Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

er geruffen; als er aber vor das Hauß gekommen, sey nichts zu sehen oder zu hören gewesen. (12) Inquisitin seye einsmahls gegen den Abend unangemeidet in die Mühle gelauffen, habe eine Hand voll Spiltzen aus dem Kasten genommen, worauff sie hinter einen Sack mit Graupen geguckt, und stillschweigends wieder davon gegangen. (13) Der Müllen Buchner und sein Vater hätten den bösen Geist des Nachts vielfältig zur Feueresse hineinfliegen sehen. (14) Das erste mahl als Köhler angefangen, Brandwein zu brennen, wäre Dornheims Katze kommen, und hätte sich auf den Brüheissen Brandweinshut geleget, ob er sie gleich offte davon weggejaget. (15) Inquisitin habe Annen Margarethen Köhlerin an ihrem Kirchgange aus freyen Stucken Butter und ein Ey geschickt, und dabey sagen lassen, sie solte ihr nur für drey Pfennige Heller dafür schicken, so sie auch gethan. Sie, die Köhlerin hätte hernach etwas von der Butter in die Bier-Suppe gethan, worvon A. M. Schleiderin etliche Löffel voll gegessen, worauff ihr aber gantz übel worden, daß sie sich ein gantzes Jahr damit geschleppt. Ihr, der Köhlerin Kind wäre auch fast krum und lahm worden, und hätten alle Leute gesagt, daß das Kin behexet wäre. Endlich sey ein Mann gekommen, der dem Kinde was eingegeben, davon es wieder besser worden. (16) Heinrich Dornheimb hätte sich mit der Inquisitin, seinem Weibe gezanckt, worüber sie in die Kammer gelauffen, und die Thüre mit der Hand ergriffen hätte, da er dann gesagt: An Füssen hastu mich lahm gemacht, wilstu mich auch nun an Händen lahm machen. (17) Inquisitin wäre von freyen Stücken zu C. Bauchmöderin in ihr Hauß mit einem Riemen geräucherten Fleisch gelauffen kommen, und gebeten, ihr solches zu zerhauen, auch nicht eher gehen wollen, biß es geschehen. Kurtz hernach wäre ihrer Tochter ein starck Reissen in Händen und Füssen ankommen daß sie noch damit zu thun hätte. (18) Eben diese Bauchmöderin hätte auch vorhero einige Fußstappfen umb ihren Schweinstall früh Morgends gesehen, so der Inquisitin Fußstapffen gleich gewesen, worauf ihr alsobald drey Schweine gestorben. (19) Schon vor 3. Jahren hätte Inquisitin W. Meuern Steuern gebracht, welche er alleine geleget, da so fort hernach 16. Pfennige dran gefehlet: Er hätte das übrige alsbald der Inquisitin wieder gebracht, die es ihm wieder vollgemacht. (20) Hanß Caspar Möllers Weib sey in der Mühgewesen, und hätte aus einem Sack mit Korn, der unter der Banck gestanden, ein wenig heraus genommen, umb zu sehen, was vor Korn darinnen wäre: Als sie kaum die Hand aus dem Sacke gehabt, wäre

er geruffen; als er aber vor das Hauß gekommen, sey nichts zu sehen oder zu hören gewesen. (12) Inquisitin seye einsmahls gegen den Abend unangemeidet in die Mühle gelauffen, habe eine Hand voll Spiltzen aus dem Kasten genommen, worauff sie hinter einen Sack mit Graupen geguckt, und stillschweigends wieder davon gegangen. (13) Der Müllen Buchner und sein Vater hätten den bösen Geist des Nachts vielfältig zur Feueresse hineinfliegen sehen. (14) Das erste mahl als Köhler angefangen, Brandwein zu brennen, wäre Dornheims Katze kommen, und hätte sich auf den Brüheissen Brandweinshut geleget, ob er sie gleich offte davon weggejaget. (15) Inquisitin habe Annen Margarethen Köhlerin an ihrem Kirchgange aus freyen Stucken Butter und ein Ey geschickt, und dabey sagen lassen, sie solte ihr nur für drey Pfennige Heller dafür schicken, so sie auch gethan. Sie, die Köhlerin hätte hernach etwas von der Butter in die Bier-Suppe gethan, worvon A. M. Schleiderin etliche Löffel voll gegessen, worauff ihr aber gantz übel worden, daß sie sich ein gantzes Jahr damit geschleppt. Ihr, der Köhlerin Kind wäre auch fast krum und lahm worden, und