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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Jrrthümern und deren Ursprung.
dult und darauff erfolgter Ubereilung sich
dessen selbst beredet:

39. Daß die praejudicia uns von der Er-
kentniß der Warheit ab
führen/ das haben sie
mit allen falschen Meinungen gemein/ darinnen
aber ist der Unterscheid/ daß bey denen praejudi-
ciis
die Ursache/ darauff sie sich gründen/ gantz
keine nothwendige connexion mit dergleichen
Jrthümern hat/ und also für keine Ursache zu hal-
ten ist/ da doch in andern/ aus dergleichen praeju-
diciis
hergeleiteten falschen Meinungen zum we-
nigsten eine nothwendige connexion zwischen
dem Jrrthum und praejudicio seyn kan. Die
praejudicia sind der Quell aller falschen Mei-
nungen/ die übrigen Jrrthümer sind die daraus
fliessenden Bächlein.

40. Der Hauptquell aller praejudiciorum.
ist der elende Zustand des Verstandes der
Menschen in seiner Jugend/ und die demselben
anklebende Leichtgläubigkeit/ durch welche er
sich was falsches geschwinde bereden läst/ oder
selbst beredet.

41. Und weil diese eitele Beredung theils
ausser dem Menschen von andern herrühret/
theils in ihm selbst verborgen ist/ so entstehen da-
hero zwey allgemeine Haupt
praejudicia denen
man alle Jrrthümer/ die auff der Welt seyn/ zu-
schreiben kan/ davon wir das eine das Vorur-
theil menschlicher
autoriiät/ das andere aber
das Vornurtheil der Ubereilung nennen wollen.

42. Wie
U

Jrrthuͤmern und deren Urſprung.
dult und darauff erfolgter Ubeꝛeilung ſich
deſſen ſelbſt beredet:

39. Daß die præjudicia uns von der Er-
kentniß der Warheit ab
fuͤhren/ das haben ſie
mit allen falſchen Meinungen gemein/ darinnen
aber iſt der Unterſcheid/ daß bey denen præjudi-
ciis
die Urſache/ darauff ſie ſich gruͤnden/ gantz
keine nothwendige connexion mit dergleichen
Jrthuͤmern hat/ und alſo fuͤr keine Urſache zu hal-
ten iſt/ da doch in andern/ aus dergleichen præju-
diciis
hergeleiteten falſchen Meinungen zum we-
nigſten eine nothwendige connexion zwiſchen
dem Jrrthum und præjudicio ſeyn kan. Die
præjudicia ſind der Quell aller falſchen Mei-
nungen/ die uͤbrigen Jrrthuͤmer ſind die daraus
flieſſenden Baͤchlein.

40. Der Hauptquell aller præjudiciorum.
iſt der elende Zuſtand des Verſtandes der
Menſchen in ſeiner Jugend/ und die demſelben
anklebende Leichtglaͤubigkeit/ durch welche er
ſich was falſches geſchwinde bereden laͤſt/ oder
ſelbſt beredet.

41. Und weil dieſe eitele Beredung theils
auſſer dem Menſchen von andern herruͤhret/
theils in ihm ſelbſt verborgen iſt/ ſo entſtehen da-
hero zwey allgemeine Haupt
præjudicia denen
man alle Jrrthuͤmer/ die auff der Welt ſeyn/ zu-
ſchreiben kan/ davon wir das eine das Vorur-
theil menſchlicher
autoriiaͤt/ das andere aber
das Vornurtheil der Ubereilung neñen wollen.

42. Wie
U
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[305/0323] Jrrthuͤmern und deren Urſprung. dult und darauff erfolgter Ubeꝛeilung ſich deſſen ſelbſt beredet: 39. Daß die præjudicia uns von der Er- kentniß der Warheit abfuͤhren/ das haben ſie mit allen falſchen Meinungen gemein/ darinnen aber iſt der Unterſcheid/ daß bey denen præjudi- ciis die Urſache/ darauff ſie ſich gruͤnden/ gantz keine nothwendige connexion mit dergleichen Jrthuͤmern hat/ und alſo fuͤr keine Urſache zu hal- ten iſt/ da doch in andern/ aus dergleichen præju- diciis hergeleiteten falſchen Meinungen zum we- nigſten eine nothwendige connexion zwiſchen dem Jrrthum und præjudicio ſeyn kan. Die præjudicia ſind der Quell aller falſchen Mei- nungen/ die uͤbrigen Jrrthuͤmer ſind die daraus flieſſenden Baͤchlein. 40. Der Hauptquell aller præjudiciorum. iſt der elende Zuſtand des Verſtandes der Menſchen in ſeiner Jugend/ und die demſelben anklebende Leichtglaͤubigkeit/ durch welche er ſich was falſches geſchwinde bereden laͤſt/ oder ſelbſt beredet. 41. Und weil dieſe eitele Beredung theils auſſer dem Menſchen von andern herruͤhret/ theils in ihm ſelbſt verborgen iſt/ ſo entſtehen da- hero zwey allgemeine Haupt præjudicia denen man alle Jrrthuͤmer/ die auff der Welt ſeyn/ zu- ſchreiben kan/ davon wir das eine das Vorur- theil menſchlicher autoriiaͤt/ das andere aber das Vornurtheil der Ubereilung neñen wollen. 42. Wie U

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/323>, abgerufen am 27.11.2024.