Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.22. Ich lasse keine Furcht: sich zu der Lieb gesellen. Die Liebe mit der Furcht: stimmt gar nicht überein. Wo ich GOtt fürchten soll: muß ich das Zeugniß fällen, Das was unendlich ist: beleidiget kan seyn. Weil aber sich an GOtt, kein Mensche kan vergreiffen: Warum soll sich ein Mensch mit Furchten überhäuffen? 23. Die Ehr begleit die Lieb; ich ehr GOtt in drey Stücken: Durch die Bewunderung: wann ich sein Werck betracht. Durch dancken: daß er mich, mit Seegen will beglücken. Durch Unterthänigkeit: die ich mein Pflicht-Theil acht. GOtt ist mein HErr: ich Knecht! sein Wollen ist mein Willen. Sein Rathschluß ein Geboth: die muß ich recht erfüllen. 24. Doch dieser Gottesdienst: bleibt innerlich im Hertzen. Vernunfft regieret ihn, durch Warheit und im Geist. Kein Kühn-Rauch fremder Hand: muß selbigen anschwärtzen. Ich halte das für wahr: was die Vernunfft mich heißt; Die heißt mich: daß ich soll mich niemahls darnach richten: Was andere von GOtt und seinem Wort, erdichten. 25. Doch weil zugleich ich bin, in derer Sclaven Orden: Der von dem Wincken ab-der Souverainen hängt: Ist derer Glaube, mir zu einem Nord-Stern worden: Nach welchem äusserlich, mein Glaubens-Schiff sich lenckt. Ich glaub das: was mein Fürst; und suche abzuwarten, Der Kirche Gottesdienst: nach aller Völcker Arten 26. Durch diese Sätze nun: weil ich sie frey entdecket; Obwohl sie sind gegründt, in der Vernunfft und Schrifft; Hab ich die Prediger, zum Zorne auffgewecket; Ihr Auge: Mund: und Hertz: sind wieder mich vergifft. Ihr Ausspruch geht dahin: daß ich durch diese Sätze: Den Bau der Christenheit, biß auff den Grund verletze.
22. Ich lasse keine Furcht: sich zu der Lieb gesellen. Die Liebe mit der Furcht: stimmt gar nicht überein. Wo ich GOtt fürchten soll: muß ich das Zeugniß fällen, Das was unendlich ist: beleidiget kan seyn. Weil aber sich an GOtt, kein Mensche kan vergreiffen: Warum soll sich ein Mensch mit Furchten überhäuffen? 23. Die Ehr begleit die Lieb; ich ehr GOtt in drey Stücken: Durch die Bewunderung: wann ich sein Werck betracht. Durch dancken: daß er mich, mit Seegen will beglücken. Durch Unterthänigkeit: die ich mein Pflicht-Theil acht. GOtt ist mein HErr: ich Knecht! sein Wollen ist mein Willen. Sein Rathschluß ein Geboth: die muß ich recht erfüllen. 24. Doch dieser Gottesdienst: bleibt innerlich im Hertzen. Vernunfft regieret ihn, durch Warheit und im Geist. Kein Kühn-Rauch fremder Hand: muß selbigen anschwärtzen. Ich halte das für wahr: was die Vernunfft mich heißt; Die heißt mich: daß ich soll mich niemahls darnach richten: Was andere von GOtt und seinem Wort, erdichten. 25. Doch weil zugleich ich bin, in derer Sclaven Orden: Der von dem Wincken ab-der Souverainen hängt: Ist derer Glaube, mir zu einem Nord-Stern worden: Nach welchem äusserlich, mein Glaubens-Schiff sich lenckt. Ich glaub das: was mein Fürst; und suche abzuwarten, Der Kirche Gottesdienst: nach aller Völcker Arten 26. Durch diese Sätze nun: weil ich sie frey entdecket; Obwohl sie sind gegründt, in der Vernunfft und Schrifft; Hab ich die Prediger, zum Zorne auffgewecket; Ihr Auge: Mund: und Hertz: sind wieder mich vergifft. Ihr Ausspruch geht dahin: daß ich durch diese Sätze: Den Bau der Christenheit, biß auff den Grund verletze.
<TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0334" n="318"/> </div> <div> <head>22.</head><lb/> <l>Ich lasse keine Furcht: sich zu der Lieb gesellen. Die Liebe mit der Furcht: stimmt gar nicht überein. Wo ich GOtt fürchten soll: muß ich das Zeugniß fällen, Das was unendlich ist: beleidiget kan seyn. Weil aber sich an GOtt, kein Mensche kan vergreiffen: Warum soll sich ein Mensch mit Furchten überhäuffen?</l> </div> <div> <head>23.</head><lb/> <l>Die Ehr begleit die Lieb; ich ehr GOtt in drey Stücken: Durch die Bewunderung: wann ich sein Werck betracht. Durch dancken: daß er mich, mit Seegen will beglücken. Durch Unterthänigkeit: die ich mein Pflicht-Theil acht. GOtt ist mein HErr: ich Knecht! sein Wollen ist mein Willen. Sein Rathschluß ein Geboth: die muß ich recht erfüllen.</l> </div> <div> <head>24.</head><lb/> <l>Doch dieser Gottesdienst: bleibt innerlich im Hertzen. Vernunfft regieret ihn, durch Warheit und im Geist. Kein Kühn-Rauch fremder Hand: muß selbigen anschwärtzen. Ich halte das für wahr: was die Vernunfft mich heißt; Die heißt mich: daß ich soll mich niemahls darnach richten: Was andere von GOtt und seinem Wort, erdichten.</l> </div> <div> <head>25.</head><lb/> <l>Doch weil zugleich ich bin, in derer Sclaven Orden: Der von dem Wincken ab-der Souverainen hängt: Ist derer Glaube, mir zu einem Nord-Stern worden: Nach welchem äusserlich, mein Glaubens-Schiff sich lenckt. Ich glaub das: was mein Fürst; und suche abzuwarten, Der Kirche Gottesdienst: nach aller Völcker Arten</l> </div> <div> <head>26.</head><lb/> <l>Durch diese Sätze nun: weil ich sie frey entdecket; Obwohl sie sind gegründt, in der Vernunfft und Schrifft; Hab ich die Prediger, zum Zorne auffgewecket; Ihr Auge: Mund: und Hertz: sind wieder mich vergifft. Ihr Ausspruch geht dahin: daß ich durch diese Sätze: Den Bau der Christenheit, biß auff den Grund verletze.</l> </div> </body> </text> </TEI> [318/0334]
22.
Ich lasse keine Furcht: sich zu der Lieb gesellen. Die Liebe mit der Furcht: stimmt gar nicht überein. Wo ich GOtt fürchten soll: muß ich das Zeugniß fällen, Das was unendlich ist: beleidiget kan seyn. Weil aber sich an GOtt, kein Mensche kan vergreiffen: Warum soll sich ein Mensch mit Furchten überhäuffen? 23.
Die Ehr begleit die Lieb; ich ehr GOtt in drey Stücken: Durch die Bewunderung: wann ich sein Werck betracht. Durch dancken: daß er mich, mit Seegen will beglücken. Durch Unterthänigkeit: die ich mein Pflicht-Theil acht. GOtt ist mein HErr: ich Knecht! sein Wollen ist mein Willen. Sein Rathschluß ein Geboth: die muß ich recht erfüllen. 24.
Doch dieser Gottesdienst: bleibt innerlich im Hertzen. Vernunfft regieret ihn, durch Warheit und im Geist. Kein Kühn-Rauch fremder Hand: muß selbigen anschwärtzen. Ich halte das für wahr: was die Vernunfft mich heißt; Die heißt mich: daß ich soll mich niemahls darnach richten: Was andere von GOtt und seinem Wort, erdichten. 25.
Doch weil zugleich ich bin, in derer Sclaven Orden: Der von dem Wincken ab-der Souverainen hängt: Ist derer Glaube, mir zu einem Nord-Stern worden: Nach welchem äusserlich, mein Glaubens-Schiff sich lenckt. Ich glaub das: was mein Fürst; und suche abzuwarten, Der Kirche Gottesdienst: nach aller Völcker Arten 26.
Durch diese Sätze nun: weil ich sie frey entdecket; Obwohl sie sind gegründt, in der Vernunfft und Schrifft; Hab ich die Prediger, zum Zorne auffgewecket; Ihr Auge: Mund: und Hertz: sind wieder mich vergifft. Ihr Ausspruch geht dahin: daß ich durch diese Sätze: Den Bau der Christenheit, biß auff den Grund verletze.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI.
(2012-11-23T14:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-23T14:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |