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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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gegangen; Inquisit berichtet, dabey, daß die Weibsstücken denen Schülern unter Augen gesagt, als wenn selbige, die Schüler nemlich, sie angefallen, ihnen in Busen gegriffen, und einer die eine gar daniedergerissen, der eine Schüler hätte darauf geantwortet, ich bin nicht Ursache dran, mein Cammerade hat es gethan. Inquisit wurde auch mit den Stadt-Knechten hinüber aufs Rathhauß in Verwahrung gebracht.

Christophs dritte Verhör.

§. IIX Den 24. Julii wurde Christoph zum dritten mahl fol. 30. seq. actorum und zwar nach vorhergehender Bedrohung der Marter auf die abgeleugneten Artickel vernommen.

Christoph wurde vom Rathhause aus dem Gefängnisse aufs Thal-Hauß gebracht, und befragt, ob er das, was er gestern gefragt worden, aber verneinet hätte / nunmehro gestehen wolte, wiedriges falls würde man ihn morgen dem Urthel gemäß dem Scharfrichter übergeben, wolte er sich in solch Unglück begeben, hätte er sichs selber beyzumessen, jetzo solte er nochmahls zum Uberfluß auf die Articul, so er gestern verneinet, befraget werden, und antworten; so auch wie folget geschehen. ad 7. S. Er kennete sie nicht, wenn es gleich sein Leben kosten solte. ad 8. S. Er hielte es vor ein paar 100. Schritte, der Augenschein müste es geben. ad 12. S. Er hätte es nicht anders verstanden, als das sie geruffen umb Christus GOttes willen. ad 14. S. Ein paar Ohrfeigen möchte er ihnen wohl geben haben. ad 15 S. Nein. ad 16. S. Nein, was er nicht gethan, könte er nicht gestehen. ad 17. S. Nein, sondern die Weibsstücken hätten solche von der Erde aufgenommen, Georg hätte dem einem Weibsstücke einen Mantel abgenommen und den Schülern gegeben, die aber dennoch demselben solchen wieder abgenommen. ad 18. S. Ja, die Schüler aber hätten übel gethan, daß ihnen die Sachen genommen worden, darüber er nebst Georgen und dem Holtzwächter denen Weibs-Bildern nachgangen, und solche ihnen wieder abnehmen wollen, auf der hohen Brücke am Creutze wären die Weibs-Bilder ihnen wieder entgegen kommen, die Sachen aber nicht bey sich gehabt, und gesaget, sie gäben die Sachen nicht wieder, biß die Schüler kämen und sie bey der Obrigkeit verklageten, sie blieben in Passendorf, die Schüler hätten sie nothzüchtigen wollen, die Schüler so dabey gewesen, hätten sich selber gekiffen, und einer es immer auf den andern geschoben, die Weisstücken angegriffen zu haben, die eine Weibs Persohn wäre unter dem Angesicht zukratzet und ihr die Haube und Halßtuch abgerissen gewesen, die Weibs-Persohnen hätten auch gesaget, daß die Schüler sie oben und unten begriffen, und gar niedergerissen, welches der Holtzwächter mit angehöret, die Weibsstücken wären wieder zurück nach Passendorff gegangen. Vorhero ehe sie auf die hohe Brücke kommen, wäre Herr D. N. reitend ihnen begegnet, den hätten sie gefragt, ob ihme 2. Weibs-Persohnen begegnet, die denen Schülern die Mäntel und

gegangen; Inquisit berichtet, dabey, daß die Weibsstücken denen Schülern unter Augen gesagt, als wenn selbige, die Schüler nemlich, sie angefallen, ihnen in Busen gegriffen, und einer die eine gar daniedergerissen, der eine Schüler hätte darauf geantwortet, ich bin nicht Ursache dran, mein Cammerade hat es gethan. Inquisit wurde auch mit den Stadt-Knechten hinüber aufs Rathhauß in Verwahrung gebracht.

Christophs dritte Verhör.

§. IIX Den 24. Julii wurde Christoph zum dritten mahl fol. 30. seq. actorum und zwar nach vorhergehender Bedrohung der Marter auf die abgeleugneten Artickel vernommen.

