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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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aus dem jure divino der heil. Schrifft.Gesetz Christi erfüllen. So aber sich iemand lässet düncken, er sey etwas, so er doch nichts ist, der betreuget sich selbst. Ein ieglicher aber prüfe sein selbst Werck: und alsdann wird er an ihm selbst Ruhm haben, und nicht an einem andern. Denn ein ieglicher wird seine Last tragen; und in einer andern Epistel heisset es: affterredet nicht unter einander lieben Brüder! wer seinem Bruder affterredet und urtheilet seinen Bruder: der affterredet dem Gesetz und urtheilet das Gesetz. Urtheilest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Thäter des Gesetzes: sondern ein Richter. Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kan seelig machen und verdammen. Wer bist du, der du einen andern urtheilest:

36. Die andre ex jure publico aus einem ungenanten Autore.

Das Jus Publicum aber: daß mit der Feder eines fürtreflichen Commentatoris ad J. P. schreibe; lehret: quod merito cuique licere debeat de se statuere, qua potissimum ratione privatim & sine strepitu, Nos Deum, nobis propitium & placabilem facere possimus. Haec enim seueritas & Tyrannis in Conscientias aliorum, qua Pontificii utuntur, qui cogitatorum etiam poenas luere volunt, quos fortasse deprehendunt diversis, nec suae Religioni congruis opinionibus imbutos; certissimum est signum, timere Clerum suis rebus, ne imposturae male satis tectae, tandem deprehendantur novaturientium audacia, quam ideo Igne, Laqueo, Culeo, & atrocibus aliis suppliciis, reprimere necesse habent. Quod si haec imitamur Protestantes aliquando mitioribus remediis, veluti exilio, fustigatione, censura Ecclesiastica & similibus, haud existimare nos oportet, ita recte & ex ordine a nobis fieri. Saltem enim gradu aliquo peccamus mitius: culpa omni non vacabimus. Qui enim soli Deo, de side sua rationem reddere debent, in eos, eam ob rem, nulla apud nos est justa animadversio; modo sibi de coetero a seductione & motibus temperent, in quibus deprehensi, non ex causa religonis puniuntur sed more seditiosorum.

37. Die er allen seinen Wiedersachern zur Prüfung recommendiret /

Diese zwo merckwürdige Stellungen nun: wie eines theils sie zur solidern Löhtung und Bewährung Deductionis Innocentiae meae: daß sie mit der Vernunfft, der Schrifft und den Rechten einstimme: angeführet; so werden andern theils, sie zwo Probir Steine abgeben: an welchen meine geistliche und weltliche Ankläger und Richter, ihre admirable Conduite, die auff den Cantzeln: in den Raths- und Gerichts-Stuben: in den Predigten: Urtheilungen und Sententioniten: in regard meiner Person und meines Büchleins, sie temoigniret; anstreichen, prüfen:

aus dem jure divino der heil. Schrifft.Gesetz Christi erfüllen. So aber sich iemand lässet düncken, er sey etwas, so er doch nichts ist, der betreuget sich selbst. Ein ieglicher aber prüfe sein selbst Werck: und alsdann wird er an ihm selbst Ruhm haben, und nicht an einem andern. Denn ein ieglicher wird seine Last tragen; und in einer andern Epistel heisset es: affterredet nicht unter einander lieben Brüder! wer seinem Bruder affterredet und urtheilet seinen Bruder: der affterredet dem Gesetz und urtheilet das Gesetz. Urtheilest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Thäter des Gesetzes: sondern ein Richter. Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kan seelig machen und verdammen. Wer bist du, der du einen andern urtheilest:

