Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
Das 12. Hauptstück

38. 3. Stehe alleine ohne anhalten. Das
ist: betrachte die conclusiones die du per sen-
siones
erhalten hast/ und suche bey dem
subjecto und praedicato derselben definitio-
nes
und ideas.

39. 4. Nun gehe weiter fort wohin und
wie weit du willst/ das ist: Resolvire die defi-
nitiones
oder die gantzen ideas in ihre
Theile/ und diese wiederum in andere
Theile/ so weit es angehet und du von
nöthen hast.

40. Willst du die gantze Kunst in drey
Worte fassen/ Experire, Defini, Divide.

41. Aber nun ist abermals eine neue Noth
fürhanden. Denn mir dünckt/ du bist noch
nicht hiermit zu frieden. Mit der Experienz
möchte es endlich nicht viel zu bedeuten haben/
theils/ weil dieselbe nicht vielen Zweiffeln un-
terworffen scheinet/ theils weil wir allbereit o-
ben in 6. Capitel so viel als nöthig gewesen/
hiervon Unterweisung gethan. Ja es ist
eben bey denen adultis die experientz zu Er-
findung neuer Warheiten mehr überflüßig
als nöthig/ weil sie von Jugend auf schon
gnug experientias haben/ und die Zeit ihres
Lebens gnung zuthun finden/ wenn sie die-

selbi-
Das 12. Hauptſtuͤck

38. 3. Stehe alleine ohne anhalten. Das
iſt: betrachte die concluſiones die du per ſen-
ſiones
erhalten haſt/ und ſuche bey dem
ſubjecto und prædicato derſelben definitio-
nes
und ideas.

39. 4. Nun gehe weiter fort wohin und
wie weit du willſt/ das iſt: Reſolvire die defi-
nitiones
oder die gantzen ideas in ihre
Theile/ und dieſe wiederum in andere
Theile/ ſo weit es angehet und du von
noͤthen haſt.

40. Willſt du die gantze Kunſt in drey
Worte faſſen/ Experire, Defini, Divide.

41. Aber nun iſt abermals eine neue Noth
fuͤrhanden. Denn mir duͤnckt/ du biſt noch
nicht hiermit zu frieden. Mit der Experienz
moͤchte es endlich nicht viel zu bedeuten haben/
theils/ weil dieſelbe nicht vielen Zweiffeln un-
terworffen ſcheinet/ theils weil wir allbereit o-
ben in 6. Capitel ſo viel als noͤthig geweſen/
hiervon Unterweiſung gethan. Ja es iſt
eben bey denen adultis die experientz zu Er-
findung neuer Warheiten mehr uͤberfluͤßig
als noͤthig/ weil ſie von Jugend auf ſchon
gnug experientias haben/ und die Zeit ihres
Lebens gnung zuthun finden/ wenn ſie die-

ſelbi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0294" n="276"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das 12. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
        <p>38. 3. Stehe alleine ohne anhalten. Das<lb/>
i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">betrachte die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">conclu&#x017F;iones</hi></hi> <hi rendition="#fr">die du</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">per &#x017F;en-<lb/>
&#x017F;iones</hi></hi> <hi rendition="#fr">erhalten ha&#x017F;t/ und &#x017F;uche bey dem</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;ubjecto</hi></hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">prædicato</hi></hi> <hi rendition="#fr">der&#x017F;elben</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">definitio-<lb/>
nes</hi></hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ideas.</hi></hi></p><lb/>
        <p>39. 4. Nun gehe weiter fort wohin und<lb/>
wie weit du will&#x017F;t/ das i&#x017F;t: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Re&#x017F;olvire</hi></hi> <hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">defi-<lb/>
nitiones</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder die gantzen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ideas</hi></hi> <hi rendition="#fr">in ihre<lb/>
Theile/ und die&#x017F;e wiederum in andere<lb/>
Theile/ &#x017F;o weit es angehet und du von<lb/>
no&#x0364;then ha&#x017F;t.</hi></p><lb/>
        <p>40. Will&#x017F;t du die gantze Kun&#x017F;t in drey<lb/>
Worte fa&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Experire, Defini, Divide.</hi></hi></p><lb/>
        <p>41. Aber nun i&#x017F;t abermals eine neue Noth<lb/>
fu&#x0364;rhanden. Denn mir du&#x0364;nckt/ du bi&#x017F;t noch<lb/>
nicht hiermit zu frieden. Mit der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Experienz</hi></hi><lb/>
mo&#x0364;chte es endlich nicht viel zu bedeuten haben/<lb/>
theils/ weil die&#x017F;elbe nicht vielen Zweiffeln un-<lb/>
terworffen &#x017F;cheinet/ theils weil wir allbereit o-<lb/>
ben in 6. Capitel &#x017F;o viel als no&#x0364;thig gewe&#x017F;en/<lb/>
hiervon Unterwei&#x017F;ung gethan. Ja es i&#x017F;t<lb/>
eben bey denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">adultis</hi></hi> die <hi rendition="#aq">experien</hi>tz zu Er-<lb/>
findung neuer Warheiten mehr u&#x0364;berflu&#x0364;ßig<lb/>
als no&#x0364;thig/ weil &#x017F;ie von Jugend auf &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#fr">gnug</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">experientias</hi></hi> <hi rendition="#fr">haben/</hi> und die Zeit ihres<lb/>
Lebens gnung zuthun finden/ wenn &#x017F;ie die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elbi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0294] Das 12. Hauptſtuͤck 38. 3. Stehe alleine ohne anhalten. Das iſt: betrachte die concluſiones die du per ſen- ſiones erhalten haſt/ und ſuche bey dem ſubjecto und prædicato derſelben definitio- nes und ideas. 39. 4. Nun gehe weiter fort wohin und wie weit du willſt/ das iſt: Reſolvire die defi- nitiones oder die gantzen ideas in ihre Theile/ und dieſe wiederum in andere Theile/ ſo weit es angehet und du von noͤthen haſt. 40. Willſt du die gantze Kunſt in drey Worte faſſen/ Experire, Defini, Divide. 41. Aber nun iſt abermals eine neue Noth fuͤrhanden. Denn mir duͤnckt/ du biſt noch nicht hiermit zu frieden. Mit der Experienz moͤchte es endlich nicht viel zu bedeuten haben/ theils/ weil dieſelbe nicht vielen Zweiffeln un- terworffen ſcheinet/ theils weil wir allbereit o- ben in 6. Capitel ſo viel als noͤthig geweſen/ hiervon Unterweiſung gethan. Ja es iſt eben bey denen adultis die experientz zu Er- findung neuer Warheiten mehr uͤberfluͤßig als noͤthig/ weil ſie von Jugend auf ſchon gnug experientias haben/ und die Zeit ihres Lebens gnung zuthun finden/ wenn ſie die- ſelbi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/294
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/294>, abgerufen am 27.11.2024.