Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.gehen / und noch zur Zeit nicht mercket, daß man sie schändlich betrieget. Es möchten aber die Betrüger und Verräther (Sinones illi. Siehe die Lexica voce Sinon) die an diesem Betrug Ursache sind, sie seyn nun, wer sie wollen, nur zusehen, wie sie dem allgewaltigen GOtt dermahleins schwehre Rechenschafft werden geben müssen, daß sie den allerbesten, und der sehr reinen Lutherischen Bekänntniß recht gottesfürchtig zugethanen Herrn auf die Abwege der Sacramentirischen Ketzerey zu verleiten, und bey der gefährlichsten Zeit Oehl ins Feuer zu giessen / das ist, die Kirchen des berühmten Brandenburgischen Chur-Fürstenthums in ihrer Ruhe zu stören sich unterfangen. Zum wenigsten wird GOtt, ob er schon ietzo mit verschlossenen Augen dieses zuzugeben, und der Sacramentirischen Freyheit ihren Willen zu lassen scheinet, seine Kirche gewiß nicht verlassen, sondern vielmehr einmahl zu seiner Zeit, und ehe man es sich versieher, sich seiner eigenen Sache kräfftig annehmen, dero Feinde, und wenn sie noch tausendmahl listiger als der Trojanische Sinon wären, stürtzen und zu schanden machen / und seinem Volck und seiner ([fremdsprachliches Material] Lutherischen und auf die formulam Concordiae geschwornen) Kirche die allererwünschsie Erlösung wiederfahren lassen. Eine jede fromme Seele sage hierzu: Amen, Urtheil von Huttero und seiner bemmelichen Einfalt.das ist, es werde wahr. Ich habe mit Fleiß diesen Ort umbständlich anführen wollen, daß ein jeder unpartheyischer des ehrlichen Manns Genie als in einem Spiegel darinnen ersehen möge, und daß er zwar ein ernsthaffter Eyfferer über seine Religion, und ein Ertz-Feind der Reformirten gewesen, aber dabey nicht ein Krümgen eines vernünfftigen Urtheils besessen. Hätte man wohl was absurders erdencken können, als daß er dem Chur-Fürsten zugleich einen Fuchß-Schwantz streichen, und doch zugleich bey seines gleichen Ketzermachern Danck verdienen will? Könte die Fuchs-Schwäntzerey wohl einfältiger seyn, als wenn er den Churfürsten als einen sehr einfältigen und beynahe tummen Herrn beschreibet, der auch bey seinem Abtritt zur Reformirten Religion nicht gewust, was er thäte, und gemeinet hätte, er wäre nach wie vor Lutherisch; Kunte er nicht leichte begreiffen, daß die Reformirten Theologi eben das darauf antworten würden, was die Lutheraner würden geantwortet haben, wenn jemand von den Reformirten einen Lutherischen, aber die Reformirten drückenden Fürsten, z. E. Chur-Fürst Augustum zu Sachsen auf solche Weise gelobet hätte? Begriffe er denn nicht, daß das gehen / und noch zur Zeit nicht mercket, daß man sie schändlich betrieget. Es möchten aber die Betrüger und Verräther (Sinones illi. Siehe die Lexica voce Sinon) die an diesem Betrug Ursache sind, sie seyn nun, wer sie wollen, nur zusehen, wie sie dem allgewaltigen GOtt dermahleins schwehre Rechenschafft werden geben müssen, daß sie den allerbesten, und der sehr reinen Lutherischen Bekänntniß recht gottesfürchtig zugethanen Herrn auf die Abwege der Sacramentirischen Ketzerey zu verleiten, und bey der gefährlichsten Zeit Oehl ins Feuer zu giessen / das ist, die Kirchen des berühmten Brandenburgischen Chur-Fürstenthums in ihrer Ruhe zu stören sich unterfangen. Zum wenigsten wird GOtt, ob er schon ietzo mit verschlossenen Augen dieses zuzugeben, und der Sacramentirischen Freyheit ihren Willen zu lassen scheinet, seine Kirche gewiß nicht verlassen, sondern vielmehr einmahl zu seiner