Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.gedencken, dieser Handel giebet denen ungezogenen Pfaffen Ihre lection und gehöret nicht für mich; Sondern stehe vielmehr hier ein wenig stille, Sie gehöret für dich. Ja mich dünckt, ich höre noch einen andern, der sich selbst in seinem Hertzen was einbildet, und wohl GOtt danckt, daß er nicht sey wie solche garstige Brandtewein-Säuffer; oder auch wohl gar fortfähret, und sich beredet, er wolle den errathen, auf den ich mit diesem Handel gezielet hätte, denn er kenne diesen und jenen, der sonst ein praver gelehrter und tugendhaffter Mann sey, wenn er nur durch das schändliche Brandtewein-Sauffen sich nicht verderbete. Diesem ruffe ich ebenfalls zu; Stehe stille, die Anmerckung in der rubrique gehöret vielleicht auch für dich. Wie stehets mit dem Rauch-oder Schnup-Toback? Wie riechen deine Kleider so starck darnach, wie siehet dein Mund, dein Kinn, deine Kleider so röthlich und unappetitlich aus? Ja sprichstu, das ist ein anders. Der Schnup-Toback, ja der Rauch-Toback sind würcklich was Gutes und Gesundes, Bontekoe und andre berühmten Medici --- Ach schweige flugs stille, und liß dem Bontekoe und andern berühmten Medicis zu Ehren meine folgende Gedancken. §. IV. Brandtewein, Toback etc. werden allhier in weitläufftigen Verstande genommen, daß Sie so wohl die gemeinen und allen Bauren bekanten species, als auch diejenigen, die wegen ihrer rarität oder Kostbarkeit mit eignen Nahmen, als Ros solis, Aquavit, Knaster, körnichter Schnuptoback, u. s. w. pflegen genennet zu werden, bedeuten. Brandtewein ist so wohl indifferent als der Toback, denn sonst würde man in Christlichen und vernünfftigen Republiquen dessen Zubereitung und Handel nicht so lange geduldet haben. Ja Brandtewein und Toback sind alles gute und nützliche Dinge, die, wenn sie recht gebraucht werden, dem gemeinen Wesen viel Nutzen bringen, und die Gesundheit des Menschen erhalten, oder die Kranckheiten vertreiben. Daß sie aber durch den Mißbrauch das Leben verkürtzen, ist auch nicht zu zweiffeln. Je hitziger, rarer und theurer der Brandtewein ist; je kürtzere Arbeit macht er. Der Knaster-Toback ist unstreitig lieblicher, angenehmer und gesunder, wenn er mäßig gebraucht wird als der gemeine Toback; aber er verderbet auch den Magen, und verkürtzet denen, die Ihn täglich und übermäßig brauchen, das Leben: Der Schnup-Toback ist so lange eben nicht mode, daß ich hätte observiren können, ob diejenigen, die sich dessen allzuhäuffigen Gebrauchs von Jugend auf bedienen, alt zu werden pflegen, welches ich mir aber indessen schwerlich einbilden kan. Wegen der Seele, und der Ehre ist zwar gleichfalls zwischen Brandtewein und Toback einiger Unterscheid, aber vielleicht so groß nicht, als ihn gedencken, dieser Handel giebet denen ungezogenen Pfaffen Ihre lection und gehöret nicht für mich; Sondern stehe vielmehr hier ein wenig stille, Sie gehöret für dich. Ja mich dünckt, ich höre noch einen andern, der sich selbst in seinem Hertzen was einbildet, und wohl GOtt danckt, daß er nicht sey wie solche garstige Brandtewein-Säuffer; oder auch wohl gar fortfähret, und sich beredet, er wolle den errathen, auf den ich mit diesem Handel gezielet hätte, denn er kenne diesen und jenen, der sonst ein praver gelehrter und tugendhaffter Mann sey, wenn er nur durch das schändliche Brandtewein-Sauffen sich nicht verderbete. Diesem