hätten alle Leute gesagt, daß das Kin behexet wäre. Endlich sey ein Mann gekommen, der dem Kinde was eingegeben, davon es wieder besser worden. (16) Heinrich Dornheimb hätte sich mit der Inquisitin, seinem Weibe gezanckt, worüber sie in die Kammer gelauffen, und die Thüre mit der Hand ergriffen hätte, da er dann gesagt: An Füssen hastu mich lahm gemacht, wilstu mich auch nun an Händen lahm machen. (17) Inquisitin wäre von freyen Stücken zu C. Bauchmöderin in ihr Hauß mit einem Riemen geräucherten Fleisch gelauffen kommen, und gebeten, ihr solches zu zerhauen, auch nicht eher gehen wollen, biß es geschehen. Kurtz hernach wäre ihrer Tochter ein starck Reissen in Händen und Füssen ankommen daß sie noch damit zu thun hätte. (18) Eben diese Bauchmöderin hätte auch vorhero einige Fußstappfen umb ihren Schweinstall früh Morgends gesehen, so der Inquisitin Fußstapffen gleich gewesen, worauf ihr alsobald drey Schweine gestorben. (19) Schon vor 3. Jahren hätte Inquisitin W. Meuern Steuern gebracht, welche er alleine geleget, da so fort hernach 16. Pfennige dran gefehlet: Er hätte das übrige alsbald der Inquisitin wieder gebracht, die es ihm wieder vollgemacht. (20) Hanß Caspar Möllers Weib sey in der Mühgewesen, und hätte aus einem Sack mit Korn, der unter der Banck gestanden, ein wenig heraus genommen, umb zu sehen, was vor Korn darinnen wäre: Als sie kaum die Hand aus dem Sacke gehabt, wäre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0231" n="225"/>
er geruffen; als                      er aber vor das Hauß gekommen, sey nichts zu sehen oder zu hören gewesen. (12)                      Inquisitin seye einsmahls gegen den Abend unangemeidet in die Mühle gelauffen,                      habe eine Hand voll Spiltzen aus dem Kasten genommen, worauff sie hinter einen                      Sack mit Graupen geguckt, und stillschweigends wieder davon gegangen. (13) Der                      Müllen Buchner und sein Vater hätten den bösen Geist des Nachts vielfältig zur                      Feueresse hineinfliegen sehen. (14) Das erste mahl als Köhler angefangen,                      Brandwein zu brennen, wäre Dornheims Katze kommen, und hätte sich auf den                      Brüheissen Brandweinshut geleget, ob er sie gleich offte davon weggejaget. (15)                      Inquisitin habe Annen Margarethen Köhlerin an ihrem Kirchgange aus freyen                      Stucken Butter und ein Ey geschickt, und dabey sagen lassen, sie solte ihr nur                      für drey Pfennige Heller dafür schicken, so sie auch gethan. Sie, die Köhlerin                      hätte hernach etwas von der Butter in die Bier-Suppe gethan, worvon A. M.                      Schleiderin etliche Löffel voll gegessen, worauff ihr aber gantz übel worden,                      daß sie sich ein gantzes Jahr damit geschleppt. Ihr, der Köhlerin Kind wäre auch                      fast krum und lahm worden, und hätten alle Leute gesagt, daß das Kin behexet                      wäre. Endlich sey ein Mann gekommen, der dem Kinde was eingegeben, davon es                      wieder besser worden. (16) Heinrich Dornheimb hätte sich mit der Inquisitin,                      seinem Weibe gezanckt, worüber sie in die Kammer gelauffen, und die Thüre mit                      der Hand ergriffen hätte, da er dann gesagt: An Füssen hastu mich lahm gemacht,                      wilstu mich auch nun an Händen lahm machen. (17) Inquisitin wäre von freyen                      Stücken zu C. Bauchmöderin in ihr Hauß mit einem Riemen geräucherten Fleisch                      gelauffen kommen, und gebeten, ihr solches zu zerhauen, auch nicht eher gehen                      wollen, biß es geschehen. Kurtz hernach wäre ihrer Tochter ein starck Reissen in                      Händen und Füssen ankommen daß sie noch damit zu thun hätte. (18) Eben diese                      Bauchmöderin hätte auch vorhero einige Fußstappfen umb ihren Schweinstall früh                      Morgends gesehen, so der Inquisitin Fußstapffen gleich gewesen, worauf ihr                      alsobald drey Schweine gestorben. (19) Schon vor 3. Jahren hätte Inquisitin W.                      