de studiis lieberal. sich von Halse hätte schaffen können, und entsinne ich mich noch, daß als ich in Leipzig mich ad praxin zu bequemen anfieng, damahls ein sehr berühmter JCtus und erfahrner Practicus gegen mich und andre sich beklagte, daß er einen Schuster gegen über wohnen hätte, dessen drey Gesellen, sonderlich des Sommers, wenn sie bey offenen Fenstern von frühe morgends bis Abends mit sehr hellklingenden Stimmen bald geistliche bald weltliche Lieder an-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/370>, abgerufen am 22.11.2024.