ruffe ich ebenfalls zu; Stehe stille, die Anmerckung in der rubrique gehöret vielleicht auch für dich. Wie stehets mit dem Rauch-oder Schnup-Toback? Wie riechen deine Kleider so starck darnach, wie siehet dein Mund, dein Kinn, deine Kleider so röthlich und unappetitlich aus? Ja sprichstu, das ist ein anders. Der Schnup-Toback, ja der Rauch-Toback sind würcklich was Gutes und Gesundes, Bontekoe und andre berühmten Medici --- Ach schweige flugs stille, und liß dem Bontekoe und andern berühmten Medicis zu Ehren meine folgende Gedancken. §. IV. Brandtewein, Toback etc. werden allhier in weitläufftigen Verstande genommen, daß Sie so wohl die gemeinen und allen Bauren bekanten species, als auch diejenigen, die wegen ihrer rarität oder Kostbarkeit mit eignen Nahmen, als Ros solis, Aquavit, Knaster, körnichter Schnuptoback, u. s. w. pflegen genennet zu werden, bedeuten. Brandtewein ist so wohl indifferent als der Toback, denn sonst würde man in Christlichen und vernünfftigen Republiquen dessen Zubereitung und Handel nicht so lange geduldet haben. Ja Brandtewein und Toback sind alles gute und nützliche Dinge, die, wenn sie recht gebraucht werden, dem gemeinen Wesen viel Nutzen bringen, und die Gesundheit des Menschen erhalten, oder die Kranckheiten vertreiben. Daß sie aber durch den Mißbrauch das Leben verkürtzen, ist auch nicht zu zweiffeln. Je hitziger, rarer und theurer der Brandtewein ist; je kürtzere Arbeit macht er. Der Knaster-Toback ist unstreitig lieblicher, angenehmer und gesunder, wenn er mäßig gebraucht wird als der gemeine Toback; aber er verderbet auch den Magen, und verkürtzet denen, die Ihn täglich und übermäßig brauchen, das Leben: Der Schnup-Toback ist so lange eben nicht mode, daß ich hätte observiren können, ob diejenigen, die sich dessen allzuhäuffigen Gebrauchs von Jugend auf bedienen, alt zu werden pflegen, welches ich mir aber indessen schwerlich einbilden kan. 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Wie riechen deine Kleider so starck darnach, wie siehet dein Mund, dein Kinn, deine Kleider so röthlich und unappetitlich aus? Ja sprichstu, das ist ein anders. Der Schnup-Toback, ja der Rauch-Toback sind würcklich was Gutes und Gesundes, Bontekoe und andre berühmten Medici --- Ach schweige flugs stille, und liß dem Bontekoe und andern berühmten Medicis zu Ehren meine folgende Gedancken.</p> <note place="left">Erklärung derselben.</note> <p>§. IV. Brandtewein, Toback etc. werden allhier in weitläufftigen Verstande genommen, daß Sie so wohl die gemeinen und allen Bauren bekanten species, als auch diejenigen, die wegen ihrer rarität oder Kostbarkeit mit eignen Nahmen, als Ros solis, Aquavit, Knaster, körnichter Schnuptoback, u. s. w. pflegen genennet zu werden, bedeuten. Brandtewein ist so wohl indifferent als der Toback, denn sonst würde man in Christlichen und vernünfftigen Republiquen dessen Zubereitung und Handel nicht so lange geduldet haben. Ja Brandtewein und Toback sind alles gute und nützliche Dinge, die, wenn sie recht gebraucht werden, dem gemeinen Wesen viel Nutzen bringen, und die Gesundheit des Menschen erhalten, oder die Kranckheiten vertreiben. Daß sie aber durch den Mißbrauch das Leben verkürtzen, ist auch nicht zu zweiffeln. Je hitziger, rarer und theurer der Brandtewein ist; je kürtzere Arbeit macht er. Der Knaster-Toback ist unstreitig lieblicher, angenehmer und gesunder, wenn