Meuern Steuern gebracht, welche er alleine geleget, da so fort hernach 16.                      Pfennige dran gefehlet: Er hätte das übrige alsbald der Inquisitin wieder                      gebracht, die es ihm wieder vollgemacht. (20) Hanß Caspar Möllers Weib sey in                      der Mühgewesen, und hätte aus einem Sack mit Korn, der unter der Banck                      gestanden, ein wenig heraus genommen, umb zu sehen, was vor Korn darinnen wäre:                      Als sie kaum die Hand aus dem Sacke gehabt, wäre
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0231] er geruffen; als er aber vor das Hauß gekommen, sey nichts zu sehen oder zu hören gewesen. (12) Inquisitin seye einsmahls gegen den Abend unangemeidet in die Mühle gelauffen, habe eine Hand voll Spiltzen aus dem Kasten genommen, worauff sie hinter einen Sack mit Graupen geguckt, und stillschweigends wieder davon gegangen. (13) Der Müllen Buchner und sein Vater hätten den bösen Geist des Nachts vielfältig zur Feueresse hineinfliegen sehen. (14) Das erste mahl als Köhler angefangen, Brandwein zu brennen, wäre Dornheims Katze kommen, und hätte sich auf den Brüheissen Brandweinshut geleget, ob er sie gleich offte davon weggejaget. (15) Inquisitin habe Annen Margarethen Köhlerin an ihrem Kirchgange aus freyen Stucken Butter und ein Ey geschickt, und dabey sagen lassen, sie solte ihr nur für drey Pfennige Heller dafür schicken, so sie auch gethan. Sie, die Köhlerin hätte hernach etwas von der Butter in die Bier-Suppe gethan, worvon A. M. Schleiderin etliche Löffel voll gegessen, worauff ihr aber gantz übel worden, daß sie sich ein gantzes Jahr damit geschleppt. Ihr, der Köhlerin Kind wäre auch fast krum und lahm worden, und hätten alle Leute gesagt, daß das Kin behexet wäre. Endlich sey ein Mann gekommen, der dem Kinde was eingegeben, davon es wieder besser worden. (16) Heinrich Dornheimb hätte sich mit der Inquisitin, seinem Weibe gezanckt, worüber sie in die Kammer gelauffen, und die Thüre mit der Hand ergriffen hätte, da er dann gesagt: An Füssen hastu mich lahm gemacht, wilstu mich auch nun an Händen lahm machen. (17) Inquisitin wäre von freyen Stücken zu C. Bauchmöderin in ihr Hauß mit einem Riemen geräucherten Fleisch gelauffen kommen, und gebeten, ihr solches zu zerhauen, auch nicht eher gehen wollen, biß es geschehen. Kurtz hernach wäre ihrer Tochter ein starck Reissen in Händen und Füssen ankommen daß sie noch damit zu thun hätte. (18) Eben diese Bauchmöderin hätte auch vorhero einige Fußstappfen umb ihren Schweinstall früh Morgends gesehen, so der Inquisitin Fußstapffen gleich gewesen, worauf ihr alsobald drey Schweine gestorben. (19) Schon vor 3. Jahren hätte Inquisitin W. Meuern Steuern gebracht, welche er alleine geleget, da so fort hernach 16. Pfennige dran gefehlet: Er hätte das übrige alsbald der Inquisitin wieder gebracht, die es ihm wieder vollgemacht. (20) Hanß Caspar Möllers Weib sey in der Mühgewesen, und hätte aus einem Sack mit Korn, der unter der Banck gestanden, ein wenig heraus genommen, umb zu sehen, was vor Korn darinnen wäre: Als sie kaum die Hand aus dem Sacke gehabt, wäre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/231
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/231>, abgerufen am 03.05.2024.