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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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und unwahrscheinlichen Dingen.
es gilt uns einerley/ wenn man dergleichen
Beweiß demonstrationem secundariam, qvasi
demonstrationem,
oder demonstrationem by-
potheticam
nennen wolte.

76. Endlich wenn der Menschliche Ver-
stand erkennet/ daß in der Natur etwas sey/
dessen deutlichen concept, was es sey/ oder
woher es entstehe/
er weder mit seinen eige-
nen noch anderen Leuten Sinnligkeiten/ noch
vermöge derer warhafftigen oder qvasi ideen
erreichen kan/ muß er es weder vor warschein-
lich noch unwarscheinlich halten/ sondern sei-
nen Verstand mitten inne stehen/ und dabey
als unerkanten Dingen ruhen lassen.

77. Zum Exempel das Wesen einer sub-
stan
tz/ die Darthuung des Wesens der Ele-
mente/ u. s. w.

78. Und dieses wenige halten wir dafür in
der Lehre von der Wahrscheinligkeit merck-
würdig zu seyn/ obschon insgemein die alten
und neuen Philosophi viel Wesens von de-
nen Locis Topicis oder Dialecticis machen/ und
die Lernende mit vielen Regeln und maxi-
men überhäuffen.

79. Aber gleichwie ich schon anderswo ge-
wiesen/ daß unter denenselben regulae de-

mon-

und unwahrſcheinlichen Dingen.
es gilt uns einerley/ wenn man dergleichen
Beweiß demonſtrationem ſecundariam, qvaſi
demonſtrationem,
oder demonſtrationem by-
potheticam
nennen wolte.

76. Endlich wenn der Menſchliche Ver-
ſtand erkennet/ daß in der Natur etwas ſey/
deſſen deutlichen concept, was es ſey/ oder
woher es entſtehe/
er weder mit ſeinen eige-
nen noch anderen Leuten Sinnligkeiten/ noch
vermoͤge derer warhafftigen oder qvaſi ideen
erreichen kan/ muß er es weder vor warſchein-
lich noch unwarſcheinlich halten/ ſondern ſei-
nen Verſtand mitten inne ſtehen/ und dabey
als unerkanten Dingen ruhen laſſen.

77. Zum Exempel das Weſen einer ſub-
ſtan
tz/ die Darthuung des Weſens der Ele-
mente/ u. ſ. w.

78. Und dieſes wenige halten wir dafuͤr in
der Lehre von der Wahrſcheinligkeit merck-
wuͤrdig zu ſeyn/ obſchon insgemein die alten
und neuen Philoſophi viel Weſens von de-
nen Locis Topicis oder Dialecticis machen/ und
die Lernende mit vielen Regeln und maxi-
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79. Aber gleichwie ich ſchon anderswo ge-
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[239/0257] und unwahrſcheinlichen Dingen. es gilt uns einerley/ wenn man dergleichen Beweiß demonſtrationem ſecundariam, qvaſi demonſtrationem, oder demonſtrationem by- potheticam nennen wolte. 76. Endlich wenn der Menſchliche Ver- ſtand erkennet/ daß in der Natur etwas ſey/ deſſen deutlichen concept, was es ſey/ oder woher es entſtehe/ er weder mit ſeinen eige- nen noch anderen Leuten Sinnligkeiten/ noch vermoͤge derer warhafftigen oder qvaſi ideen erreichen kan/ muß er es weder vor warſchein- lich noch unwarſcheinlich halten/ ſondern ſei- nen Verſtand mitten inne ſtehen/ und dabey als unerkanten Dingen ruhen laſſen. 77. Zum Exempel das Weſen einer ſub- ſtantz/ die Darthuung des Weſens der Ele- mente/ u. ſ. w. 78. Und dieſes wenige halten wir dafuͤr in der Lehre von der Wahrſcheinligkeit merck- wuͤrdig zu ſeyn/ obſchon insgemein die alten und neuen Philoſophi viel Weſens von de- nen Locis Topicis oder Dialecticis machen/ und die Lernende mit vielen Regeln und maxi- men uͤberhaͤuffen. 79. Aber gleichwie ich ſchon anderswo ge- wieſen/ daß unter denenſelben regulæ de- mon-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/257>, abgerufen am 18.12.2024.