er mäßig gebraucht wird als der gemeine Toback; aber er verderbet auch den Magen, und verkürtzet denen, die Ihn täglich und übermäßig brauchen, das Leben: Der Schnup-Toback ist so lange eben nicht mode, daß ich hätte observiren können, ob diejenigen, die sich dessen allzuhäuffigen Gebrauchs von Jugend auf bedienen, alt zu werden pflegen, welches ich mir aber indessen schwerlich einbilden kan. Wegen der Seele, und der Ehre ist zwar gleichfalls zwischen Brandtewein und Toback einiger Unterscheid, aber vielleicht so groß nicht, als ihn </p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0236]
gedencken, dieser Handel giebet denen ungezogenen Pfaffen Ihre lection und gehöret nicht für mich; Sondern stehe vielmehr hier ein wenig stille, Sie gehöret für dich. Ja mich dünckt, ich höre noch einen andern, der sich selbst in seinem Hertzen was einbildet, und wohl GOtt danckt, daß er nicht sey wie solche garstige Brandtewein-Säuffer; oder auch wohl gar fortfähret, und sich beredet, er wolle den errathen, auf den ich mit diesem Handel gezielet hätte, denn er kenne diesen und jenen, der sonst ein praver gelehrter und tugendhaffter Mann sey, wenn er nur durch das schändliche Brandtewein-Sauffen sich nicht verderbete. Diesem ruffe ich ebenfalls zu; Stehe stille, die Anmerckung in der rubrique gehöret vielleicht auch für dich. Wie stehets mit dem Rauch-oder Schnup-Toback? Wie riechen deine Kleider so starck darnach, wie siehet dein Mund, dein Kinn, deine Kleider so röthlich und unappetitlich aus? Ja sprichstu, das ist ein anders. Der Schnup-Toback, ja der Rauch-Toback sind würcklich was Gutes und Gesundes, Bontekoe und andre berühmten Medici --- Ach schweige flugs stille, und liß dem Bontekoe und andern berühmten Medicis zu Ehren meine folgende Gedancken.
§. IV. Brandtewein, Toback etc. werden allhier in weitläufftigen Verstande genommen, daß Sie so wohl die gemeinen und allen Bauren bekanten species, als auch diejenigen, die wegen ihrer rarität oder Kostbarkeit mit eignen Nahmen, als Ros solis, Aquavit, Knaster, körnichter Schnuptoback, u. s. w. pflegen genennet zu werden, bedeuten. Brandtewein ist so wohl indifferent als der Toback, denn sonst würde man in Christlichen und vernünfftigen Republiquen dessen Zubereitung und Handel nicht so lange geduldet haben. Ja Brandtewein und Toback sind alles gute und nützliche Dinge, die, wenn sie recht gebraucht werden, dem gemeinen Wesen viel Nutzen bringen, und die Gesundheit des Menschen erhalten, oder die Kranckheiten vertreiben. Daß sie aber durch den Mißbrauch das Leben verkürtzen, ist auch nicht zu zweiffeln. Je hitziger, rarer und theurer der Brandtewein ist; je kürtzere Arbeit macht er. Der Knaster-Toback ist unstreitig lieblicher, angenehmer und gesunder, wenn er mäßig gebraucht wird als der gemeine Toback; aber er verderbet auch den Magen, und verkürtzet denen, die Ihn täglich und übermäßig brauchen, das Leben: Der Schnup-Toback ist so lange eben nicht mode, daß ich hätte observiren können, ob diejenigen, die sich dessen allzuhäuffigen Gebrauchs von Jugend auf bedienen, alt zu werden pflegen, welches ich mir aber indessen schwerlich einbilden kan. Wegen der Seele, und der Ehre ist zwar gleichfalls zwischen Brandtewein und Toback einiger Unterscheid, aber vielleicht so groß nicht, als ihn
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/236>, abgerufen am 17.02.2025. |