Zeit, und ehe man es sich versieher, sich seiner eigenen Sache kräfftig annehmen, dero Feinde, und wenn sie noch tausendmahl listiger als der Trojanische Sinon wären, stürtzen und zu schanden machen / und seinem Volck und seiner ([fremdsprachliches Material] Lutherischen und auf die formulam Concordiae geschwornen) Kirche die allererwünschsie Erlösung wiederfahren lassen. Eine jede fromme Seele sage hierzu: Amen, Urtheil von Huttero und seiner bemmelichen Einfalt.das ist, es werde wahr. Ich habe mit Fleiß diesen Ort umbständlich anführen wollen, daß ein jeder unpartheyischer des ehrlichen Manns Genie als in einem Spiegel darinnen ersehen möge, und daß er zwar ein ernsthaffter Eyfferer über seine Religion, und ein Ertz-Feind der Reformirten gewesen, aber dabey nicht ein Krümgen eines vernünfftigen Urtheils besessen. Hätte man wohl was absurders erdencken können, als daß er dem Chur-Fürsten zugleich einen Fuchß-Schwantz streichen, und doch zugleich bey seines gleichen Ketzermachern Danck verdienen will? Könte die Fuchs-Schwäntzerey wohl einfältiger seyn, als wenn er den Churfürsten als einen sehr einfältigen und beynahe tummen Herrn beschreibet, der auch bey seinem Abtritt zur Reformirten Religion nicht gewust, was er thäte, und gemeinet hätte, er wäre nach wie vor Lutherisch; Kunte er nicht leichte begreiffen, daß die Reformirten Theologi eben das darauf antworten würden, was die Lutheraner würden geantwortet haben, wenn jemand von den Reformirten einen Lutherischen, aber die Reformirten drückenden Fürsten, z. E. Chur-Fürst Augustum zu Sachsen auf solche Weise gelobet hätte? Begriffe er denn nicht, daß das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0250" n="242"/> gehen / und noch zur Zeit nicht mercket, daß man sie schändlich betrieget. Es möchten aber die Betrüger und Verräther (Sinones illi. Siehe die Lexica voce Sinon) die an diesem Betrug Ursache sind, sie seyn nun, wer sie wollen, nur zusehen, wie sie dem allgewaltigen GOtt dermahleins schwehre Rechenschafft werden geben müssen, daß sie den allerbesten, und der sehr reinen Lutherischen Bekänntniß recht gottesfürchtig zugethanen Herrn auf die Abwege der Sacramentirischen Ketzerey zu verleiten, und bey der gefährlichsten Zeit Oehl ins Feuer zu giessen / das ist, die Kirchen des berühmten Brandenburgischen Chur-Fürstenthums in ihrer Ruhe zu stören sich unterfangen. Zum wenigsten wird GOtt, ob er schon ietzo mit verschlossenen Augen dieses zuzugeben, und der Sacramentirischen Freyheit ihren Willen zu lassen scheinet, seine Kirche gewiß nicht verlassen, sondern vielmehr einmahl zu seiner Zeit, und ehe man es sich versieher, sich seiner eigenen Sache kräfftig annehmen, dero Feinde, und wenn sie noch tausendmahl listiger als der Trojanische <hi rendition="#i">Sinon</hi> wären, stürtzen und zu schanden machen / und seinem Volck und seiner (<foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> Lutherischen und auf die formulam Concordiae geschwornen) Kirche die allererwünschsie Erlösung wiederfahren lassen. Eine jede fromme Seele sage hierzu: Amen, <note place="left">Urtheil von <hi rendition="#i">Huttero</hi> und seiner bemmelichen Einfalt.