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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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und andern unstreitigen Unwarh.
nur daraus/ daß du eine wahre Erkäntnüß
von eines andern seiner falschen Meinung
hast/ nicht aber daß das Falsche wahr/ oder das
Wahre falsch sey.

10. Die Erkäntnüß des rechten Weges
versichert dich/ daß der Abweg ein Abweg sey/
ob ihn gleich der andere vor den rechten Weg
ausgiebet/ alleine deß wegen ist der Abweg und
der Weg nicht eins.

11. Zu mehrerer Erleuterung kanst du ei-
nen Unterscheid machen unter wahr oder
falsch seyn
/ und unter dem erkennen/ daß
etwas wahr oder falsch sey: Es ist allezeit wahr/
daß eine circulatio sangvinis sey/ und das
Gegemheil allezeit falsch/ ob gleich für einiger
Zeit jenes für falsch und dieses für wahr gehal-
ten worden.

12. Das wahr sein inferirt die habitu-
dinem
derer euserlichen Dinge und der Ge-
dancken eines Menschen mit dem Verstande/
der allen Menschen gegeben ist.

13. Wenn nun diese habitudo von jed-
weden in actum deduciret wird/ so erkennet
man auch das wahre.

14. Und also ist eigentlich die Warheit o-
der Unwarheit eben so unterschieden/ als ens

reale

und andern unſtreitigen Unwarh.
nur daraus/ daß du eine wahre Erkaͤntnuͤß
von eines andern ſeiner falſchen Meinung
haſt/ nicht aber daß das Falſche wahr/ oder das
Wahre falſch ſey.

10. Die Erkaͤntnuͤß des rechten Weges
verſichert dich/ daß der Abweg ein Abweg ſey/
ob ihn gleich der andere vor den rechten Weg
ausgiebet/ alleine deß wegen iſt der Abweg und
der Weg nicht eins.

11. Zu mehrerer Erleuterung kanſt du ei-
nen Unterſcheid machen unter wahr oder
falſch ſeyn
/ und unter dem erkennen/ daß
etwas wahr oder falſch ſey: Es iſt allezeit wahr/
daß eine circulatio ſangvinis ſey/ und das
Gegemheil allezeit falſch/ ob gleich fuͤr einiger
Zeit jenes fuͤr falſch und dieſes fuͤr wahr gehal-
ten worden.

12. Das wahr ſein inferirt die habitu-
dinem
derer euſerlichen Dinge und der Ge-
dancken eines Menſchen mit dem Verſtande/
der allen Menſchen gegeben iſt.

13. Wenn nun dieſe habitudo von jed-
weden in actum deduciret wird/ ſo erkennet
man auch das wahre.

14. Und alſo iſt eigentlich die Warheit o-
der Unwarheit eben ſo unterſchieden/ als ens

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[205/0223] und andern unſtreitigen Unwarh. nur daraus/ daß du eine wahre Erkaͤntnuͤß von eines andern ſeiner falſchen Meinung haſt/ nicht aber daß das Falſche wahr/ oder das Wahre falſch ſey. 10. Die Erkaͤntnuͤß des rechten Weges verſichert dich/ daß der Abweg ein Abweg ſey/ ob ihn gleich der andere vor den rechten Weg ausgiebet/ alleine deß wegen iſt der Abweg und der Weg nicht eins. 11. Zu mehrerer Erleuterung kanſt du ei- nen Unterſcheid machen unter wahr oder falſch ſeyn/ und unter dem erkennen/ daß etwas wahr oder falſch ſey: Es iſt allezeit wahr/ daß eine circulatio ſangvinis ſey/ und das Gegemheil allezeit falſch/ ob gleich fuͤr einiger Zeit jenes fuͤr falſch und dieſes fuͤr wahr gehal- ten worden. 12. Das wahr ſein inferirt die habitu- dinem derer euſerlichen Dinge und der Ge- dancken eines Menſchen mit dem Verſtande/ der allen Menſchen gegeben iſt. 13. Wenn nun dieſe habitudo von jed- weden in actum deduciret wird/ ſo erkennet man auch das wahre. 14. Und alſo iſt eigentlich die Warheit o- der Unwarheit eben ſo unterſchieden/ als ens reale

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/223>, abgerufen am 25.11.2024.