Christoph wurde vom Rathhause aus dem Gefängnisse aufs Thal-Hauß gebracht, und befragt, ob er das, was er gestern gefragt worden, aber verneinet hätte / nunmehro gestehen wolte, wiedriges falls würde man ihn morgen dem Urthel gemäß dem Scharfrichter übergeben, wolte er sich in solch Unglück begeben, hätte er sichs selber beyzumessen, jetzo solte er nochmahls zum Uberfluß auf die Articul, so er gestern verneinet, befraget werden, und antworten; so auch wie folget geschehen. ad 7. S. Er kennete sie nicht, wenn es gleich sein Leben kosten solte. ad 8. S. Er hielte es vor ein paar 100. Schritte, der Augenschein müste es geben. ad 12. S. Er hätte es nicht anders verstanden, als das sie geruffen umb Christus GOttes willen. ad 14. S. Ein paar Ohrfeigen möchte er ihnen wohl geben haben. ad 15 S. Nein. ad 16. S. Nein, was er nicht gethan, könte er nicht gestehen. ad 17. S. Nein, sondern die Weibsstücken hätten solche von der Erde aufgenommen, Georg hätte dem einem Weibsstücke einen Mantel abgenommen und den Schülern gegeben, die aber dennoch demselben solchen wieder abgenommen. ad 18. S. Ja, die Schüler aber hätten übel gethan, daß ihnen die Sachen genommen worden, darüber er nebst Georgen und dem Holtzwächter denen Weibs-Bildern nachgangen, und solche ihnen wieder abnehmen wollen, auf der hohen Brücke am Creutze wären die Weibs-Bilder ihnen wieder entgegen kommen, die Sachen aber nicht bey sich gehabt, und gesaget, sie gäben die Sachen nicht wieder, biß die Schüler kämen und sie bey der Obrigkeit verklageten, sie blieben in Passendorf, die Schüler hätten sie nothzüchtigen wollen, die Schüler so dabey gewesen, hätten sich selber gekiffen, und einer es immer auf den andern geschoben, die Weisstücken angegriffen zu haben, die eine Weibs Persohn wäre unter dem Angesicht zukratzet und ihr die Haube und Halßtuch abgerissen gewesen, die Weibs-Persohnen hätten auch gesaget, daß die Schüler sie oben und unten begriffen, und gar niedergerissen, welches der Holtzwächter mit angehöret, die Weibsstücken wären wieder zurück nach Passendorff gegangen. Vorhero ehe sie auf die hohe Brücke kommen, wäre Herr D. N. reitend ihnen begegnet, den hätten sie gefragt, ob ihme 2. Weibs-Persohnen begegnet, die denen Schülern die Mäntel und

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[46/0054] gegangen; Inquisit berichtet, dabey, daß die Weibsstücken denen Schülern unter Augen gesagt, als wenn selbige, die Schüler nemlich, sie angefallen, ihnen in Busen gegriffen, und einer die eine gar daniedergerissen, der eine Schüler hätte darauf geantwortet, ich bin nicht Ursache dran, mein Cammerade hat es gethan. Inquisit wurde auch mit den Stadt-Knechten hinüber aufs Rathhauß in Verwahrung gebracht. §. IIX Den 24. Julii wurde Christoph zum dritten mahl fol. 30. seq. actorum und zwar nach vorhergehender Bedrohung der Marter auf die abgeleugneten Artickel vernommen. Christoph wurde vom Rathhause aus dem Gefängnisse aufs Thal-Hauß gebracht, und befragt, ob er das, was er gestern gefragt worden, aber verneinet hätte / nunmehro gestehen wolte, wiedriges falls würde man ihn morgen dem Urthel gemäß dem Scharfrichter übergeben, wolte er sich in solch Unglück begeben, hätte er sichs selber beyzumessen, jetzo solte er nochmahls zum Uberfluß auf die Articul, so er gestern verneinet, befraget werden, und antworten; so auch wie folget geschehen. ad 7. S. Er kennete sie nicht, wenn es gleich sein Leben kosten solte. ad 8. S. Er hielte es vor ein paar 100. Schritte, der Augenschein müste es geben. ad 12. S. Er hätte es nicht anders verstanden, als das sie geruffen umb Christus GOttes willen. ad 14. S. Ein paar Ohrfeigen möchte er ihnen wohl geben haben. ad 15 S. Nein. ad 16. S. Nein, was er nicht gethan, könte er nicht gestehen. ad 17. S. Nein, sondern die Weibsstücken hätten solche von der Erde aufgenommen, Georg hätte dem einem Weibsstücke einen Mantel abgenommen und den Schülern gegeben, die aber dennoch demselben solchen wieder abgenommen. ad 18. S. Ja, die Schüler aber hätten übel gethan, daß ihnen die Sachen genommen worden, darüber er nebst Georgen und dem Holtzwächter denen Weibs-Bildern nachgangen, und solche ihnen wieder abnehmen wollen, auf der hohen Brücke am Creutze wären die Weibs-Bilder ihnen wieder entgegen kommen, die Sachen aber nicht bey sich gehabt, und gesaget, sie gäben die Sachen nicht wieder, biß die Schüler kämen und sie bey der Obrigkeit verklageten, sie blieben in Passendorf, die Schüler hätten sie nothzüchtigen wollen, die Schüler so dabey gewesen, hätten sich selber gekiffen, und einer es immer auf den andern geschoben, die Weisstücken angegriffen zu haben, die eine Weibs Persohn wäre unter dem Angesicht zukratzet und ihr die Haube und Halßtuch abgerissen gewesen, die Weibs-Persohnen hätten auch gesaget, daß die Schüler sie oben und unten begriffen, und gar niedergerissen, welches der Holtzwächter mit angehöret, die Weibsstücken wären wieder zurück nach Passendorff gegangen. Vorhero ehe sie auf die hohe Brücke kommen, wäre Herr D. N. reitend ihnen begegnet, den hätten sie gefragt, ob ihme 2. Weibs-Persohnen begegnet, die denen Schülern die Mäntel und

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/54>, abgerufen am 22.11.2024.