36. Die andre ex jure publico aus einem ungenanten Autore.

Das Jus Publicum aber: daß mit der Feder eines fürtreflichen Commentatoris ad J. P. schreibe; lehret: quod merito cuique licere debeat de se statuere, qua potissimum ratione privatim & sine strepitu, Nos Deum, nobis propitium & placabilem facere possimus. Haec enim seueritas & Tyrannis in Conscientias aliorum, qua Pontificii utuntur, qui cogitatorum etiam poenas luere volunt, quos fortasse deprehendunt diversis, nec suae Religioni congruis opinionibus imbutos; certissimum est signum, timere Clerum suis rebus, ne imposturae male satis tectae, tandem deprehendantur novaturientium audacia, quam ideo Igne, Laqueo, Culeo, & atrocibus aliis suppliciis, reprimere necesse habent. Quod si haec imitamur Protestantes aliquando mitioribus remediis, veluti exilio, fustigatione, censura Ecclesiastica & similibus, haud existimare nos oportet, ita recte & ex ordine a nobis fieri. Saltem enim gradu aliquo peccamus mitius: culpa omni non vacabimus. Qui enim soli Deo, de side sua rationem reddere debent, in eos, eam ob rem, nulla apud nos est justa animadversio; modo sibi de coetero a seductione & motibus temperent, in quibus deprehensi, non ex causa religonis puniuntur sed more seditiosorum.

37. Die er allen seinen Wiedersachern zur Prüfung recommendiret /

Diese zwo merckwürdige Stellungen nun: wie eines theils sie zur solidern Löhtung und Bewährung Deductionis Innocentiae meae: daß sie mit der Vernunfft, der Schrifft und den Rechten einstimme: angeführet; so werden andern theils, sie zwo Probir Steine abgeben: an welchen meine geistliche und weltliche Ankläger und Richter, ihre admirable Conduite, die auff den Cantzeln: in den Raths- und Gerichts-Stuben: in den Predigten: Urtheilungen und Sententioniten: in regard meiner Person und meines Büchleins, sie temoigniret; anstreichen, prüfen:

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[290/0306] Gesetz Christi erfüllen. So aber sich iemand lässet düncken, er sey etwas, so er doch nichts ist, der betreuget sich selbst. Ein ieglicher aber prüfe sein selbst Werck: und alsdann wird er an ihm selbst Ruhm haben, und nicht an einem andern. Denn ein ieglicher wird seine Last tragen; und in einer andern Epistel heisset es: affterredet nicht unter einander lieben Brüder! wer seinem Bruder affterredet und urtheilet seinen Bruder: der affterredet dem Gesetz und urtheilet das Gesetz. Urtheilest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Thäter des Gesetzes: sondern ein Richter. Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kan seelig machen und verdammen. Wer bist du, der du einen andern urtheilest: aus dem jure divino der heil. Schrifft. Das Jus Publicum aber: daß mit der Feder eines fürtreflichen Commentatoris ad J. P. schreibe; lehret: quod merito cuique licere debeat de se statuere, qua potissimum ratione privatim & sine strepitu, Nos Deum, nobis propitium & placabilem facere possimus. Haec enim seueritas & Tyrannis in Conscientias aliorum, qua Pontificii utuntur, qui cogitatorum etiam poenas luere volunt, quos fortasse deprehendunt diversis, nec suae Religioni congruis opinionibus imbutos; certissimum est signum, timere Clerum suis rebus, ne imposturae male satis tectae, tandem deprehendantur novaturientium audacia, quam ideo Igne, Laqueo, Culeo, & atrocibus aliis suppliciis, reprimere necesse habent. Quod si haec imitamur Protestantes aliquando mitioribus remediis, veluti exilio, fustigatione, censura Ecclesiastica & similibus, haud existimare nos oportet, ita recte & ex ordine a nobis fieri. Saltem enim gradu aliquo peccamus mitius: culpa omni non vacabimus. Qui enim soli Deo, de side sua rationem reddere debent, in eos, eam ob rem, nulla apud nos est justa animadversio; modo sibi de coetero a seductione & motibus temperent, in quibus deprehensi, non ex causa religonis puniuntur sed more seditiosorum. Diese zwo merckwürdige Stellungen nun: wie eines theils sie zur solidern Löhtung und Bewährung Deductionis Innocentiae meae: daß sie mit der Vernunfft, der Schrifft und den Rechten einstimme: angeführet; so werden andern theils, sie zwo Probir Steine abgeben: an welchen meine geistliche und weltliche Ankläger und Richter, ihre admirable Conduite, die auff den Cantzeln: in den Raths- und Gerichts-Stuben: in den Predigten: Urtheilungen und Sententioniten: in regard meiner Person und meines Büchleins, sie temoigniret; anstreichen, prüfen:

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/306>, abgerufen am 03.07.2024.