</note>das ist, es werde wahr. Ich habe mit Fleiß diesen Ort umbständlich anführen wollen, daß ein jeder unpartheyischer des ehrlichen Manns Genie als in einem Spiegel darinnen ersehen möge, und daß er zwar ein ernsthaffter Eyfferer über seine Religion, und ein Ertz-Feind der Reformirten gewesen, aber dabey nicht ein Krümgen eines vernünfftigen Urtheils besessen. Hätte man wohl was absurders erdencken können, als daß er dem Chur-Fürsten zugleich einen Fuchß-Schwantz streichen, und doch zugleich bey seines gleichen Ketzermachern Danck verdienen will? Könte die Fuchs-Schwäntzerey wohl einfältiger seyn, als wenn er den Churfürsten als einen sehr einfältigen und beynahe tummen Herrn beschreibet, der auch bey seinem Abtritt zur Reformirten Religion nicht gewust, was er thäte, und gemeinet hätte, er wäre nach wie vor Lutherisch; Kunte er nicht leichte begreiffen, daß die Reformirten Theologi eben das darauf antworten würden, was die Lutheraner würden geantwortet haben, wenn jemand von den Reformirten einen Lutherischen, aber die Reformirten drückenden Fürsten, z. E. Chur-Fürst Augustum zu Sachsen auf solche Weise gelobet hätte? Begriffe er denn nicht, daß das </p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0250]
gehen / und noch zur Zeit nicht mercket, daß man sie schändlich betrieget. Es möchten aber die Betrüger und Verräther (Sinones illi. Siehe die Lexica voce Sinon) die an diesem Betrug Ursache sind, sie seyn nun, wer sie wollen, nur zusehen, wie sie dem allgewaltigen GOtt dermahleins schwehre Rechenschafft werden geben müssen, daß sie den allerbesten, und der sehr reinen Lutherischen Bekänntniß recht gottesfürchtig zugethanen Herrn auf die Abwege der Sacramentirischen Ketzerey zu verleiten, und bey der gefährlichsten Zeit Oehl ins Feuer zu giessen / das ist, die Kirchen des berühmten Brandenburgischen Chur-Fürstenthums in ihrer Ruhe zu stören sich unterfangen. Zum wenigsten wird GOtt, ob er schon ietzo mit verschlossenen Augen dieses zuzugeben, und der Sacramentirischen Freyheit ihren Willen zu lassen scheinet, seine Kirche gewiß nicht verlassen, sondern vielmehr einmahl zu seiner Zeit, und ehe man es sich versieher, sich seiner eigenen Sache kräfftig annehmen, dero Feinde, und wenn sie noch tausendmahl listiger als der Trojanische Sinon wären, stürtzen und zu schanden machen / und seinem Volck und seiner (_ Lutherischen und auf die formulam Concordiae geschwornen) Kirche die allererwünschsie Erlösung wiederfahren lassen. Eine jede fromme Seele sage hierzu: Amen, das ist, es werde wahr. Ich habe mit Fleiß diesen Ort umbständlich anführen wollen, daß ein jeder unpartheyischer des ehrlichen Manns Genie als in einem Spiegel darinnen ersehen möge, und daß er zwar ein ernsthaffter Eyfferer über seine Religion, und ein Ertz-Feind der Reformirten gewesen, aber dabey nicht ein Krümgen eines vernünfftigen Urtheils besessen. Hätte man wohl was absurders erdencken können, als daß er dem Chur-Fürsten zugleich einen Fuchß-Schwantz streichen, und doch zugleich bey seines gleichen Ketzermachern Danck verdienen will? Könte die Fuchs-Schwäntzerey wohl einfältiger seyn, als wenn er den Churfürsten als einen sehr einfältigen und beynahe tummen Herrn beschreibet, der auch bey seinem Abtritt zur Reformirten Religion nicht gewust, was er thäte, und gemeinet hätte, er wäre nach wie vor Lutherisch; Kunte er nicht leichte begreiffen, daß die Reformirten Theologi eben das darauf antworten würden, was die Lutheraner würden geantwortet haben, wenn jemand von den Reformirten einen Lutherischen, aber die Reformirten drückenden Fürsten, z. E. Chur-Fürst Augustum zu Sachsen auf solche Weise gelobet hätte? Begriffe er denn nicht, daß das
Urtheil von Huttero und seiner bemmelichen Einfalt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |